Kritik von Kardinal Müller - Pell bestätigt Schreiben an Papst

"Neue Vatileaks-Affäre"

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat die Veröffentlichung eines Beschwerdebriefes an den Papst im Internet kritisiert. Die Veröffentlichung des Schreibens nannte er einen "Skandal". Derweil hat Kardinal Pell die Existenz eines Briefes bestätigt.

Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Gerhard Ludwig Müller / © Romano Siciliani ( KNA )

Das sagte er der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera". Zugleich ließ er offen, ob er selbst den Brief unterzeichnet habe. "Ich sage nicht, ob ich unterschrieben habe oder nicht", so der Präfekt der Glaubenskongregation. Die Urheber der Veröffentlichung wollten nur Streit und Spannungen erzeugen. Müller sprach von einer "neuen Vatileaks-Affäre". Er spielte damit auf die Veröffentlichung vertraulicher Dokumente vom Schreibtisch Benedikts XVI. vor drei Jahren an.

Kardinal Pell weist Wortführerschaft von sich

Derweil hat Kurienkardinal George Pell Behauptungen zurückgewiesen, er sei ein Wortführer der konservativen Teilnehmer der Bischofssynode über Ehe und Familie. Das sagte er in einem Interview der italienischen Tageszeitung "Repubblica" (Dienstag). Zugleich betonte der Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, dass unter den Synodenteilnehmern bei den meisten Themen Einmütigkeit bestehe.

Differenzen gebe es beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Eine "Minderheit" wolle hier die "Regeln ändern". Aus seiner Sicht gebe es jedoch keine Möglichkeit, in diesem Punkt die kirchliche Lehre zu ändern.

Im Internet veröffentlichter Brief soll fehlerhaft sein

Zugleich bestätigte der australische Kurienkardinal, dass er einen Brief an den Papst geschrieben habe. Das von der italienischen Zeitschrift "L'Espresso" im Internet veröffentlichte Schreiben, das er laut der Zeitschrift dem Papst übergeben haben soll, weiche jedoch sowohl inhaltlich als auch mit Blick auf die Liste der Unterzeichner von seinem Brief ab. Der "größte Teil" der Inhalte sei falsch widergegeben, so Pell. Weiter sagte er, dass viele Synodenteilnehmer "Besorgnis" angesichts der Zusammensetzung des Redaktionsteams für das Abschlussdokument der Synode hätten. In dem veröffentlichten Brief war kritisiert worden, dass das Team mehrheitlich mit reformbereiten Teilnehmern besetzt worden sei.

Dimentis von Bischöfen

Nachdem die italienische Zeitschrift "L'Espresso" am Montag das Schreiben und die Namen von 13 angeblichen Unterzeichnern im Internet veröffentlichte, dementierten bis zum Nachmittag vier der Kardinäle, den Brief unterschrieben zu haben. Ein weiterer teilte mit, er habe einen anderen Brief unterschrieben.

Müller verwahrte sich in dem Interview zudem entschieden gegen Behauptungen, er stehe nicht loyal hinter Papst Franziskus. "Ich lasse nicht zu, dass mein Gehorsam und mein Dienst für Papst und Kirche in Zweifel gezogen werden", so Müller. Als Präfekt der Glaubenskongregation sei er der "erste Mitarbeiter des Papstes". Weiter sagte er: "Ich kenne niemanden, der gegen den Papst ist."


Quelle:
KNA