Journalist Hagenkord über Synodalen-Beschwerdebrief an den Papst

"Nur ein Thema für die Medien"

Am Rande der Synode gibt es Unruhe um einen angeblich von 13 Bischöfen unterzeichneten und im Internet veröffentlichten Beschwerdebrief an den Papst. Pater Bernd Hagenkord von Radio Vatikan bezeichnete bei domradio.de das Thema als gescheiterten Störungsversuch.

Papst Franziskus auf dem Weg zur Pressekonferenz / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus auf dem Weg zur Pressekonferenz / © Romano Siciliani ( KNA )

domradio.de: Wie ist denn Stand der Dinge? Gestern wurde bestätigt, dass es einen Brief an den Papst gegeben hat. Aber wer hat ihn denn jetzt unterzeichnet?

Bernd Hagenkord (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Das ist eine gute Frage. Es gibt eine zweite Liste von 13 Kardinälen, die diesen Brief unterzeichnet haben sollen. Ich arbeite momentan während der Synode auch im vatikanischen Presseamt. Bei der Rückfrage an die angeblich mitunterzeichneten Bischöfe haben einige gesagt, sie hätten den Brief nicht unterschrieben. Das ist alles ziemlich verwirrend. Der Brief ist nun auch schon zwei Wochen alt. Wenn man dem auf den Grund geht, dann wird gar nicht der Verlauf der Synode thematisiert, sondern vorweg haben einige Kardinäle dem Papst geschrieben. Das ist auch ihr gutes Recht und damit ist auch überhaupt kein Problem verbunden. Aber dass zu Beginn der zweiten Synodenwoche irgendwelche interessierten Kreise zum Ärger der Unterzeichner ein Schreiben an die Öffentlichkeit spielen und dabei auch nicht den eigentlichen Text, der unterzeichnet wurde, verwenden, ist schon ziemlich skurril. Einige Kardinäle geben ja zu, einen Brief an den Papst unterzeichnet zu haben, nur halt nicht diesen im Internet veröffentlichten Text. Da will offensichtlich jemand Verwirrung stiften. Zum Glück passiert das Ganze nur außerhalb der Synode und nicht innerhalb.

domradio.de: Wir wissen also, dass es einen Brief gibt. Ein paar Unterzeichner kennen wir auch. Was stand denn eigentlich in dem Beschwerdebrief an Papst Franziskus drin?

Bernd Hagenkord: Das weiß ich nicht genau, weil wir den tatsächlichen Text ja nicht kennen. Aber wenn man die bestätigten Unterzeichner hört, dann ging es wohl darum, dass sie Sorgen hatten, dass vor der Synode schon Entscheidungen getroffen werden, die den Ausgang der Synode vorwegnehmen. Da ging es um die Ernennung des Redaktions-Komitees, das aus den ganzen Änderungsvorschlägen einen Abschlusstext erstellen soll. Der Papst hatte vorab sein Recht genutzt, bei dieser Berater-Synode das Gremium zu ernennen. Da stellte sich die Frage, ob das Dokument vor dem Abschluss noch einmal zur Diskussion kommen soll und da hat der Papst gesagt, dass er das Gremium nach seinen Vorstellungen einsetzt und so auch weitergearbeitet wird. Das Thema ist demnach schon längst vom Tisch. Das hat Kardinal Pell, einer der Unterzeichner, auch gesagt. Die Frage habe man gestellt, sie sei beantwortet worden und nun arbeite man konstruktiv weiter.

domradio.de: Nun können wir trotzdem spekulieren, auf welche Art und Weise es zu einer Veröffentlichung hat kommen können. Irgendjemand muss ja ein Schriftstück an irgendwen weitergeleitet haben, damit es am Ende auf der Internetseite einer Zeitung landet.

Bernd Hagenkord: Das ist sehr logisch gedacht. Irgendjemand hat es weitergeleitet. Der sogenannte Journalist, der es veröffentlicht hat, ist kein Unbekannter. Er heißt Sandro Magister und wird als ein berühmter Vatikankenner gehandelt, ist aber jemand, der kein Journalist in dem Sinne ist, wie wir es bezeichnen würden. Er ist vielmehr Akteur, der mitspielen und beeinflussen will. Das ist ja auch der Sinn der Übung. Er will stören, da wo im Augenblick keine Störung zu sehen ist. Er will Leute gegeneinander und vor allen Dingen Leute gegen den Papst aufbringen, da er kein großer Freund dieses Papstes ist. Das ist der einzige Zweck des Ganzen. Deswegen, glaube ich, spielt das auch innerhalb der Synodenaula keine Rolle, weil sie dort alle sehr konstruktiv arbeiten. Das ist meine Beobachtung nach anderthalb Wochen Synode vor Ort. Sie sind alle sehr positiv, auch wenn sie ganz verschiedene Meinungen vertreten und lassen sich durch solche Störgeräusche überhaupt nicht beeinflussen.

domradio.de: Es dringen bisher nur wenige bis gar keine Informationen nach Außen. Ist das vielleicht der Grund, warum da die Medien dankbar zugreifen und sagen, man habe jetzt wenigstens ein Synodenthema?

Bernd Hagenkord: Das ist eine Journalistenkrankheit. Der Papst wollte Vertraulichkeit und er wollte nicht, dass das, was in der Aula besprochen wird, an die Öffentlichkeit dringt. Jeder, der bei der Synode sitzt, darf über sich selber reden, aber eine Komplettinformation über das, was gesagt wird, gibt es nicht. Da greift man natürlich so eine Geschichte schon mal gerne auf. Außerdem ist der zweite Teil der Synode nicht sonderlich prickelnd. Da geht es um das Grundsätzliche des Christentums und den Blick aus der Perspektive des Glaubens auf die Wirklichkeit. Da lecken sich die großen Zeitungen nicht sofort die Finger nach. Es scheint sich außerdem ein bisschen was zu wiederholen. Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat schon Recht, wenn er davon spricht, dass es übel sei, wenn jemand etwas nach Außen durchsticht. Das glaubten wir eigentlich im Vatikan überwunden zu haben. Morgen wird das wahrscheinlich auch schon wieder vergessen sein. Wir haben momentan auf den Pressekonferenzen noch ein paar Fragen zu diesem Thema  zu beantworten, aber letztlich ist es auch durch.

Das Interview führte Daniel Hauser


Quelle:
DR