Kardinal Marx: Türkei steht vor enormen Herausforderungen

Gemeinsame Friedensarbeit

Kardinal Reinhard Marx sieht die Türkei vor enormen Herausforderungen. Vor allem die Aufnahme von Flüchtlingen verlange von Politik und Gesellschaft ein großes Engagement, sagte Marx nach seinem dreitägigen Besuch in Istanbul.

Flüchtlingslager an der türkisch-griechischen Grenze / © Tolga Bozoglu (dpa)
Flüchtlingslager an der türkisch-griechischen Grenze / © Tolga Bozoglu ( dpa )

Bei verschiedensten Gesprächen mit Kirchenvertretern und Politikern habe er neu verstanden, "welche wichtige Rolle der Türkei in den derzeit internationalen Konflikten zukommt", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montag zum Abschluss seines dreitägigen Besuchs in Istanbul.

Vor allem die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Nahen Osten verlange von Politik und Gesellschaft ein großes Engagement, so Marx weiter.

Mit Blick auf das mitunter angespannte Verhältnis zwischen Christentum und Islam in der Region sagte der Kardinal, Religion sollte nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung. "Es ist gut, wenn wir theologisch debattieren, aber mir scheint es zum gegenwärtigen Zeitpunkt weit wichtiger, gemeinsam für den Frieden zu beten und zu arbeiten."

Auf Einladung von Patriarch Bartholomaios

Marx war auf Einladung des Ehrenoberhaupts der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I., zum Andreasfest an die Stadt am Bosporus gereist. Als Höhepunkt seines Besuchs wertete er die Teilnahme an dem feierlichen Gottesdienst, der "Göttlichen Liturgie", zum Andreasfest am Montag. Der Apostel Andreas habe wie sein Bruder Petrus Brücken gebaut, sei auf andere Sprachen und Kulturen zugegangen. "Das passt zur gesamten Region, die darauf wartet, dass Brücken der Versöhnung zwischen Völkern und Religionen gebaut werden."

Patriarch Bartholomaios I. würdigte während des Gottesdienstes die guten Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Orthodoxie in Deutschland: "Der 'Dialog der Liebe' mit der Kirche von Rom zeigt sich auf vielen Ebenen im friedvollen Miteinander und kreativer Koexistenz. Eine außerordentlich positive und brüderliche Zusammenarbeit sehen wir in besonderer Weise zwischen Priestern und Laien unserer beiden Kirchen in Deutschland." Marx wurde auf seiner Reise von Bischof Bartholomaios von Arianz als Verteter der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland begleitet. Patriarch Bartholomaios I. war vor einem Jahr zu Besuch in Deutschland.

In den Gesprächen zwischen Marx und Bartholomaios I. ging es neben der aktuellen politischen Situation unter anderem um ökumenischen Fragen, die Vorbereitungen des für das nächste Jahr geplanten panorthodoxen Konzils, das Reformationsgedenken 2017 sowie die Wirkung der Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus.

Zudem besuchte Marx auch die im Mittelmeer gelegene Insel Chalki und das griechisch-orthodoxe Dreifaltigkeitskloster. Dort befindet sich auch die seit 1971 von den türkischen Behörden geschlossene Theologische Hochschule. Marx lobte die Arbeit des Klosterabtes, Metropolit Elpidophoros Lambriniadis. "Ich bin beeindruckt von der Arbeit von Metropolit Elpidophoros, der durch internationale Kongresse und einen unermüdlichen Einsatz versucht, Konfessionen miteinander ins Gespräch zu bringen und Konfessionen und Theologie in ökumenischer Weite zu vermitteln", so der Kardinal.


Reinhard Kardinal Marx / © Romano Siciliani (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA