Katholische Kirche erkennt Relotius Medienpreis ab

Kein X für ein U vormachen

Für seine Reportage "Königskinder" erhielt der Reporter Claas Relotius Preise und Spenden. Inzwischen gibt er zu: Auch sie ist gefälscht. Die katholische Kirche fordert Auszeichnung und Preisgeld zurück. Erhaltene Spenden will er zurückgeben.

Symbolbild digitale Medien / © Sven Hoppe (dpa)
Symbolbild digitale Medien / © Sven Hoppe ( dpa )

Die katholische Kirche hat dem Ex-"Spiegel"-Reporter Claas Relotius den von ihr vergebenen Medienpreis aberkannt und fordert das Preisgeld zurück. Relotius habe nunmehr öffentlich zugegeben, den Beitrag "Königskinder" aus dem Jahr 2016 in wesentlichen Punkten gefälscht zu haben, sagte der Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) zur Begründung.

Seinen Worten zufolge will sie auch das Preisgeld in Höhe 5.000 Euro von Relotius zurück. Die Diakonie Katastrophenhilfe bestätigte am selben Tag den Eingang einer Überweisung von Relotius, mit der er nach eigener Aussage Spenden von Lesern der Reportage weitergereicht hat.

Medienpreis der Deutschen Bischofskonferenz

Die Bischofskonferenz hatte Relotius 2017 den Katholischen Medienpreis in der Kategorie "Printmedien" für seine Reportage "Königskinder" über ein syrisches Geschwisterpaar verliehen. Vor gut einer Woche legte der "Spiegel" offen, dass Relotius im großen Umfang eigene Geschichten manipuliert hatte. Der vielfach ausgezeichnete Reporter soll Zitate, Orte, Szenen und sogar Protagonisten erfunden haben. Ob auch die Reportage "Königskinder" eine Fälschung ist, blieb dabei zunächst offen.

Am Donnerstag veröffentlichte "Spiegel online" eine Erklärung von Relotius' Anwalt Michael Philippi, in der es heißt, auch dieser Text sei "in wesentlichen Punkten" gefälscht. In dem Schreiben tritt der Anwalt dem Vorwurf entgegen, Relotius habe durch den Text ausgelöste Spenden für sich vereinnahmen wollen.

Seiner Darstellung zufolge meldeten sich auf den Text hin spendenbereite Leser, denen Relotius angeboten habe, über sein privates Konto Spenden zu sammeln und weiterzuleiten. Dabei habe er "die Illusion über die reale Existenz des geschilderten Geschwisterpaares aufrechterhalten", heißt es im Schreiben des Anwalts.

Spenden zurückerstattet

Die Spenden habe Relotius an die Diakonie Katastrophenhilfe weitergeleitet. Das evangelische Hilfswerk bestätigte am Freitag den Eingang einer Überweisung. Im Oktober 2016 habe Relotius 9.000 Euro für ein Projekt für Flüchtlingskinder im nordirakischen Suleymaniah überwiesen, sagte eine Sprecherin dem epd. Nach Auskunft des Anwaltes kamen von Lesern mehr als 7.000 Euro zusammen, die Relotius mit eigenen Mitteln auf 9.000 Euro aufstockte.

Laut Diakonie Katastrophenhilfe wurde das Geld für ein Gemeindezentrum in Suleymaniah eingesetzt, das syrischen und irakischen vertriebenen Kindern psychosoziale Hilfe bietet. Im Schreiben des Anwalts verspricht Relotius, dass er allen Spendern ihr Geld vollständig zurückerstattet.

Darin heißt es auch, Relotius sei bewusst geworden, dass er durch sein Verhalten dem "Spiegel" und der Presse insgesamt schweren Schaden zugefügt habe. Die vier ihm verliehenen Deutschen Reporterpreise gab Relotius bereits in der vergangenen Woche selbst zurück. Die vom Reporter-Forum in Hamburg vergebene Auszeichnung ist undotiert.


Quelle:
epd
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