ZdK-Präsident bewertet Ergebnisse der Herbstvollversammlung

"Glaube schon, dass wir weitergekommen sind"

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hat die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda aufmerksam verfolgt.

Prof. Thomas Sternberg / © Beatrice Tomasetti (DR)
Prof. Thomas Sternberg / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Im Grunde mit dem Ergebnis zwar zufrieden, stimmt ihn aber eines traurig.

DOMRADIO.DE: Sind die Bischöfe beim Beschreiten des "Synodalen Wegs" Ihrer Ansicht nach in den letzten Tagen weitergekommen?

Prof. Thomas Sternberg (Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / ZdK): Ich glaube schon, dass wir weitergekommen sind. Vergleichen Sie mal die Situation, die wir jetzt haben, mit den alarmierenden Meldungen von einem angeblichen Total-Konflikt mit dem Vatikan von vor zwei Wochen.

Hier hat sich doch gezeigt, dass die guten Kontakte und die guten Gesprächsmöglichkeiten mit Rom - nicht zuletzt durch Kardinal Marx - viel Aufregung lindern konnten und wir dann doch genau das machen können, was wir auch geplant haben - nämlich einen "Synodalen Weg", der keine kirchenrechtliche Synode ist.

DOMRADIO.DE: Beschlossen wurde auch eine Satzung für diesen "Synodalen Weg". Sind Sie damit zufrieden?

Sternberg: Ich habe die Details immer noch nicht gesehen, aber die Statuten sind ja in der Weise genehmigt worden, wie wir sie jetzt über Monate hinweg gemeinsam erarbeitet haben. Das war eine unserer wichtigsten Aufgaben, Statuten für diesen "Synodalen Weg" zu erarbeiten.

Und die sind bis auf kleine Details mit einer ganz großen Mehrheit - mit über drei Viertel Zustimmung - heute von der Bischofskonferenz beschlossen worden. Da sind wir schon sehr erleichtert, denn wenn man sehr stark davon abgewichen wäre, hätte sich natürlich auch für die Laienvertretung wieder die Frage gestellt, ob wir diese Einladung der Bischofskonferenz, einen solchen Weg mitzugehen, weitermachen können.

Aber es hat sich gezeigt, dass es hier eine vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit gegeben hat, die auch zu Ergebnissen geführt hat, die wirklich sowohl von der Bischofskonferenz getragen werden, als auch von uns in aller Ruhe unseren Gremien vorgelegt werden können.

DOMRADIO.DE: Es gab eine deutliche Mehrheit, aber so ganz einmütig ist das Bekenntnis zu den gegenwärtigen Themen des "Synodalen Wegs" eben nicht. Einzelne Bischöfe wünschen den Schwerpunkt auf die Evangelisierung. Die Wiener Professorin Marianne Schlosser hat das Frauen-Forum bereits wieder verlassen und die Bewegung Maria 2.0 will nicht teilnehmen, um sich nicht vereinnahmen zu lassen. Hätten Sie sich hier auch mehr Einmütigkeit gewünscht?

Sternberg: Nein. Wenn man sich fragt, ob nicht zumindest demokratische Verfahren - wenn auch keine Demokratie, aber demokratische Verfahren - auch in der Kirche selbstverständlich sein sollten, dann muss man hier sehen, dass selbstverständlich Einstimmigkeiten nicht zu erzielen sind, Einmütigkeiten wohl. Wenn wir jetzt einstimmige Abstimmungen ohne Gegenstimmen in Lingen zu dem Weg hatten, dann eine fast 100-Prozent-Mehrheit unter dem Ständigen Rat für die Statuten in der Form, dann jetzt eine Mehrheit von über drei Viertel für den Weg und eine Zustimmung aller Bischöfe, diesen Weg auch mitzumachen - zumindest als Bischöfe - dann zeigt das doch eine ganz breite Beteiligung.

Das, was da jetzt an Forum-Umbesetzung war, war ja noch gar kein Synodalforum. Das war ein vorbereitendes Forum, in das Leute sehr unterschiedlich berufen waren. Die haben ja auch nur vorbereitet. Diese Papiere stehen im Netz, die kann man sich ansehen. Wir werden jetzt ja erst nach der Statutenverabschiedung in der Lage sein, die Mitglieder - sowohl die der Synodalversammlung wie auch die der Synodalforen - zu wählen.

