Kirche auf Sylt wird Nationalpark-Infozentrum

Von St. Joseph zur "Arche Wattenmeer"

Robbenrufe statt Orgelklänge: Ein katholisches Gotteshaus auf Sylt sieht einer ungewöhnlichen Zukunft entgegen. In der 2008 entwidmeten Kirche Sankt Joseph in Hörnum wird ein Nationalpark-Infozentrum offiziell eröffnet.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Der Strand von Rantum auf Sylt (dpa)
Der Strand von Rantum auf Sylt / ( dpa )

"Ungefähr 2009 entstand die Idee, dieses schöne Gebäude für unsere Zwecke zu nutzen", sagt der Geschäftsführer des 1962 gegründeten Vereins Schutzstation Wattenmeer, Harald Förster. Zusammen mit Pastor Ulrich Hoppe von Sankt Christophorus auf Sylt, laut Website "der nördlichsten katholischen Pfarrei im deutschen Sprachraum", wurde die Idee weiterentwickelt. "Alles passte total gut", sagt Förster. Offizielle Gespräche mit dem Erzbistum Hamburg mündeten im Juni 2012 in einen Pachtvertrag zwischen der Gemeinde und dem Verein, der eine Nutzung der Kirche auf 30 Jahre festschreibt. Eigentümer bleibt die Gemeinde.

"Der Schutz des Wattenmeeres als einem einzigartigen Ökosystem ist ein herausragendes und verpflichtendes ideelles Anliegen beider Seiten", heißt es in der Präambel der Nutzungsvereinbarung. "Dies entspricht auch einem kirchlichen Anliegen der Verpflichtung der Schöpfung und ihrer künftigen Erhaltung gegenüber." Laut dem Sprecher des Erzbistums Hamburg, Manfred Nielen, handelt es sich um "eine ungewöhnliche, aber wünschenswerte Nutzung". Das Thema Bewahrung der Schöpfung sei ein Hauptanliegen der Kirche.

Insgesamt seien im Erzbistum seit der Gründung vor 18 Jahren 35 Kirchen entwidmet worden. Manche wurden abgerissen, andere zu Seniorenheimen oder Wohnungen umfunktioniert, zwei Kirchen beherbergen ein Architekturbüro beziehungsweise ein Steinmuseum, erläutert Nielen. Dabei sei es selbstverständlich, dass die Kirche gemäß einer Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz von 2003 zu verhindern versuche, dass frühere Sakralbauten einer unerwünschten Nutzung zugeführt werden.

Seit 2009 Unesco-Welterbe

Aus der 1962 erbauten Kirche Sankt Joseph in Hörnum werden Geräusche von Meeressäugern ertönen. In der großen Ausstellung des Projekts "Arche Wattenmeer" sollen Besucher für die Schönheit des Wattenmeers sensibilisiert werden, das 2009 durch die Unesco als Welterbe der Menschheit anerkannt wurde. Unter dem Leitspruch "Schöpfung bewahren, Verantwortung übernehmen" soll es Aquarien mit Meeresbewohnern und Experimentierecken für Kinder geben. In dem Holzschiff können Besucher die Schutzwürdigkeit und die Artenvielfalt der Meere entdecken.

Das Projekt wurde von der Ökumenischen Umweltstiftung des Erzbistums Hamburg und der evangelisch-lutherischen Nordkirche entwickelt, so Förster. Für den Umbau hat der gemeinnützige Verein rund eine Million Euro bereitgestellt. Auch das Land Schleswig-Holstein bezuschusst die neue "Bespielung" der rund 260 Quadratmeter großen Nutzfläche in Haupt- und Seitenschiff von Sankt Joseph. Unter den insgesamt 20 Stationen und Informationszentren zum Thema Wattenmeer entlang Schleswig-Holsteins Nordseeküste und auf den Inseln und Halligen soll in der Sylter Kirche das größte Infozentrum entstehen. Zur Eröffnung am Mittwoch (03.07.2013) kommen der Hamburger katholische Erzbischof Werner Thissen, der Bischofsbevollmächtigte der evangelisch-lutherischen Nordkirche, Gothart Magaard, und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD).


Quelle:
KNA