Ein Kommentar zur Jugendsynode

Ja? Nein? Vielleicht?

Zur Jugendsynode im Vatikan sind Bischöfe, Jugendliche und Experten aus aller Welt zusammengekommen. Am Sonntag ging sie zu Ende. Hat das Treffen etwas bewegt? Synodenreporter Renardo Schlegelmilch findet: Ja, nein und vielleicht.

Jugendliche bei Messe zur Eröffnung der Jugendsynode im Vatikan / © Paul Haring (KNA)
Jugendliche bei Messe zur Eröffnung der Jugendsynode im Vatikan / © Paul Haring ( KNA )

"Wir brauchen die Priesterweihe von Frauen!" "Wir müssen homosexuelle Partnerschaften akzeptieren!" Die Rufe aus dem Kirchenvolk waren laut, als Anfang Oktober über 250 Bischöfe von allen Kontinenten im Vatikan zusammengekommen sind. Knapp vier Wochen wurde tagein tagaus diskutiert.

Ist das Ergebnis ein Erfolg?

Ja! Kritische Themen kommen im Abschlussdokument der Synode deutlich zu Wort, wahrscheinlich deutlicher, als manche in der Kirche sich das wünschen würden. Im Abschlussdokument der Synode findet sich ein klares Bekenntnis, Frauen in der Kirche mehr Verantwortung zu geben. Das Thema Homosexualität ist ebenfalls angesprochen, gegen einige Proteste. Die Kirche bekennt sich dazu, dass homosexuelle Menschen genau wie alle anderen von Gott geliebt sind, und ein wertvoller Teil der Kirche sind. Es wird sogar über spezielle Formen der Seelsorge für Homosexuelle nachgedacht. Das in einer Zeit, in der es immer noch Stimmen in der Kirche gibt, die bestreiten, dass es Homosexualität an sich überhaupt gibt.

Also hat die Synode doch einiges erreicht!?

Nein! Die andere Seite der Medaille. Obwohl Frauen gestärkt werden sollen, findet sich nirgendwo im 55-seitigen Abschlussdokument etwas über eine mögliche Priester- oder Diakonweihe für die Frau. Wenn es darum geht, Frauen auf allen Ebenen zu integrieren, sollte das doch zumindest in der Diskussion bleiben? Der Papst selbst hat eine wissenschaftliche Kommission zur historischen Bedeutung des Frauendiakonats eingesetzt. Während wir auf die Ergebnisse warten, wird der Themenkomplex von den Synodenvätern umschifft und durch nette Worte ohne verbindlichen Inhalt ersetzt.

Beim Thema Homosexualität ist die Diskrepanz noch deutlicher. Obwohl Schwule und Lesben "gefördert" werden sollen, bleibt die Kirche bei ihrer Lehre, die homosexuelle Verbindungen nicht akzeptiert. Selbst der Aufruf im Dokument zu Achtung und Seelsorge wurde nur gegen großen Widerstand angenommen. Von rund 270 Stimmberechtigten war ein Viertel dagegen – so viel wie bei keinem anderen Punkt des Dokuments. Der Begriff “LGBT“, der sich noch im Arbeitspapier der Synode findet, taucht im Abschlussdokument nicht mehr auf. Der lauteste Protest kommt aus Afrika und Osteuropa. Bischof Andrew Nkea Fuanya aus Kamerun: "Wenn ich in meinen Gemeinden den Begriff LGBT verwende, wissen 90 Prozent der Leute überhaupt nicht, wovon ich rede."

Der Konflikt ist nicht neu. Schon bei der Familiensynode 2015 wurde das Thema Homosexualität diskutiert. Während die deutschen Bischöfe ein gemeinsames Schuldbekenntnis gegenüber homosexuellen Menschen verfassten, konnten sich Bischöfe aus Afrika mit dem Thema nicht anfreunden. Zum Teil verständlicherweise. Wenn in einigen Ländern Homosexualität mit dem Tode bestraft wird, kann der Bischof kein “LGBT-Dokument“ aus Rom mitbringen.

Viel Lärm um nichts?

Vielleicht, aber vielleicht auch nicht! Auch wenn sich an der aktuellen Kirchenpolitik durch das Synodendokument nicht viel ändert, wurden einige Dinge jetzt erstmals in einem offiziellen Vatikandokument niedergeschrieben, und sind damit Standpunkt der katholischen Kirche. Auch wenn der Begriff "LGBT" fehlt, bekennt sich die Weltbischofssynode dazu, dass Homosexuelle für die Kirche wertvolle Menschen sind. Auch wenn kein Wort von Frauenweihe auftaucht, haben selbst die konservativsten Bischöfe mehrheitlich ein Dokument akzeptiert, das mehr Frauen in Führungspositionen fordert. Das Ergebnis der Synode ist vielleicht kein großer Knall, aber es schafft ein neues Bewusstsein in der Kirche. Wenn Mitbestimmung und Wertschätzung von Frauen und Homosexuellen in Deutschland vielleicht kein großes Ding sind, ist mit diesem Dokument auch die Weltkirche auf dem gleichen oder einem ähnlichen Stand. Darauf können sich von nun an Christen in aller Welt berufen.

Renardo Schlegelmilch, Rom

 

Renardo Schlegelmilch / © Marion Sendker (privat)
Renardo Schlegelmilch / © Marion Sendker ( privat )
Quelle:
DR
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