DOMRADIO.DE: Zwei Bischöfe haben diese Satzung in der Form abgelehnt. Sie haben aber gesagt, dass sie den Weg trotzdem mitgehen. Das hat Kardinal Marx auch noch einmal deutlich betont. Aber da stellt sich natürlich trotzdem die Frage: Kann man diesen "Synodalen Weg" mitgehen, wenn man die Details dieser Satzung erst einmal in der Form ablehnt?

Sternberg: Das ist keine Frage, die an mich zu richten ist. Aber ich gehe davon aus, dass, wenn jemand da zustimmt und sagt, wir machen da mit, er dann auch mitmacht. Der entscheidende Unterschied zwischen den Statutenentwürfen ist die Absicht hat, das, was die MHG-Studie zum Missbrauch als systemische Ursachen für die schlimmen Missbrauchsfälle bezeichnet hat, anzugehen und kirchlich zu reformieren. Dazu haben uns die Bischöfe eingeladen.

Das heißt, das Haus in Ordnung zu bringen, um dann mit Überzeugung und neuer Glaubwürdigkeit evangelisieren zu können. Die Statutenentwürfe der beiden Bischöfe Voderholzer und Woelki, die ja auch einzusehen sind, wollen eine Pastoralsynode, also eigentlich eine Doppelung dessen, was sie bereits im Erzbistum Köln auf Bistumsebene machen. Eine solche Pastoralsynode kann man machen, das ist auch sinnvoll. Aber es ist nicht das, was jetzt eigentlich Absicht dieses "Synodalen Wegs" ist und war.

DOMRADIO.DE: Was soll denn am Ende dieses "Synodalen Wegs" stehen? Gibt es da dann ein Empfehlungsschreiben nach Rom, man solle doch bitte verheiratete Priester zulassen oder die Weiheämter für Frauen öffnen? Wie stellen Sie sich das Ergebnis des "Synodalen Wegs" vor?

Sternberg: Ich bin sehr traurig darüber, dass der "Synodalen Weg" auf zwei Themen fokussiert wird. Als sei das alles und das einzige, was dabei herauskommen müsse, damit das Ganze ein Erfolg wäre. So schlicht sind die Dinge nicht. Das hat heute auch Kardinal Marx in der Pressekonferenz gesagt.

Die Frage, ob zum Beispiel Frauen Gemeinden leiten, ist nicht so ganz unwichtig und lässt sich in Deutschland entscheiden. Die Frage, ob Pastoralreferentinnen oder Gemeindereferentinnen Beerdigungen leiten, Taufen vornehmen und Krankensalbungen spenden, ist so nebensächlich nicht.

Die Fragen, wie unsere Gremien besetzt sind und welche Funktion diese Gremien haben, ob wir weiterhin eine volle Verbindung zwischen Weihe und Macht haben, ob wir da Machtteilungen haben, ob wir stärkere Beteiligung von Frauen haben, ob wir eine Sexualmoral haben, die sich stärker - wie in der Ehe-, Lebens- und Familienberatung - an den Menschen und ihren Problemen orientiert oder eine Lehre verbreitet, die niemand mehr hören will - sind alle durchaus wichtig, die sehr viele Elemente haben, die auch in Deutschland entschieden werden können.

Und die Fragen, die dabei herauskommen, die werden wir als Votum nach Rom geben.

DOMRADIO.DE: Genau das war die Frage: Gibt es dann tatsächlich konkrete Entscheidungen oder wird der Ball dann erst mal nach Rom gespielt?

Sternberg: Nein, natürlich nicht. Es wird erstmal konkrete Diskussionen geben und Entscheidungen. Das ist ganz wichtig. Diese Entscheidungen werden sortiert, zum einen in die Entscheidungen, die wir hier in Deutschland treffen können, die hier jeder Bischof in Kraft setzen kann. Zum anderen in solche Entscheidungen, die einer Genehmigung aus Rom oder einer Bischofssynode bedürfen und solche Entscheidungen, für die wahrscheinlich ein Konzil einberufen werden müsste, wie zum Beispiel die Frage der Priesterweihe von Frauen - während aber zum Beispiel schon die Frage der Diakonenweihe von Frauen sicherlich vom Papst allein entschieden werden könnte.

 

Quelle:
DR