Muntere Café-Gespräche mit sechs Bischöfen

Leidenschaft im "Café Leidenschaft"

Auf großes Interesse sind die ersten "Café-Gespräche" mit Bischöfen in Hildesheim gestoßen. Längst nicht alle Interessenten fanden einen Platz, als sechs Oberhirten am Vorabend der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Rede und Antwort standen.

Bischof Overbeck (KNA)
Bischof Overbeck / ( KNA )

"Café international" - so heißt ein beliebtes Brettspiel, bei dem die Mitspieler Menschen in immer wieder unterschiedlichen Kombinationen an Café-Tischen platzieren Eine Art "Café klerikal" dagegen haben sechs katholische Bischöfe an diesem Sonntagabend in Hildesheim durchgespielt. Ein Experiment, das sich das gastgebende Bistum im Vorfeld der am Montag beginnenden Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz ausgedacht hatte. "Wir wollen nicht nur in abgeschlossenen Tagungsräumen unter uns diskutieren, sondern verstärkt mit den Menschen direkt ins Gespräch kommen", betont Hildesheims Bischof Norbert Trelle: "Sie sollen alles aufs Tablett bringen können, was ihnen am Herzen liegt."

Und die Besucher nehmen kein Blatt vor den Mund, sobald es heißt "Frag doch mal den Bischof". Trelle selbst, in der Bischofskonferenz für Themen wie Zuwanderung und Asyl zuständig, muss sich gleich mit der Frage beschäftigen, ob wohl Pegida oder die Salafisten schlimmer sind für Deutschland. Café-Besucherin Ursula Stasch freut sich, dass der Bischof für das Gespräch gerade in die Nordstadt gekommen ist, "in der uns Fragen der Migration besonders unter den Nägeln brennen". Und Helga Lauber am Nachbartisch wünscht sich eine Kirche, "die noch viel entschiedener an der Seite der Flüchtlinge steht".

Auch die anderen Bischöfe stellen sich vor allem den Themen, für die sie in der Bischofskonferenz zuständig sind: So spricht Sozialbischof Franz-Josef Overbeck über Wirtschaftsethik, Finanzkrise und soziale Gerechtigkeit. Triers Bischof Stephan Ackermann als Vorsitzender der Kommission "Justitia et Pax" ("Gerechtigkeit und Frieden") berichtet von seiner jüngsten Reise nach Israel und Palästina und debattiert über fairen Handel und Ungerechtigkeiten zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.

Bischof Friedhelm Hofmann aus Würzburg geht im Museums-Café Fragen rund um Kunst, Kultur und Religion nach. Dabei äußert er seine Sorge, dass "unsere kirchliche Sprache in weiten Teilen der Gesellschaft heute kaum noch verstanden wird". Umso wichtiger ist ihm daher, auch in kulturellen Kreisen "sprachfähig und am Ball zu bleiben".

Keine große Überraschung ist es, dass sich Familienbischof Heiner Koch (Dresden-Meißen) besonders heftigen Diskussionen stellen muss. In der "kreuz-bar" liegen viele buchstäblich über Kreuz mit der katholischen Sexualmoral, dem Eheverständnis und dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. "Fast wie in meinen Zeiten als Studentenpfarrer", fühlt sich Koch an früher erinnert und beschreibt die Gespräche als "sehr persönlich, offen und lehrreich". Die Diskussion zeige aber auch, dass "offenbar in vielen Gemeinden zu wenig über diese brennenden Themen gesprochen wird".

Experiment gelungen

"Der Letzte macht das Licht aus" - so ist das Gespräch über die Zukunft von Kirche, Glaube und Gemeinde mit Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode, dem Vorsitzenden der Pastoralkommission, überschrieben. Doch ausgerechnet hier bleibt das Licht am längsten an. Denn weil im "Café Leidenschaft" so viele leidenschaftlich mitreden wollen, schließt Bode spontan eine zweite Diskussionsrunde an, nachdem im ersten Durchgang viele Besucher abgewiesen werden müssen.

Überhaupt ist der Andrang groß. Längst nicht alle Interessenten finden einen Platz in den Cafés. In einem ersten Fazit äußern sich dann nicht nur die Bischöfe und die Organisatoren sehr zufrieden mit dem Experiment, sondern auch die Besucher. Julia Schramm aus Hildesheim etwa findet es "spannend und anregend, mit einem Bischof auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen". Viele seien doch sonst oft "eher abgehoben". Ihr Fazit: "Solche Gespräche bräuchten wir viel häufiger in der Kirche."

Und Bischof Koch spricht gar von einem "Stück Synode in neuer Form". Er will diese Form des Dialogs mitnehmen in die Planung des Katholikentags 2016 in Leipzig: "Wir suchen ja intensiv nach neuen Formen, weil sich auch manches totgelaufen hat. Und in so einer Atmosphäre wie hier gelingt vieles leichter als in großen anonymen Kongressräumen. Ich kann das nur weiterempfehlen."


Quelle:
KNA