Für die Bischöfe gibt es regionale Küche - und ein Fitnessstudio

Beratungen auf dem "bergischen Balkon"

Zu ihrem Frühjahrstreffen kommen die katholischen Bischöfe Deutschlands im Kardinal Schulte Haus in Bensberg zusammen. Der in den 1920er Jahren errichtete Komplex hat eine bewegte Geschichte hinter sich.

Autor/in:
Andreas Otto
Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach / © Merten (KNA)
Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach / © Merten ( KNA )

Das Ambiente mit der weitläufigen Anlage im Grünen lädt eher zur Entspannung statt zur Arbeit ein. Dennoch werden sich die deutschen katholischen Bischöfe bei ihrer diesjährigen Frühjahrsvollversammlung im Kardinal Schule Haus in Bergisch Gladbach durch ein straffes Programm kämpfen müssen. Aber zumindest für die kleine Pause zwischendurch lässt die Tagungsstätte im Stadtteil Bensberg keine Wünsche offen.

Das Haus wurde Ende der 1920er Jahre nach Plänen des Architekten Bernhard Rotterdam als Priesterseminar errichtet, da die Kleriker-Ausbildungsstätte in der Kölner Innenstadt zu eng geworden war. Bauherr war der Kölner Erzbischof, Kardinal Joseph Schulte, nach dem das Gebäude später benannt wurde. Die imposante schlossartige Architektur erhebt sich auf einem mehr als zehn Fußballfelder großen parkähnlichen Gelände. Damals kamen dort 190 Priesteramtskandidaten unter, die neben einer Kapelle auch eine Bibliothek, eine Turnhalle, eine Badeanlage und eine Bäckerei nutzen konnten.

Reserve-Lazarett

Das Kardinal Schulte Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus zum Reserve-Lazarett umfunktioniert, weshalb die angehenden Priester nach Altenberg im Bergischen Land umziehen mussten. 1941 kehrten sie für kurze Zeit nach Bensberg zurück, bis am 14. Mai des Jahres die Gestapo das Haus beschlagnahmte. Drei Jahre später richtete die Wehrmacht dort ein Lazarett ein. Nach Kriegsende wurden hier kranke Amerikaner, Briten und Belgier behandelt.

Im April 1948 kehrte das Priesterseminar zurück, bis es zehn Jahre später in einen Neubau nach Köln umzog. Danach nahm in dem Gebäude das Diözesanbildungsheim seinen Betrieb auf. Aus diesem ging 1953 die Thomas-Morus-Akademie hervor, die nach wie vor in dem Haus untergebracht ist. Zudem bot es Platz für ein Altenpflegeheim.

Feuer 1980

1980 richtete eine Brand, bei dem zwei Feuerwehrmänner starben, so gravierende Schäden an, dass jegliche Aktivitäten in dem Gebäude eingestellt wurden. Schließlich entschloss sich das Erzbistum, in dem Komplex ein Tagungszentrum zu errichten, das 1989 eröffnet wurde.

Das Haus am Rande des Bergischen Landes gibt bei gutem Wetter den Blick auf Köln und die Domtürme frei, weshalb der Volksmund auch gerne vom "Bergischen Balkon" spricht. Nach dreijähriger aufwendiger Renovierung und Sanierung wurde die Tagungsstätte im Herbst 2015 wiedereröffnet. Nun empfängt die Bischöfe ein helles und freundliches Zentrum mit rund 160 Gästezimmern, vier Hörsälen, 20 weitere Tagungsräumen - und einem Fitnessraum.

Viertes Bischofstreffen

Es ist das vierte Mal, dass sich die deutschen Bischöfe dort treffen. 2004 waren sie zuletzt hier - und davor 1991, als nach der deutschen Einheit die Bischöfe aus dem Westen und dem Osten erstmals wieder gemeinsam tagten. Und im Mai 1960 hatten sich in Bensberg die westdeutschen Bischöfe versammelt.

Auf das erneute bischöfliche Stelldichein bereiten sich die 77 Mitarbeiter und weitere Aushilfskräfte intensiv vor, wie Geschäftsführer Martin Geiger erläuterte. Den Oberhirten will er mit einfacher regionaler Kost über das Tagungspensum helfen, darunter rheinischer Sauerbraten, Rübstielgemüse oder Kartoffelsuppe mit Mettwurst. Wenn der persönliche Fastenvorsatz nicht einen Strich durch die Rechnung macht, haben die Bischöfe die Wahl zwischen bergischem Landbier und Kölsch - und einem guten Tropfen von der nicht ganz so fernen Ahr.


Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach / © Merten (KNA)
Kardinal-Schulte-Haus in Bergisch Gladbach / © Merten ( KNA )
Quelle:
KNA