Vorwürfe wegen antisemitischer Vorfälle im Würzburger Priesterseminar

Konsequenzen gezogen

Nach offenbar antisemitischen und rechtsgerichteten Zwischenfällen im katholischen Würzburger Priesterseminar will dessen Leitung nun erste Konsequenzen ziehen.

Priesterseminar in Würzburg (Bistum Würzburg)

In den kommenden Tagen soll zusammen mit den Seminaristen eine Selbstverpflichtungserklärung erarbeitet werden, sagte Seminarleiter Herbert Baumann dem Evangelischen Pressedienst (epd). In der Selbstverpflichtung sollen "ein positives Verhältnis zum Judentum" festgeschrieben und damit alle gegenteiligen Äußerungen, Tendenzen und Einstellungen strikt abgelehnt werden.

Nach epd-Informationen sollen einzelne der derzeit acht Seminaristen in der jüngsten Vergangenheit unter anderem mit verbalen Entgleisungen aufgefallen sein. Mehreren Quellen und Aussagen zufolge sollen judenfeindliche Witze erzählt, rechtsradikale Musik abgespielt und dazu auch der Hitlergruß gezeigt worden sein. Regens Baumann sagte, die Leitung des Priesterseminars habe sehr schnell auf die zunächst intern erhobenen Vorwürfe reagiert und Gespräche mit den Beschuldigten geführt.

Die Vorwürfe seien "sicher nicht komplett aus der Luft gegriffen", sagte Regens Baumann, sie würden nun allerdings "gezielt gestreut". Baumann versicherte, die Leitung des Priesterseminars habe bereits Gespräche mit sämtlichen Betroffenen geführt. Alle hätten sich "glaubhaft gegen die Vorwürfe verwahrt".

Nach epd-Informationen sind die betroffenen Seminaristen auch schon in der katholischen Würzburger Studentenverbindung Franco-Raetia negativ aufgefallen. Der Vorstand des Altherren-Verbandes hatte sich in den vergangenen Wochen bereits bei Regens Baumann über die Seminaristen beklagt, weil diese angeblich offensiv rechtes Gedankengut unter den Aktiven zu verbreiten versucht hätten. Altherren-Chef Thomas Henn ist derzeit im Urlaub und für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Bistumsleitung informiert

Auch die Bistumsleitung ist seit einigen Wochen informiert. "Was den weiteren Umgang mit den bekanntgewordenen Vorwürfen betrifft, so warne ich vor allem davor, Verharmlosungs- und Verdrängungsmechanismen zu akzeptieren", schreibt Generalvikar Karl Hillenbrand in einem Brief. Diejenigen, die mit ihren Aussagen derartige Debatten anstoßen, dürften nicht als "Nestbeschmutzer" abgekanzelt werden.

Regens Baumann sagte, es habe auch Überlegungen gegeben, die Betroffenen aus dem Seminar zu entfernen: "Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir einen Bildungsauftrag für die jungen Leute haben." Dazu gehöre auch, ungute Tendenzen "auszubügeln". Er sei aus diesem Grund auch sehr unglücklich darüber, dass die Probleme nach außen getragen wurden.

Generalvikar Hillenbrand erinnerte in seinem Brief unterdessen auch daran, dass das Würzburger Priesterseminar gerade wegen seiner jüngsten Geschichte eine besonders große Verantwortung gegenüber Menschen jüdischen Glaubens habe. Das Seminar habe nach dem Krieg das Grundstück der ehemaligen Synagoge erhalten - gegen den Willen der damals noch in Unterfranken lebenden Juden. Die "in Frage stehenden Vorfälle und Verhaltensweisen" seien eine Gefahr, dass das wieder gewachsene christlich-jüdische Vertrauensverhältnis gestört werde.

 


Quelle:
epd