Der Apostolische Administrator von Limburg im Gespräch

"Tebartz-van Elst hat das gute Recht, sich zu äußern"

Der Apostolische Administrator des Bistums Limburg, Weihbischof Manfred Grothe, zeigt Verständnis für die Reaktion von Bischof Tebartz-van Elst auf den Prüfbericht. Im domradio spricht Grothe über seine neue Aufgabe.

Apostolischer Administrator Weihbischof Manfred Grothe (dpa)
Apostolischer Administrator Weihbischof Manfred Grothe / ( dpa )

domradio.de: Herr Weihbischof, Sie haben nun eine Nacht drüber schlafen können nach den Ereignissen gestern. Wie geht es Ihnen am Tag danach in Ihrem neuen Amt?

Apostolischer Administrator Weihbischof Grothe: Sie werden es kaum glauben, aber ich bin heute Morgen froh aufgewacht, nachdem ich gestern auch sehr zufrieden zu Bett gegangen bin. Denn was mich gestern erwartete, und was ich erlebt habe, war durchweg so Mut machend, dass ich das in dieser Form gar nicht erwarten konnte. Es fing an mit einer sehr frohen und offenherzigen Begegnung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ordinariates, bei der wir uns miteinander bekanntgemacht haben. Auch in der Pressekonferenz am Nachmittag habe ich gespürt, welch aufrichtiges Interesse bei denen war, die uns in dieser Stunde begleitet haben. Wenn man als Fremder in eine Diözese kommt, dann ist das schon einmal ein ganz guter und Mut machender Auftakt. So gesehen gehe ich zuversichtlich in die nächsten Tage.

domradio.de: Wie hat das große Medieninteresse auf Sie gewirkt?

Weihbischof Grothe: Ich wusste natürlich, dass das mediale Interesse am Bistum Limburg groß ist. Aber wenn Sie das dann so personifiziert und in Kameras ausgedrückt finden, dann ist das doch noch mal eine andere Erfahrung.

domradio.de: Sie werden bald 75 Jahre alt. Eigentlich stünde als Weihbischof eine Emeritierung in greifbarer Nähe. Und jetzt diese neue Aufgabe, wie empfinden Sie diesen Auftrag des Papstes?

Weihbischof Grothe: Ich darf es offen sagen: Es ist eine ambivalente Empfindung. Zum einen ist es beglückend, wenn der Heilige Vater und die Bischofskongregation einen mit einem solchen Auftrag versehen und einem das zutrauen. Das sage ich nicht mit Stolz, sondern in aller Demut. Das berührt mich, und das ist eine Aufgabe, aus der ich Kraft schöpfen kann. Ich kann,  andererseits aber auch nicht verschweigen, dass man dem natürlichen Lebensrhythmus einfach Tribut zu zahlen hat, und dass man mit 75 Jahren nicht mehr die Kraft hat, die man noch mit 50 hätte. Ich muss deshalb einen Rhythmus finden, in dem ich auf der einen Seite den Erwartungen an den Administrator in Limburg gerecht werde, andererseits die Aufgaben in meinem Erzbistum noch angemessen erledigen kann. Ich bin da zuversichtlich, weil mir unser Erzbischof Hilfe zugesagt hat. Insofern möchte ich mit Zuversicht und der positiven Erfahrung des gestrigen Tages an die Arbeit gehen.

domradio.de: Wissen Sie denn, ob eine Emeritierung ansteht und Sie vielleicht bald ganz viel Zeit für Limburg haben werden?

Weihbischof Grothe: Das ist natürlich eine Frage, die ich Ihnen nicht beantworten kann, weil sie in der Zuständigkeit des Heiligen Vaters und der Bischofskongregation steht. Ich war ja nach dem kirchlichen Recht gehalten, dem Heiligen Vater mein Rücktrittsgesuch anzubieten. Was die Aufgaben im Paderborner Domkapitel angeht, musste ich auch dem Erzbischof meinen Rücktritt anzubieten. Das habe ich vor dem Hintergrund der jetzigen Entwicklung auch getan. Es ist für mich völlig offen, wie beide Stellen nun reagieren werden. Ich gehe mal davon aus, wenn eine neue Beauftragung ausgesprochen wird und auch Sinn machen soll, dass sie sicherlich noch für eine überschaubare Zeit in dem jetzigen Umfang aufrecht erhalten bleibt. Ob das jetzt ein Jahr ist oder etwas kürzer oder länger, das kann ich ihnen wirklich nicht sagen, aber auf diesen Zeitraum stelle ich mich ein.

domradio.de: Wie groß ist die Aufgabe in Limburg? Sie wollen einen gemeinsamen Neuanfang wagen?

Weihbischof Grothe: Es ist zum Glück schon in den vergangenen Monaten, in denen Bischof Tebartz-van Elst vom Heiligen Vater von seinen Aufgaben freigestellt worden war, eine ganze Menge geschehen. Allerdings ohne einen Bischof. Die Arbeit in einer Diözese lebt aber immer auch von der Integrationskraft, die dem Bischof Kraft Amtes zukommt. Die Bemühungen, die bereits jetzt mit gutem Erfolg eingeleitet worden sind, möchte ich mit meinem bischöflichen Amt unterstützen. Und das in der Form eines Neubeginns, weil ich als Bischof die Aufgabe des Brückenbauers und der Integration habe. Das möchte ich unterstützen und stärken.

domradio.de: Freuen Sie sich auf die Aufgabe?

Weihbischof Grothe: Wie gesagt, der gestrige Tag hat mich in meiner Grundstimmung so positiv ausgerichtet, dass ich mich jetzt freue, mich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mir so offen und bereitwillig ihre Unterstützung zugesagt haben, auf den Weg zu machen.

domradio.de: Bischof Tebartz-van Elst hat gestern noch Stellung bezogen zu Ihrem Prüfbericht. Wie schätzen Sie das ein?

Weihbischof Grothe: Das kommt für mich nicht überraschend, insofern als dieser Schritt schon mitbedacht gewesen ist, als der Auftrag geboren wurde, eine Prüfungskommission zu gründen. Da ist ausdrücklich vorgesehen gewesen, dass nach Fertigstellung des Abschlussberichtes der Bischof Gelegenheit haben sollte, diesen vor Veröffentlichung einzusehen und seine Anmerkungen zu machen. Und das ist geschehen.

domradio.de: Es wirkte gestern so wie eine Verteidigungshaltung.

Weihbischof Grothe: Ich habe damit gerechnet, dass der Bischof natürlich seine Meinung sagen können wird. Ich bin dem mit Gelassenheit begegnet, weil ich wusste, dass wir sehr sorgfältig gearbeitet haben, und dass wir unsere Aussagen des Berichtes zu jeder Zeit in vollem Umfang belegen können. Insofern war das sein vorgesehenes und gutes Recht. Davon hat er Gebrauch gemacht.

Das Interview führte Matthias Friebe.


Quelle:
DR