Bätzing muss die Bischöfe durch unwegsames Gelände führen

Laute Reformforderungen und immer neue Einwürfe aus Rom

Immer öfter kommen Mahnungen aus Rom vor deutschen Sonderwegen in der Kirchenreform. Zugleich werden die Rufe deutscher Katholiken nach Veränderung lauter.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Blick in den Sitzungssaal des Stadtschlosses zum Auftakt der Herbstvollversammlung / © Arne Dedert (dpa)
Blick in den Sitzungssaal des Stadtschlosses zum Auftakt der Herbstvollversammlung / © Arne Dedert ( dpa )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat es nicht leicht. Nicht nur, dass er an seinem mediengewandten Vorgänger, Kardinal Reinhard Marx, gemessen wird. Zugleich soll der Limburger Bischof Georg Bätzing die Erwartung einlösen, mit der ihn seine Mitbrüder in das nach dem Papst derzeit wohl schwerste kirchliche Amt gewählt haben.

Er soll im innerkirchlichen Streit, der manchmal auch ein Streit unter Bischöfen ist, weniger polarisierend auftreten als Marx. Er soll moderieren, Konsens ermöglichen - und die Einheit mit Rom wahren.

Bätzing: Keine Abspaltung

Dass es ihm damit Ernst ist, machte er bei seiner ersten Pressekonferenz zur Eröffnung der traditionellen Herbstvollversammlung in Fulda deutlich. "Wir müssen die Übereinstimmungen, aber auch die Konfliktlinien unter uns identifizieren, und wir müssen damit konstruktiv so umgehen, dass wir beieinander bleiben. "Wir sind Kirche im Kontext der katholischen Weltkirche und werden das bleiben. Es gibt keine Tendenzen, uns als Nationalkirche abzuspalten."

Selbst für die Warnungen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, der eine solche Abspaltung als "worst case"-Szenario genannt hatte, fand Bätzing anerkennende Worte. Er sei dankbar, dass Woelki seine Position klar ausgesprochen und begründet habe. Es sei offensichtlich, dass die Situation "schwer" sei. Meinungsverschiedenheiten "miteinander auszuringen und dennoch zusammenzubleiben", das sei die Verantwortung aller Bischöfe.

Damit reagierte Bätzing darauf, dass in jüngster Zeit immer mehr Divergenzen, Stoppschilder und Maximalforderungen die innerkirchliche Debatte prägen. Die Gefechtslage: Auf der einen Seite katholische Laienverbände, die eine umfassende Reform - oder gar Revolution - in der Kirche fordern.

Dazu gehören eine Sexualmoral gemäß der sexuellen Selbstbestimmung, der gleiche Zugang von Frauen und Männern zu allen kirchlichen Ämtern und eine weitgehende Abschaffung der kirchenrechtlichen Sonderstellung des Klerus. Ihnen zollte Bätzing in Fulda gleich zu Anfang Respekt und erinnerte daran, "dass die meisten von ihnen ja auch Mitglieder unserer Kirche sind". Ohne auf ihre Forderungen inhaltlich einzugehen, sagte er ihnen einen konstruktiven Dialog zu.

Gegenwind aus dem Vatikan

Auf der anderen Seite steht der Vatikan. Mit der Billigung von Papst Franziskus haben sich in den vergangenen 12 Monaten gleich vier maßgebliche Vatikanbehörden warnend zu Projekten geäußert, die von den Reformern im deutschen Episkopat gutgeheißen wurden. Zwei Dokumente betrafen das Reformvorhaben des Synodalen Wegs; hinzu kam ein mahnender Brief von Papst Franziskus an alle deutschen Katholiken zu diesem Thema, der innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz unterschiedlich ausgelegt wurde.

Ein weiteres Vatikan-Schreiben zur Stellung des Pfarrers in der Pfarrei war zwar nicht speziell für Deutschland geschrieben, führte aber gerade hier zu heftiger Kritik. Wiederum war der Synodale Weg, diesmal mit seinem Thema "Macht in der Kirche", inhaltlich betroffen.

An Bätzing direkt adressiert war die jüngste warnende Depesche aus Rom. Sie kritisierte einen Vorschlag zur "Mahlgemeinschaft" von Katholiken und Protestanten sinngemäß als eher protestantisch inspiriertes Modell und forderte eine Rückbesinnung auf das Zweite Vatikanische Konzil. Das ist bemerkenswert, weil die deutschen Reformer sich bislang als Bannerträger und Vollender des Reformkonzils von 1962 bis 1965 verstanden und die Glaubenskongregation nun ausgerechnet die Deutschen ermahnt, diese verbindliche Grundlage nicht zu vergessen.

Einladung zu theologischer Vertiefung

Gemeinsam ist den Mahnschreiben aus Rom, dass sie stets mit der Einladung zu einem vertieften theologischen Nachdenken einhergehen. Dennoch sind sie unübersehbare Leitplanken. Dies gilt insbesondere für den jüngsten Brief aus der Glaubenskongregation, der festhält, das Dokument "Gemeinsam am Tisch des Herrn" dürfe in seiner jetzigen Form nicht in die Praxis umgesetzt werden.

Auch wenn die Ökumene keines der offiziellen Themen des Synodalen Wegs ist, wird der Umgang der deutschen Bischöfe mit dieser Ansage aus Rom aufschlussreich sein. Er liefert einen Vorgeschmack für das, was zu erwarten ist, falls Rom zu der Einschätzung kommt, dass der deutsche Reformweg auch in anderen "lehrmäßigen Fragen" die Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils nicht hinreichend berücksichtigt. Schon jetzt ist absehbar: Der Vorsitzende Bätzing wird an dieser Front mindestens so viel Vermittlungsgeschick beweisen müssen wie an der ungeduldigen Basis und unter seinen Mitbrüdern.


Georg Bätzing, Bischof von Limburg / © Arne Dedert (dpa)
Georg Bätzing, Bischof von Limburg / © Arne Dedert ( dpa )

Bischof Georg Bätzing begrüßt Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln / © Arne Dedert (dpa)
Bischof Georg Bätzing begrüßt Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln / © Arne Dedert ( dpa )
Quelle:
KNA