Marx begrüßt vereinfachte Ehenichtigkeitsprozesse

"Wenn ihr scheitert, stehen wir zu euch"

Die Vereinfachung von Ehenichtigkeitsprozessen durch den Papst ist aus Sicht der Deutschen Bischofskonferenz ein "vernünftiges Signal". In der Bundespressekonferenz blickte Kardinal Marx auf die Familiensynode im Vatikan.

Kardinal Marx / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Kardinal Marx / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Die Weltbischofssynode wird nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, keine Änderungen der kirchlichen Lehre beschließen: "Es wird keine gültige zweite sakramentale Ehe geben", betonte Marx vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Es müsse aber deutlich gemacht werden, dass auch Menschen, deren Ehe gescheitert sei, weiterhin ganz zur Kirche gehörten.

Lebenslange Ehe nicht veraltet

Der Kardinal hob hervor, die katholische Lehre von der Ehe sei keineswegs veraltet. Auch heute strebe eine Mehrheit der Menschen eine lebenslange Ehe mit Kindern an. Die Kirche müsse zu diesem Modell ermutigen und dürfe nicht nur von einem möglichen Scheitern der Ehe her denken. Er selbst, so Marx, hoffe, dass von der Bischofssynode die Botschaft ausgehe: "Es ist möglich - und wenn ihr scheitert, stehen wir zu euch!"

Bei der Bischofsversammlung gehe es darum, gemeinsame Überzeugungen in einer globalen Gemeinschaft zu formulieren, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Dabei sei nicht zu erwarten, dass die in Deutschland mehrheitsfähigen Ansichten weltweit übernommen würden.

Die katholische Kirche sei die einzige Institution, die einen solchen Versuch überhaupt wage. Damit bemühe sie sich, "Sakrament der Einheit" in der Welt zu sein, so Marx weiter. Das Christentum verstehe sich als eine universalistische Religion, in der es das Bild der "einen Menschheitsfamilie" gebe.

Reaktion auf vereinfachte Ehenichtigkeitsprozesse

Die Vereinfachung von Ehenichtigkeitsprozessen durch den Papst ist aus Sicht von Kardinal Marx, ein "vernünftiges Signal". "Es ist aber keine Lösung dieser grundsätzlichen Probleme", fügte Marx hinzu. Ehenichtigkeit sei für viele, etwa nach zwanzig Jahren Ehe, schlicht ein fremder Begriff.

Die Verfahrensänderung betreffe insofern nur ein Teilproblem dessen, was das Scheitern von Ehen und den Wunsch nach einer zweiten Heirat anbelange.

Nach einem am Dienstag veröffentlichten päpstlichen Erlass soll das Urteil in sogenannten Ehenichtigkeitsprozessen unter bestimmten Bedingungen bereits binnen einiger Wochen durch den Ortsbischof gefällt werden können. Außerdem muss das erstinstanzliche Urteil künftig nicht mehr von einer zweiten Instanz bestätigt werden.

Bislang mussten solche Entscheidungen von einem Gremium aus drei Kirchenrichtern getroffen werden und wurden erst rechtskräftig, wenn ein zweites Kirchengericht zu derselben Auffassung kam. In manchen Ländern konnte sich ein solches Verfahren über Jahre hinziehen.

Marx hofft nach Papstappell auf verstärkte Flüchtlingsaufnahme

Nach dem Papstappell vom Wochenende zur Aufnahme von Flüchtlingen in Gemeinden und Klöster hat sich die Bischofskonferenz schriftlich an alle Pfarreien gewandt. "Wir können da keine Befehle geben, sondern wir können einladen dazu", sagte Marx. Dem Aufruf des Papstes werde seiner Einschätzung nach in großzügiger Weise Rechnung getragen. Er hoffe, dass bundesweit mehr Flüchtlinge aufgenommen werden als es Pfarreien gibt.

Die überwältigende Mehrheit in der Bevölkerung wolle den ankommenden Flüchtlingen helfen. "Das ist ein gutes Zeichen", sagte Marx gegenüber domradio.de. Der Erzbischof war selbst bei der Ankunft vieler Flüchtlinge am Münchener Bahnhof dabei und begrüßte Ankömmlinge. "Das hat mich sehr beeindruckt wie viele Menschen, wirklich mit Wohlwollen sagen, den Menschen geht es so schlecht, so dreckig, wir müssen zeigen, dass sie hier willkommen sind, dass sie hier in Sicherheit sind. Das ist gut."


Quelle:
KNA