domradio-Kommentar zu Bischof Tebartz-van Elst

Der Limburger Knoten

Wann der mit Spannung erwartete Untersuchungsbericht über den Limburger Bischofssitz öffentlich wird, ist ungewiss. domradio-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen kommentiert die Anschuldigungen gegen Bischof Tebartz-van Elst.

Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )

Einen Bischof, der lügt, einen Oberhirten, der undurchsichtige Finanzgeschäfte zulässt oder gar betreibt, einen Nachfolger der Apostel, der isoliert von den Menschen hinter hohen Mauern nur noch in seiner eigenen Welt lebt, kann und möchte ich mir nicht vorstellen. Früher oder später wird die ganze Wahrheit ans Licht kommen. Vielleicht auch völlig unabhängig von dem bald zu erwartenden Bericht der Prüfungskommission, den die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat, um all den Vorwürfen um finanzielle Machenschaften rund um den Domberg in Limburg auf den Grund zu gehen.

Gehen wir einmal davon aus, dass der Bischof von Limburg komplett unschuldig ist! Dass er es immer sehr gut gemeint hat, aber in den vergangen Monaten und Jahren leider nur sehr ungeschickt und weltfremd agiert hat, dass er unglücklicherweise stets schlechte Berater hatte, und dass eine ungeheure schmutzige Medienkampagne ihn nur aus dem Amt befördern will, weil eine böse Medienmeute die katholische Kirche sturmreif schießen will… Gut, das ist für einige bestimmt eine Zumutung und nicht ganz so einfache Vorstellung. Aber was bleibt, wenn der Bischof von Limburg nur schlecht beraten wurde, ungeschickt agiert hat und all die gegen ihn erhobenen Vorwürfe erstunken und erlogen sind und nicht der Wahrheit entsprechen?

Dann hat Tebartz-van Elst immer noch ein ganz großes Problem. Im 1. Brief des Apostel Paulus an Timotheus kann man es bereits nachlesen: "Der Bischof muss bei den Außenstehenden einen guten Ruf haben, damit er nicht in üble Nachrede kommt und in die Falle des Teufels gerät". (1 Tim 3,7). Der Bischof von Limburg aber hat kein Vertrauen mehr. Die Öffentlichkeit hat es ihm, ob berechtigt oder unberechtigterweise ist ganz egal, längst entzogen. Sein Ruf ist außerhalb der Kirche aber auch in den eigenen Reihen bereits jetzt so grundlegend zerstört, dass ein Neuanfang in Limburg für ihn und für das ihm anvertraute Bistum unvorstellbar scheint. Ein Bischof, dem man kein Vertrauen mehr entgegenbringt – wie soll das gehen?

Wer jetzt nur gebannt auf den Prüfungsbericht starrt und glaubt, die Klarheit und Wahrheit der Finanzdaten werde es ganz alleine schon richten, dem legt der Osterhase auch die Eier ins Nest. Im Boxkampf wirft der Trainer in völlig aussichtlosen Fällen für gewöhnlich das Handtuch, um seinem Schützling weiteres Unheil zu ersparen. Er nimmt ihn aus dem Kampf und schließt ihn tröstend in seine Arme. Irgendwann später wird an anderer Stelle ein Aufbaukampf organisiert, das Leben geht auch nach der schmerzhaften Niederlage weiter. Und wenn keiner da ist, der in großer Sorge und Verantwortung das Handtuch wirft? Viele hoffen auf Papst Franziskus, der den Limburger Knoten endlich durchschlagen möge um weiteren Schaden von der Person des Bischofs und der katholischen Kirche abzuwenden. Und immer noch kann auch Tebartz-van Elst dem Papst seinen Rücktritt erklären, selbst wenn er sich völlig unschuldig und verraten fühlt. Er darf im Vertrauen auf Gott einen Exodus und Neuanfang wagen.

Der Kommentar des Chefredakteurs erscheint wöchentlich im domradio-Newsletter