Bischof Bode und Bischof Koch zur Familiensynode

"Das Besondere an der katholischen Ehe deutlich machen"

Die deutschen Bischöfe haben gewählt: Bischof Reinhard Kardinal Marx, Bischof Franz-Josef Bode und Bischof Heiner Koch fliegen im Oktober zur Familiensynode nach Rom. Im Interview erläutern Bode und Koch ihre Positionen.

Autor/in:
Das Interview führten Sarah Schortemeyer und Gottfried Bohl
Neue Ehe, neues Glück? (dpa)
Neue Ehe, neues Glück? / ( dpa )

KNA: Bischof Bode, Bischof Koch, die Bischöfe haben Sie zu Delegierten für die Familiensynode gewählt. Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Koch: Ich würde gerne klarer machen, was das Besondere am Sakrament der Ehe ist - im Vergleich zur staatlichen Ehe. Wir wollen ja junge Leute bewegen, sich ganz bewusst auf eine kirchliche Ehe einzulassen.

Erzbischof Heiner Koch (Erzbistum Berlin)

Dann haben wir in Deutschland sehr viele Ehepaare, bei denen ein Partner gar keiner Kirche angehört und manchmal eine religiöse Erziehung seiner Kinder ablehnt. Wie kann da trotzdem der Glaube weitergegeben werden?

Drittens dürfen wir die Menschen nicht alleine lassen, deren Ehe trotz bester Absichten gescheitert ist. Und viertens ist mir wichtig, das Thema nicht nur auf junge Paare und Familien zu reduzieren, sondern auch Ehe und Familie bis ins hohe Alter und bis zum Lebensende im Blick zu haben.

Bode: Ganz wichtig ist mir auch eine theologische Grundfrage: In welchem Verhältnis steht die Lehre der Kirche heute noch zum Alltagsleben der Menschen? Beziehen wir die konkreten Erfahrungen der Menschen genügend in die Lehre ein? Es darf nicht sein, dass Lehre und Leben völlig auseinanderfallen.

KNA: Welche Erfahrungen möchten Sie konkret einbringen in die Synode?

Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode / © Lars Berg ( KNA )

Bode: Wir haben in Deutschland eine große Zahl von wiederverheirateten Geschiedenen und eine große Zahl von jungen Menschen, die vor der Ehe schon zusammenleben. Auch wenn das nicht der kirchlichen Lehre entspricht, sind vielen doch auch Grundwerte wie Treue und Verlässlichkeit ganz wichtig.

Und das müssen wir auch als Kirche stärker wertschätzen. Zugleich müssen wir überzeugender erklären, warum unser Verständnis von Ehe und Familie positiv für die Menschen ist und keine Einengung.

Koch: Ich wünsche mir hier noch tiefergehende theologische Debatten. Und ich sehe die riesige Herausforderung, unsere Botschaft von der Ehe als lebensbereichernd zu vermitteln - auch bei denen, die Glauben und Kirche sehr skeptisch gegenüberstehen.

KNA: Sie haben den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen schon angesprochen. Wie kann es da weitergehen?

Koch: Zunächst einmal: Für uns ist und bleibt das Ehesakrament unauflöslich. Ich sehe aber auch unter den wiederverheirateten Geschiedenen Menschen mit einer tiefen eucharistischen Frömmigkeit.

Und hier suchen wir Wege, sie zu den Sakramenten zuzulassen, ohne den Grundsatz in Frage zu stellen. Aber wir dürfen uns auch nicht einzig und allein auf dieses Thema fokussieren.

Die Ehe als Sakrament

Die Paare verstehen ihre Ehe als einen sakramentalen Bund – als eine ganzheitliche Lebensgemeinschaft, die in ihrer Unauflöslichkeit die unverbrüchliche Treue der göttlichen Liebe spiegelt.

Sie begreifen ihren Ehebund und ihre eheliche Treue in Verbindung mit dem – in Jesus endgültig offenbar gewordnen – Versprechen, dass Gott in der konkreten Lebenswirklichkeit präsent ist und den Menschen unbedingt treu bleiben will.

Symbolbild Ehe / © BONDART PHOTOGRAPHY (shutterstock)

Bode: Die Mehrheit der deutschen Bischöfe ist dafür, dass wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen wieder zu den Sakramenten zugelassen werden können.

Das haben wir auch schon als Eingabe nach Rom weitergegeben. Es muss aber theologisch noch intensiver erörtert werden, welche Wege die Bibel und die kirchliche Tradition dafür öffnen.

KNA: Sehen Sie hier die Möglichkeit konkreter Veränderungen?

Koch: Eine römische Synode kann nie alle Probleme der einzelnen Kirchen in den verschiedenen Ländern und Kulturen lösen. Aber ich hoffe, dass wir einen Impuls bekommen und dass es eine gewisse Linie gibt, eine Perspektive, und die Bischofskonferenzen vor Ort Hausaufgaben bekommen, was sie zu tun haben. Darauf bereiten wir uns auch schon vor.

Bode: Immerhin haben sich bei der letzten Synode auch bei diesen strittigen Fragen mehr als die Hälfte der Teilnehmer dafür ausgesprochen, dass man nach neuen Wegen sucht. Deshalb habe ich die Hoffnung, dass das auch gelingen kann.

KNA: Und wenn nicht? Wird dann die Enttäuschung groß sein?

Bode: Mit Sicherheit, wenn wir überhaupt keinen Fortschritt machen. Aber ich glaube, dass wir schon sehr weit gekommen sind. Deshalb werden diese Überlegungen auch nicht vergeblich gewesen sein.

Koch: Wir können nur um Verständnis werben. Wir suchen nach Positionen, die sich biblisch und nach der Tradition der Kirche begründen lassen. Und da kann man oft nicht einfach sagen: Das ist richtig und das ist falsch.

Ich hoffe, dass wir im Verlauf der Diskussionen und der Synodengespräche füreinander Verständnis finden. Und dass wir nachher den anderen auch erklären können, warum der Heilige Vater und die Synode in diese oder in jene Richtung gegangen sind.

Synode

Der aus dem griechischen "synodos" ("gemeinsamer Weg", "Zusammenkunft") stammende Begriff Synode bezeichnet im Christentum eine Kirchenversammlung.

Die evangelischen Kirchen verstehen Synoden als ein aus Laien und Amtsträgern zusammengesetztes Kirchenparlament. In orthodoxen Kirchen sind die Synoden das oberste beschlussfassende Gremium, das auch die jeweiligen Kirchenoberhäupter wählt. Das katholische Kirchenrecht unterscheidet zwischen Diözesansynoden auf Ebene eines Bistums, Partikularkonzilien auf nationaler Ebene und der weltweiten Bischofssynode.

Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti ( DR )
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