50 Jahre Verband der Diözesen Deutschlands

Gremium mit Reformbedarf

Wer im Internet nach "VDD" sucht, landet zunächst beim Verband der Diätassistenten. Doch das Kürzel steht auch für den Verband der Diözesen Deutschlands. Die Parole lautete zuletzt hier wie dort: Gürtel enger schnallen.

Autor/in:
Joachim Heinz
Wie soll Kirche angemessen mit Geld umgehen? / © Harald Oppitz (KNA)
Wie soll Kirche angemessen mit Geld umgehen? / © Harald Oppitz ( KNA )

Sind 130 Millionen Euro viel oder wenig Geld? Das kommt auf die Perspektive an. Verglichen mit den größeren unter den 27 katholischen Bistümern zwischen Hamburg und Passau nimmt sich der Etat des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD) eher bescheiden aus. Gleichwohl verfügt der beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn angesiedelte Dachverband innerkirchlich über Gewicht, finanziert er doch bundesweite Aufgaben der katholischen Kirche, etwa die Zuschüsse für Hilfswerke und Auslandsseelsorge sowie für viele Verbände und Medienaktivitäten.

Entwicklungen und Herausforderungen

Vor 50 Jahren, am 4. März 1968, als Reaktion auf die gewachsenen "gemeinsamen Aufgaben" gegründet, wie es seinerzeit hieß, blieb das Wirken des VDD lange Zeit der größeren Öffentlichkeit verborgen. Das änderte sich erst vor wenigen Jahren im Zuge der Debatten um den verantwortungsvollen Umgang mit Kirchenfinanzen.

In den Fokus kam dabei auch der VDD. Da war etwa die schmerzhafte Trennung der Bischöfe von "Weltbild", zu dessen Gesellschaftern der VDD gehörte. Die Augsburger Verlagsgruppe meldete 2014 Insolvenz an. Unter Druck geriet unlängst auch die vom VDD getragene Kirchliche Zusatzversorgungskasse KZVK, einer der größten privaten Finanzierer von Betriebsrenten in Deutschland. Die Kasse mit Sitz in Köln ist für die betriebliche Altersversorgung von rund 1,2 Millionen Beschäftigten in Einrichtungen der katholischen Kirche und der Caritas in Deutschland zuständig und musste 2015 einen Fehlbetrag von rund 7 Milliarden Euro verbuchen.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der an der Spitze von VDD-Verwaltungsrat und Verbandsausschuss steht und damit quasi als "Finanzminister" des VDD fungiert, hat gerade zuhause einen handfesten Finanzskandal zu bewältigen: Ein leitender Finanzmann soll rund 50 Millionen Euro in dubiosen Immobilienanlagen angelegt und möglicherweise einen Teil veruntreut haben.

Frage der Finanzierung

Innerkirchlich war die Finanzierung des VDD in jüngster Zeit ein wichtiges Thema. Weil die Bischöfe - aus Sorge um irgendwann einmal sinkenden Kirchensteuern - schon seit Jahren immer weniger Geld für "gemeinsame Aufgaben" einstellten, fürchten Verbände wie die Friedensbewegung Pax Christi um ihre Zuschüsse. Auch bei den im Ausland tätigen Seelsorgern regte sich Widerstand angesichts der Sparrunden.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) schlug im vergangenen Herbst vor, die Finanzierung des VDD künftig prozentual an das Kirchensteueraufkommen zu binden - ähnlich wie es bei der evangelischen Kirche in Deutschland praktiziert wird. Ein fester Anteil von drei Prozent könnte dann in den VDD-Haushalt fließen; das wären momentan gut 184 Millionen Euro. Ein "Bundeskirchensteuerrat" solle zudem Beschlusskompetenzen für den VDD-Haushalt erhalten und die Mittelverwendung überprüfen.

Wie soll Kirche mit Geld umgehen?

Dass es Reformbedarf im VDD gibt, scheint unstrittig. Über das Wie gehen die Meinungen auseinander. Der VDD ist dabei nur ein Beispiel für die Suche nach einem angemessenen Umgang der Kirche mit dem Geld. Er sei "nicht der Konzernvorsitzende der Kirche in Deutschland", machte Kardinal Reinhard Marx auf der jüngsten Vollversammlung der Bischöfe in Ingolstadt klar.

Zugleich räumte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, der satzungsgemäß auch an der Spitze der Vollversammlung des VDD steht, ein, ihm sei "schmerzlich bewusst, dass sich unsere Kirche in wesentlichen Fragen der Finanzierung und des Vermögens besser aufstellen und manche Unklarheiten beseitigen muss".

Diskussion um Verfassung der Bischofskonferenzen

Vor einem halben Jahrhundert hieß es, mit Gründung des VDD sei die "organisatorische Neuordnung der Bischofskonferenz" zu ihrem Abschluss gekommen. Der Eindruck drängt sich auf, dass bald neue Schritte anstehen. Im Hintergrund steht die größere Debatte um die künftige Verfassung der Bischofskonferenzen. Papst Franziskus hat mehr als einmal betont, dass er stärkere Kompetenzen für die nationalen Bischofskonferenzen im weltweiten Gefüge der katholischen Kirche wünscht. Würden die Bischofskonferenzen kirchenrechtlich gestärkt, hätte das auch für den VDD Konsequenzen. 


Pater Hans Langendörfer / © Harald Oppitz (KNA)
Pater Hans Langendörfer / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA