Kardinal Schönborn resümiert erste Synodentage

"Noch ein äußerst mühsamer Weg vor uns"

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn sieht die Wortmeldungen bei der Weltbischofssynode zur Familie als Meinungsspektrum mit "ganz großen Unterschieden". Die Synode dürfte "ein äußerst mühsamer Weg" werden, sagte er weiter.

Kardinal Schönborn / © Andrea Krogmann (KNA)
Kardinal Schönborn / © Andrea Krogmann ( KNA )

Zugleich zeigte er sich über den bisherigen Verlauf der Synode mit vielen offenen Diskussionsmöglichkeiten sehr zufrieden, wie er im Interview mit Radio Vatikan zusammenfasste.

"Die Fetzen sind noch nicht geflogen"

Der österreichische Kardinal äußerte sich im Anschluss an fünf je dreistündige Diskussionsrunden in der deutschsprachigen Kleingruppe, die er moderiert. Ihr gehören unter anderen die Kardinäle Walter Kasper, Reinhard Marx, Gerhard Müller und Kurt Koch an. Der deutschen Redaktion von Radio Vatikan sagte der Kardinal, dass ihm die deutschsprachige Kleingruppe kulturell fast ein bisschen zu homogen sei, da fast alle Vertreter aus Mitteleuropa kämen. "Die Fetzen sind jedenfalls noch nicht geflogen", wie dies manche Beobachter vermutet hätten. Das liege freilich wohl auch daran, dass es in der ersten Woche der Synode vor allem um den "gemeinsamen Blick auf die Realität geht, in der wir leben". Diesbezüglich bestehe sehr viel Einmütigkeit. In der zweiten und dritten Synodenwoche, wenn es um die kirchliche Lehre und die Seelsorge geht, werde die Debatte wohl sicher spannungsreicher verlaufen.

Thema "Schicksal von Scheidungskindern" soll stärker eingebunden werden

Schönborn erläuterte, jeder komme "mit seinem eigenen Erleben der Familie, ihren Freuden und Leiden". Dies gebe den Debatten manchmal eine stark emotionale Dimension, was er aber als durchaus positiv empfinde. "Die Familie ist so tief in der menschlichen Natur und in der Menschheit verwurzelt, dass man sagen kann: Wenn es ein kulturübergreifendes Menschheitsthema gibt, dann ist das sicher die Familie."

Nach Einschätzung des Kardinals ist das Leiden von Scheidungskindern bislang nur unzureichend in den Diskussionen angesprochen worden. Er selbst habe die Trennung seiner Eltern "als eine der schmerzhaftesten Momente meines Lebens" erlebt. Schönborn bekräftigte, dass sowohl das Extrem des Rigorismus wie auch des Laxismus bei der Synode nichts verloren hätten. Das Evangelium lehre keinen Rigorismus. Jesus habe auf das Herz der Menschen geblickt; ihm sei es um konkrete Hilfe für die Menschen gegangen. So müsse es auch in der Kirche darum gehen,

in der Haltung der Barmherzigkeit auf die Not und den guten Willen der Menschen zu sehen. Sie müsse zugleich auch das Versagen und Scheitern in den Blick nehmen, "aber nicht verurteilend, sondern helfend und begleitend".

 


Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn / © Andrea Krogmann (KNA)
Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn / © Andrea Krogmann ( KNA )
Quelle:
KNA