Prallvolle Agenda bei Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz

"Da ist wirklich viel zu tun für die Bischöfe"

Coronabedingt kommen die deutschen katholischen Bischöfe ab Dienstag zu einer verkürzten Vollversammlung in Fulda zusammen. DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen über die vielen brenzligen Themen der Oberhirten.

Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht (KNA)
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die deutschen katholischen Bischöfe kommen ab Dienstag zum Gebet und zu Beratungen in Fulda zusammen. Im Corona-Zeitalter sind das vermutlich ganz besondere Herausforderungen, oder?

Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur DOMRADIO.DE): Das kann man sagen. Wir haben 69 Bischöfe, die der Versammlung derzeit angehören. Viele davon sind aufgrund ihres Alters automatisch in der Risikogruppe. Deshalb wird man sich auch nicht wie gewohnt in der Aula im Priesterseminar treffen, sondern man wird in das benachbarte Barockschloss ausweichen. Da gibt es einen entsprechend großen Saal, in dem die Bischöfe auf Abstand ihre Beratungen abhalten können.

DOMRADIO.DE: Viele Themen stehen auf der Tagesordnung, die gegebenenfalls von den Bischöfen ganz unterschiedlich bewertet werden. Welche sind das?

Brüggenjürgen: Man ist da auch ein bisschen auf Abstand, um das Bild wieder aufzunehmen. Der Synodale Weg wird natürlich im Mittelpunkt stehen. Die Bischöfe nehmen sich einen halben Tag Zeit dafür.

Diesen Synodalen Weg hat die katholische Kirche gemeinsam eingeschlagen. Bischöfe, Laien und Delegierte haben sich bereits bei einer großen Versammlung in Frankfurt getroffen. Vor gut zwei Wochen gab es nun die sogenannten Regionenforen im Rahmen des Synodalen Wegs, die aufgrund der Corona-Krise an fünf verschiedenen Orten in Deutschland stattgefunden haben. Man ist da auf dem Weg, um verloren gegangenes Vertrauen wiederzugewinnen.

Die Bischöfe werden in Fulda versuchen die Beratung zu nutzen, um ihre Position abzustimmen. Denn wir haben festgestellt, man ist da nicht unbedingt immer mit einer Stimme unterwegs. Es erleichtert vielleicht, wenn die Bischöfe sich da um einen Konsens bemühen. Das wird auch in der Tat nicht ganz so einfach, denn es gibt eine Reihe von Beschlussvorlagen, an denen man sieht, wie unterschiedlich die Bischöfe unterwegs sind.

Das wurde auch unmittelbar vor der Konferenz noch einmal deutlich, wenn man zum Beispiel die beiden letzten Interviews von Rainer Maria Kardinal Woelki, dem Kölner Erzbischof, und von Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, liest. Wenn man sich die Debatte um die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche und den Diskurs über eine eventuelle Frauenweihe anschaut, dann liegen vielleicht nicht Welten dazwischen, aber das sind doch ganz unterschiedliche Einschätzungen, die wir feststellen können.

DOMRADIO.DE: Zudem haben die Bischöfe auch das Problem, dass immer mehr Gläubige die Kirche verlassen. Wird dieses Thema die Bischöfe in Fulda ebenfalls beschäftigen?

Brüggenjürgen: Daran kommen die Bischöfe gar nicht vorbei. Im vergangenen Jahr haben so viele Gläubige wie nie die Kirchen verlassen. Dieses Problem betrifft die katholische und die evangelische Kirche gleichermaßen. Damit wird man sich natürlich beschäftigen. Man wollte eigentlich einen ganzen Studientag der Thematik widmen, was aufgrund der Zeit diesmal nicht klappen wird. Aber man möchte das vorbereiten.

Gerade was das Thema Glaubwürdigkeit angeht, ist die Kirche in ganz schwerem Fahrwasser. Das betrifft vor allem die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Wachsende Säkularisierung ist in diesem Zusammenhang weiter zu nennen. Und dann gibt es noch die Debatten um die Strukturreformen in den einzelnen Diözesen. Also, da ist wirklich viel zu tun für die Bischöfe.

