Kirche in Deutschland und die Papstbotschaft zu Ehe und Familie

Liebe - Glaube - Hoffnung

"Freude der Liebe": Mit diesen Worten beginnt der Papst seine Botschaft zu Ehe und Familie. Das Schreiben fasst die Ergebnisse der beiden Bischofssynoden zu dem Thema zusammen. Und wird mit Spannung erwartet.

Autor/in:
Joachim Heinz
Mit Spannung wird Franziskus' Schreiben erwartet / © Ettore Ferrari (dpa)
Mit Spannung wird Franziskus' Schreiben erwartet / © Ettore Ferrari ( dpa )

Der Inhalt ist noch nicht bekannt, die ersten Worte schon. Am 8. April soll die Botschaft von Papst Franziskus zu Ehe und Familie veröffentlicht werden. Das Schreiben, das verbindlichen Charakter hat und die Ergebnisse der beiden Weltbischofstreffen im Herbst 2014 und 2015 zusammenfasst, trägt den Titel "Amoris laetitia" - "Freude der Liebe".

Großes Themenspektrum

Dem Vernehmen nach umfasst das Dokument 200 Seiten. Und dürfte weltweit auf große Aufmerksamkeit stoßen. Wie hält es die katholische Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen, was sagt der Papst zu Sexualmoral, sagt er etwas zum Umgang mit Homosexualität? Die Bandbreite an Meinungen zu diesen und anderen Fragen war groß unter den Bischöfen der Weltkirche und wird es wohl auch nach Veröffentlichung der "postsynodale Apostolischen Exhortation" bleiben.

Bei der Synode im vergangenen Herbst hatte die deutsche Sprachgruppe, zu der unter anderen die Kardinäle Walter Kasper, Reinhard Marx, Gerhard Ludwig Müller und der Österreicher Christoph Schönborn gehörten, Vorstöße zur Erneuerung der katholischen Ehe-Theologie durch das Lehramt unternommen. Und sich darum bemüht, zwischen Befürwortern von Reformen und Bewahrern des Bestehenden zu vermitteln.

Gemischte Stimmung in Deutschland

An der "Basis" in Deutschland ist die Stimmung gemischt. "Wir erhoffen uns eine größere Annäherung zwischen der pastoralen Praxis, die längst schon anders läuft, und dem Lehramt", sagt der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg.

Konkret spricht sich das höchste Gremium der katholischen Laien in Deutschland für eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zum Kommunionempfang aus. Über diese Frage könnten auch die nationalen Bischofskonferenzen entscheiden; es handle sich nicht um ein dogmatisches Problem, über das nur in Rom befunden werden könne.

Der Mainzer Moraltheologe Stephan Goertz formuliert es so: "Vielleicht eröffnet der Papst die Möglichkeit, dass Wiederverheiratete - nach einem Prozess der Aussöhnung mit der Kirche - nicht länger als im Stande einer irregulären Situation lebend bezeichnet werden." Zugleich warnt er vor überzogenen Erwartungen. Eine Weiterentwicklung im Bereich konkreter Gebote etwa zu Empfängnisverhütung oder Homosexualität stünde aus seiner Sicht zwar moraltheologisch an, so Goertz, "aber offenbar ist die Zeit dafür noch nicht reif".

Wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion?

Was die wiederverheirateten Geschiedenen angeht, gehen nicht wenige von ihnen in deutschen Gemeinden schon jetzt zur Kommunion. "Mir steht es gar nicht an, jemandem das Sakrament zu verweigern", sagen viele Pfarrer. Wolfgang Picken, Dechant im Süden von Bonn, ist ein anderer Aspekt wichtiger: "Natürlich müssen wir uns Gedanken um das Scheitern von Beziehungen machen. Aber mindestens ebenso drängend ist die Frage, wie wir genau das verhindern und das Gelingen von Ehe und Familie wieder stärken können."

Jesuitenpater Hermann Kügler von der Kontaktstelle der katholischen Kirche in Leipzig für Lebens- und Glaubensfragen sieht den Stellenwert der päpstlichen Botschaft für die konkrete eigene Arbeit sehr nüchtern: "Für die Nichtchristen, die mit ihren Anliegen in die Kontaktstelle kommen, ist die Familiensynode vollkommen irrelevant - für ihre Lebensführung etwa so bedeutsam wie die Frage, ob es in Australien Beutelratten gibt oder ob die Zahl der Sterne gerade oder ungerade ist."

Mit welchen Gefühlen aber blicken "Betroffene" auf das Schreiben des Papstes? Anna und Bernhard Richter (beide Namen geändert) sind wiederverheiratete Geschiedene - sie Protestantin, er Katholik - und engagieren sich seit Jahren in beiden Pfarreien. Über mehr Akzeptanz seitens der katholischen Kirchenleitung würden sie sich natürlich freuen, sagen sie. "Aber wir leben unser Leben weiter, egal was in der Botschaft steht." Den auch von Franziskus immer wieder ins Spiel gebrachten Weg zu einer Annullierung der ersten Ehe würde Bernhard Richter nie beschreiten. "Ich habe doch den Menschen, den ich damals heiratete, auch geliebt", sagt er. "Das möchte ich nicht ungeschehen machen."


Quelle:
KNA