Picken sieht Vatikandokument als Warnzeichen

Deutsche auf ganz anderem Kurs als der Papst

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sieht das vom Vatikan veröffentliche Dokument als Warnzeichen für die deutschen Katholiken. "Das ist das Gegenteil unseres Prozesses in Deutschland", betonte der Priester und Buchautor.

Dr. Wolfgang Picken / © Harald Oppitz (KNA)
Dr. Wolfgang Picken / © Harald Oppitz ( KNA )

Was dem Papst vor allem wichtig sei, sei eine möglichst breite Partizipation aller Gläubigen bei der Erneuerung der Kirche im Rahmen eines synodalen Prozesses, sagte der Stadtdechant von Bonn der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind 230 Delegierte ohne strukturelle Rückbindung an die Basis. Hier fehlen die vorhergehenden Diskussionen in Pfarreien und Diözesen, die Franziskus wünscht."

Prozess thematisch weiter gefasst

Picken sagte, ein anderer Unterschied sei zudem, dass der "Synodale Weg" in Deutschland auf vier Themenfelder beschränkt sei und sich als Reaktion auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche verstehe. Der Prozess, der dem Papst vorschwebe, sei thematisch viel weiter gefasst.

Er verstehe sich auch nicht ausdrücklich als Reformprozess, vielmehr gehe es dem Dokument zufolge zuerst um eine Vertiefung des Glaubens und dann um "persönliche Umkehr und strukturelle Reform", sagte Picken. An erster Stelle sei also der Einzelne aufgerufen, an sich zu arbeiten. Picken lehnt den "Synodalen Weg" nicht grundsätzlich ab, hält aber zentrale Forderungen für utopisch.

Vorbereitungsdokument zur Bischofssynode

Papst Franziskus will ab Oktober in Vorbereitung auf die Weltbischofssynode 2023 alle Gläubigen weltweit zur Mitarbeit an der Weiterentwicklung der Kirche aufrufen, wie es in einem am Dienstag im Vatikan vorgestellten Vorbereitungsdokument hieß.

In diesem Dokument wird mehrfach der in der katholischen Kirche in Deutschland verwendete Begriff des "Synodalen Wegs" aufgegriffen. Allerdings ist es fraglich, ob der Papst darunter Ähnliches versteht wie die deutschen Katholiken. Diese diskutieren seit eineinhalb Jahren die Position der Frau, die kirchliche Sexualmoral, den Umgang mit Macht und die priesterliche Ehelosigkeit und wollen dabei auch ganz konkrete Reformfortschritte erzielen.

 

Quelle:
dpa
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