DOMRADIO.DE: Die ganze Problematik rund um den kirchlichen Missbrauch und die Aufarbeitung liegt bei den Bischöfen auf dem Tisch. Was ist denn da zu erwarten?

Brüggenjügen: Dieses Thema verfolgt die Bischöfe. Weil es ein schwieriges Thema ist, ist es nicht mit ein, zwei Beschlüssen getan. Ich hatte die Gelegenheit, im Vorfeld mit einigen Bischöfen zu sprechen, die alle signalisiert haben, dass sie auf Entscheidungen hoffen. Sie haben gesagt, dass sie diesmal in dem Punkt Entschädigungs-, Ausgleichs- und Anerkennungszahlungen für das Leid, was den Opfern zugefügt worden ist, zu einer Lösung kommen wollen.

Da gab es in der Vergangenheit immer wieder schwierige Beratungen mit den Fragen: Wie kann man das regeln? Wie kann man das auffangen? Man hofft jetzt, dass man vielleicht durch eine zentrale Stelle viele Dinge lösen kann und dass man sich auf einen einheitlichen Betrag einigen kann. Eine einheitliche Stelle könnte dies entscheiden. All das versuchen die Bischöfe jetzt in Fulda zu beschließen. Ob das wirklich gelingen wird? Auch da sind Fragezeichen durchaus erlaubt.

DOMRADIO.DE: Das waren aber noch nicht alle Themen und Aufgabenfelder, die die Bischöfe besprechen werden, oder?

Brüggenjürgen: Die Bischöfe haben wirklich viel, viel hartes Holz da liegen. Da ist zum einen auch noch das Problem, dass wegen der Auswirkungen der Corona-Krise die Wirtschaft momentan hernieder liegt. Daran ist die Kirchensteuer direkt gekoppelt. Es gibt also nicht nur Mindereinnahmen bei der Kirchensteuer durch Austritte, sondern auch aufgrund der wirtschaftlichen Situation. Da hat man schon jetzt deutliche Einschnitte vorliegen. Man geht davon aus, dass man im laufenden Jahr vielleicht zehn, elf Prozent weniger Einnahmen hat. Damit müssen sich die Bischöfe beschäftigen.

Gleichzeitig gibt es auch noch eine Instruktion zu Pfarreireformen aus Rom, die bei den Bischöfen zu ganz unterschiedlichen Einschätzungen gekommen sind. Wie geht man damit um?

Schließlich wird auch das Thema Ökumene, genauer eine angedachte gemeinsame Abendmahlfeier im Vorfeld des ökumenischen Kirchentages in Frankfurt wieder aktuell. Da gibt es ein ganz neues Papier von der Glaubenskongregation des Vatikan, indem es heißt, dass man sich nicht gegenseitig - zumal auch nicht aus Gewissensgründen - einladen darf. Das hatte ein ökumenischer Arbeitskreis gefordert, dem auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Bätzing, angehört.

DOMRADIO.DE: Im Vorfeld wurde bekannt, dass die Bischofskonferenz auf der Suche nach einem neuen Sekretär oder auch einer Sekretärin ist. Wird da schon etwas entschieden?

Brüggenjürgen: Gegenwärtig hat Pater Langendörfer diese Position inne. Zur Stellenausschreibung gibt es gegenwärtig eine Findungskommission. Das heißt, drei Bischöfe sind auserkoren zu gucken, was ansteht, wen man als geeignet einschätzt.

Die Anzeige hat bei einigen für viel Hoffnung gesorgt, weil sie so formuliert ist, dass es auch eine Sekretärin werden könnte. Vielleicht gibt es zumindest in dieser Frage ein bisschen Bewegung. Aber das wird nicht in Fulda entschieden, sondern nur vorsortiert.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Ingo Brüggenjürgen (DR)
Ingo Brüggenjürgen / ( DR )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema