Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Bischofssynode

Papst: Drittes Jahrtausend braucht synodale Kirche

Papst Franziskus hat bei einem Festakt seinen Willen nach einer stärkeren Einbindung der Bischöfe in die Entscheidungen für die Weltkirche betont. Bischöfe sollten sich am Alltag der Menschen orientieren. 

Papst Franziskus in der Synodenaula / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus in der Synodenaula / © Cristian Gennari ( KNA )

Die Kirche des dritten Jahrtausends müsse eine synodale sein und geprägt vom gegenseitigen Zuhören, sagte er am Samstag bei einem Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Bischofssynode im Vatikan. Der Wunsch des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), die nationalen Bischofskonferenzen stärker an Entscheidungen zu beteiligen, sei jedoch noch nicht voll verwirklicht. Hier brauche es Verbesserungen, so der Papst.

"Der Papst steht nicht einsam über der Kirche, sondern in ihr, als Getaufter unter Getauften und im Episkopat als Bischof unter Bischöfen", sagte Franziskus. Das Petrusamt sei Ausdruck der gottgewollten Einheit der Gläubigen, bleibe jedoch ein dienendes Amt. Kein Getaufter dürfe sich über die anderen erheben, so Franziskus.

Orientierung am Alltag der Menschen 

"Im Gegenteil, in der Kirche ist es notwendig, dass man sich 'erniedrigt', um den Brüdern auf dem Weg zu dienen." Der synodale Prozess gipfele zwar in der Entscheidungsgewalt des Papstes. Dieser handele aber nicht aus privater Meinung, sondern als oberster Glaubenszeuge für die ganze Kirche.

Die Bischöfe rief Franziskus auf, stets von den Verhältnissen an der Basis und den Alltagsproblemen der Menschen auszugehen. Sie müssten der Ausgangspunkt einer synodalen Kirche sein. Die Bischofssynode sei so der sichtbarste Ausdruck einer gesamtkirchlichen Dynamik. Der Festakt in der vatikanischen Audienzhalle fand am Ende der zweiten Beratungswoche der Bischofssynode über Ehe und Familie statt. Dazu tagen die rund 360 Teilnehmer noch eine Woche im Vatikan.

Wiener Kardinal fordert respektvolle Debatte 

Die Festrede hielt auf Wunsch des Papstes der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Er rief die Bischofssynode über die Familie zu einer offenen, aber respektvollen Debatte auf. In den vergangenen Monaten sei die theologische Diskussion "auch mit einiger Verbissenheit, ja Verbitterung und nicht immer im Geist des Aufeinander-Hörens und des Sich-Bemühens" geführt worden, sagte Schönborn. Das weltweite Interesse an der laufenden Versammlung zeige jedoch, wie lebendig die Institution der Bischofssynode auch nach fünfzig Jahren ist". Sie bleibe der Ort, an dem die vom Konzil gewollten Reformen verwirklicht werden müssten.

Im Beisein von Papst Franziskus und den Synodenvätern beschrieb der Wiener Erzbischof die Bischofsynode als "privilegierten Ort der Interpretation und Umsetzung des Konzils". Dabei gelte es am Jerusalemer Apostelkonzil Maß zu nehmen: "Reden wir weniger abstrakt und distanziert", so der Wunsch des Kardinals an die Teilnehmer der seit zwei Wochen tagenden Familiensynode. Es gehe vielmehr darum, einander konkret ein Zeugnis vom Wirken Gottes zu geben, um schließlich gemeinsam ein Urteil über den Willen Gottes zu bilden.

Der Rede Kardinal Schönborns, der auf Wunsch von Papst Franziskus den Festvortrag hielt, folgten Ansprachen von Vertretern aller Kontinente. Für Europa ergriff der Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Gerald Nichols, das Wort. Der Festakt ist ein Höhepunkt während der ordentlichen Versammlung der Bischofssynode über Ehe und Familie statt. Mit der Einrichtung der Bischofssynode hatte Papst Paul VI. (1963-78) eine Idee der Konzilsväter aufgegriffen und diese noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils realisiert. Offiziell geschah dies am 15. September 1965, unmittelbar nach Eröffnung der vierten und letzten Sitzungsperiode des Konzils mit dem Motu Proprio "Apostolica sollicitudo".

 


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