Was erwartet die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung?

"Das werden spannende Debatten"

Ab diesem Montag diskutieren die deutschen katholischen Bischöfe in Fulda über den weiteren Kurs der Kirche. Was sind die heißen Eisen? Eine Einschätzung von DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.

Dom in Fulda im Morgenlicht / © Harald Oppitz (KNA)
Dom in Fulda im Morgenlicht / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was erwartet denn die Bischöfe in diesem Jahr, wenn sie nach Fulda kommen?

Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur bei DOMRADIO.DE): Wenn die Bischöfe heute nach Fulda kommen, dann haben sie zunächst einmal einen neuen Gastgeber, der sie begrüßt. Fulda hat ja einen neuen Bischof, Bischof Michael Gerber. Dieser hat schon zum Ausdruck gebracht, wie sehr er sich freut.

Auf der anderen Seite stehen natürlich schwierige Beratungen an. Man denke an letztes Jahr zurück, als die Studie zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs vorgestellt wurde. Das haben die Bischöfe nach wie vor als schwierige Aufgabe im Gepäck.

DOMRADIO.DE: Die Bischöfe wollen sich gemeinsam mit den Laien auf einen synodalen Weg machen, um aus der Krise zu kommen. Wird das gelingen?

Brüggenjürgen: Das ist die spannende und interessante Frage. Wir haben im Vorfeld der Bischofskonferenz gemerkt, dass die Bischöfe sich nicht so einig sind und dass sie nicht mit einer Stimme in dieser Frage sprechen. Da gibt es auf der einen Seite Bischöfe, die sagen: Wir müssen uns dringend bewegen.

Es sind schwierige Fragen, die im "synodalen Weg" angesprochen werden: Da ist die Machtverteilung, die Sexualmoral, die Frage der priesterlichen Lebensform. Zusätzlich mit reingekommen ist die Frage der Frauen. Es sind Fragen, über die andere Bischöfe sagen: Die können wir gar nicht vor Ort entscheiden, die haben immer auch eine Relevanz für die Weltkirche. Das sagt auch der Kölner Erzbischof.

Insofern werden das jetzt spannende Debatten. Wir wissen natürlich auch, dass es Post aus Rom gegeben hat. Es gab zunächst den Brief des Heiligen Vaters der gesagt hat: Vorsicht auf eurem Weg. Behaltet im Auge, was notwendig ist. Und dann gab es in der letzten Woche nochmal einen Brief von Kardinal Ouellet. Man wird darauf schauen, wie sich die Besprechung entwickelt.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn auch ganz persönliche Erwartungen?

Brüggenjürgen (seufzt): Ich ganz persönlich bin ja schon länger dabei. Ich erinnere mich noch daran, dass es immer mal wieder Auseinandersetzungen gab. Vor 20 Jahren etwa - das weiß sicher noch der eine oder andere - waren die Bischöfe auch ziemlich im Clinch. Da ging es um die Schwangerschaftskonfliktberatung. Damals waren der Mainzer Kardinal Lehmann und der Kölner Kardinal Meisner quasi die Frontleute der beiden Gruppen, die entgegengesetzter Meinung waren.

Diesen Streit, den man an den beiden Protagonisten festmacht, haben die beiden eigentlich nie ganz beigelegt. Sie haben ihn mit ins Grab genommen. Das war letztlich für alle eine sehr schmerzliche Situation. Von daher hoffe ich, dass alle Bischöfe im Rückblick aus dieser Geschichte lernen und sich deutlich machen: Es hilft nur, wenn wir in schwierigen Zeiten gemeinsam klare Signale an alle weitergeben. Wir erinnern uns an den Streit der CDU/CSU in der Flüchtlingskrise. Das hat letztendlich auch keinem geholfen. Von daher hoffe ich darauf, dass die Bischöfe gemeinsam mit dem Heiligen Geist eine gute Lösung finden.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal (DR)
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Edgar Schoepal ( DR )
Quelle:
DR