Marx: Europa braucht Synthese aus Religion, Vernunft und Gefühl

"Mutig nach vorne blickend"

Europa braucht nach Einschätzung des Münchner Kardinals Reinhard Marx eine "neue Synthese aus Religion, Vernunft und Gefühl".

Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

 Die gegenwärtige europäische Krisensituation stelle Gesellschaft, Politik sowie die Kirchen vor die große Herausforderung, nach neuen Begründungsmustern für eine "Zivilisation der verantwortungsvollen Freiheit" zu suchen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Sonntag in einer Rede zum Abschluss der Salzburger Hochschulwochen.

Das seit dem Ende des Kommunismus etablierte europäische Selbstverständnis habe "keine Bestandsgarantie" und fordere heute eine Weiterentwicklung - mutig nach vorne blickend, ohne restaurative Tendenzen, so Marx. Dazu könne auch der christliche Glaube und seine eng mit der europäischen Freiheitsgeschichte verwobene Tradition einen wichtigen Beitrag leisten.

"Aufklärung über die Aufklärung"

Die Forderung nach einer neuen Synthese von Glaube, Vernunft und Gefühl gelte auch im innerkirchlichen Raum. Die Kirche neige dazu, das Gefühl gegenüber dem Verstand überzubetonen. Glaube könne jedoch als Teil einer "Aufklärung über die Aufklärung" verstanden werden. Dies müsse gerade in einem "religiös aufgeheizten Umfeld" immer wieder betont werden. "Wer das Evangelium hört, die Botschaft Jesu meditiert, der kann kein Fundamentalist werden", so der Kardinal.

Ein konkreter Beitrag der Kirche zu einer "Zivilisation verantwortungsvoller Freiheit" könne laut Marx etwa in einer mutigen Fortentwicklung der Pädagogik auch durch die Kirchen bestehen. Zwar pflege man kirchlicherseits ein breites System von kirchlichen Schulen, "aber mir ist nicht bekannt, dass wir uns bei der Entwicklung eines ganzheitlichen Bildungskonzepts bisher sehr hervorgetan haben", so Marx. Ein Ziel müsse etwa darin bestehen, ein "nur instrumentelles Verständnis von Bildung" aufzubrechen.


Quelle:
KNA