Stadtdekan zu Eltz über die Entwicklung im Bistum Limburg

"Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang"

Neustart im Bistum Limburg. Kurienkardinal Giovanni Lajolo scheint die Konfliktparteien zurück zur Dialogbereitschaft geführt zu haben. Im domradio.de-Interview spricht der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz über seine Erwartungen an den Limburger Bischof Tebartz-van Elst.

Stadtdekan zu Eltz und Bischof Tebartz-van Elst (dpa)
Stadtdekan zu Eltz und Bischof Tebartz-van Elst / ( dpa )

domradio.de: Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat sich entschuldigt – Was halten Sie davon?

zu Eltz: Eine Entschuldigung funktioniert ja nicht. Aber eine Bitte um Verzeihung, da dürfte ich kein Christ und kein Mitbruder sein, wenn ich die einfach in den Wind schlagen würde. Natürlich trifft mich das und berührt mich das.

Das Bedauern ist auch angebracht nach den ersten fünf Jahren. Da ist auch Vielen Erhebliches quer gelegen, und viele haben sich nicht gerecht behandelt gefühlt. Es ist natürlich nie zu spät, um einen neuen Anfang zu setzen. Allerdings kann der in Worten nicht liegen, da müsste sich jetzt auch konsistentes Verhalten daraus ergeben. Ich sehe den Bischof vor allem in die Richtung gehen, dass er sich seiner Beratungsorgane, die es in Limburg ja besonders zahlreich gibt, auch bedienen wird. Und zwar nicht nur pro forma, sondern wirklich in der Absicht, von den anderen Erkenntnisse zu gewinnen und diese dann auch in eigene Taten umzusetzen.

domradio.de: Was meinen Sie damit konkret?

zu Eltz: Konkret will ich deshalb nicht werden, weil ich die Tagesordnungen der Konferenzen entweder nicht weiß oder sie nicht vorweg nehmen will. Aber es gibt jede Woche drei bis fünf Termine, wo der Bischof mit Beratungsorganen zusammensitzt. Überall dort gibt es Menschen, die von den Bereichen, in denen sie tätig sind, viel verstehen, zuweilen mehr als der Bischof. Und deren Rat nicht nur hören zu wollen, sondern ihn sich auch gesagt sein zu lassen, ihn anzunehmen, innerlich werden zu lassen, mit den eigenen Vorstellungen zu verbinden, diese auch manchmal zu korrigieren und dann zu einem gut beratenen Ergebnis zu kommen: Das ist die Richtung, in die ich wirklich eindringlich hoffe, dass der Bischof jetzt gehen möchte. Einfach sich der guten Leute bedienen, die er im Bistum hat.

domradio.de: Der Besuch von Kardinal Giovanni Lajolo ist nun zu Ende gegangen. Haben Sie sich mit ihm unterhalten können? Was hat der Besuch gebracht?

zu Eltz: Es war eine Ehre, mehrfach die Gelegenheit gehabt zu haben, mit dem Kardinal zu sprechen. Es war völlig glaubwürdig, dass er in väterlicher Fürsorge die Sorge des Papstes direkt verkörperte, dass er als Freund zu uns kam, einen schwerwiegenden Konflikt sah und versucht hat dazu beizutragen, dass dieser gut gelöst wird. Der Kardinal, der außerordentlich gut deutsch spricht und die Deutschen kennt und mag, war der bestmögliche Gesprächspartner. Ich hatte mir vorgenommen, vor ihm und ihm ins Angesicht zu sage, worin ich die Probleme sehe, dass ich eine schwerwiegende Vertrauenskrise sehe, dass sich der Streit immer weiter und tiefer frisst, und dass ich dadurch die Amtsführung des Bischofs, der ja auf die Akzeptanz seines Dienstes angewiesen ist, wie jeder Geistliche, schwerwiegend behindert sehe. Das wollte ich sagen und das konnte ich auch sagen.

domradio.de: Warum ist das alles so gekommen?

zu Eltz: Das hängt mit den handelnden Personen zusammen, das ist ja immer so. Aber das hängt auch mit dem Kolorit des Limburger Bistums zusammen. Bistümer haben ja auch ihre Persönlichkeit, ihr eigenen Wesen, ihren Charakter und ihr Charisma. Und unser in biedermeierlicher Zeit gegründetes und immer bürgerlich aufgestelltes Bistum ist mit vielen Menschen bestückt, die Kritik für nicht Majestätsbeleidigung halten, sondern für eine Form der Zärtlichkeit und der Zuneigung. Also wer sich bei uns nicht kritisieren lässt, der kommt überhaupt nicht vom Fleck. Insofern glaube ich, dass das Verstummen und Erstarren von Limburger Diözesanen, die sich nicht mehr trauten, die Wahrheit zu sagen, für den Bischof in Wirklichkeit der größte anzunehmende Unfall war. Weil, dann sind die Limburger nicht mehr sie selbst. Jetzt habe ich das Gefühl, machen die Leute, Mitbrüder, Verwaltungsangestellte, Leute in der Pfarreien und normale Gläubige, interessierte Teilnehmer und Zuschauer, wieder den Mund auf. Und das ist für uns der normale Zustand im Bistum.

domradio.de: Wie kann es nun weiter gehen? Werden die Kritiker mit dem Bischof ins Gespräch kommen?

zu Eltz: Das ist die ausdrückliche, persönliche und von Kardinal Lajolo mit allem Nachdruck ausgerichtete Bitte von Papst Franziskus. Diese Bitte hat auch der Bischof gehört, die haben wir gehört, und die ist auch öffentlich gemacht worden. Jetzt werden wir einfach das tun, was der Papst will. Nämlich nach Wegen der Verständigung, der Gemeinsamkeit und der gemeinsamen Leitung suchen. Denn der Bischof leitet nach dem Kirchenrecht die Diözese nicht alleine, sondern zusammen mit dem Presbyterium. Wir werden also nach solchen Wegen suchen. Und da werden auch Leute wie ich dabei sein, die die Erfolgsaussichten dieser Suche sehr skeptisch einschätzen.

domradio.de: Was wäre die Alternative einer Einigung?

zu Eltz: Ich würde sagen, es gibt keine! Dauernd uneinig und ineinander verbissen oder auseinander zerfallend zu sein und so ein Schauspiel für die Welt bietend, das in der Kirche Versöhnung und Weiterkommen nicht möglich sei, das geht natürlich überhaupt nicht. Das, was wir jetzt haben, ist ein Ausnahmezustand, der muss bald vorbei sein.

Das Interview führte Christian Schlegel.


Quelle:
DR