Bischöfe treffen sich in Hildesheim zur Vollversammlung

Hohe Erwartungen und ein hohes Risiko

Die katholischen Bischöfe kommen am Montag zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Hildesheim zusammen. Hauptthemen sind strittige Fragen zur Familie, Ehe und Sexualität.

Autor/in:
Christoph Arens
Hildesheimer Dom / © Manfred Zimmermann, Euromediahouse, Hannover
Hildesheimer Dom / © Manfred Zimmermann, Euromediahouse, Hannover

Das Bistum Hildesheim ist in Feierlaune: Stadt und Bistum werden in diesem Jahr 1.200 Jahre alt. Und der Hildesheimer Marien-Dom, Teil des Weltkulturerbes, ist im vergangenen August nach vierjähriger Renovierung wieder eröffnet worden. Aus diesem Anlass hat Bischof Norbert Trelle seine mehr als 60 Amtskollegen aus 27 Bistümern zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz von Montag bis Donnerstag nach Hildesheim eingeladen. Kardinal Reinhard Marx, der gerade einen wahren Konferenzmarathon zur Kurienreform im Vatikan hinter sich hat, kann zudem in diesen Wochen sein einjähriges Amtsjubiläum als Vorsitzender der Bischofskonferenz feiern, sein Stellvertreter Trelle amtiert bereits seit 2011.

In ungewohnter Form wollen die Bischöfe gleich zu Beginn den Kontakt zu den Bürgern suchen. Am Sonntagabend laden mehrere von ihnen zu «Theologischen Cafes» ein. Die Gespräche in sieben Innenstadt-Cafes sollten sich um Migration, Armut, Gerechtigkeit, Glaubensweitergabe, Kunst und Familie drehen.

Thema Familie steht im Mittelpunkt

Inhaltlich werden die Bischöfe bei ihrem Treffen weiter um das Thema Familie ringen. Die Weltbischofssynode im Oktober im Vatikan ist ein zentrales Thema. Dass es neue Impulse mit Blick auf den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene, das kirchliche Arbeitsrecht und bei der Verkündigung zur Sexualität geben soll, ist bei einer Mehrheit der 66 Bischöfe und Weihbischöfe Konsens. Wie weit die Änderungen gehen sollen, ist aber umstritten.

Fraglich ist zudem, ob die vergleichsweise liberale deutsche Position weltkirchlich mehrheitsfähig ist. Die Erwartungen sind hoch - auch die an den Papst, der ein neues Klima der Offenheit geschaffen hat. Viele hoffen, dass er Reformen bringt, andere warnen vor einer Aufweichung der kirchlichen Lehre und Disziplin. Eine riskante Situation für Franziskus und die gesamte Kirche.

Wege zur Eucharistie

Kardinal Marx wirbt derzeit landauf landab für Veränderung - selbst unter eher konservativen Bischöfen in den USA. "Wir müssen nach Wegen suchen, wie Menschen die Eucharistie empfangen können, nicht wie wir sie davon fernhalten können", erklärte er kürzlich in der katholischen Zeitschrift "America". Es dürfe nicht allein darum gehen, die Wahrheit zu verteidigen, sondern "den Menschen zu helfen, die Wahrheit zu finden". Wieviel Rückhalt Marx' Reformkurs in der Bischofskonferenz hat, könnte sich bei der Wahl der drei bischöflichen Delegierten zur römischen Synode zeigen, die in Hildesheim auf dem Programm steht.

Um ihre Meinung wird derzeit auch die katholische Basis gefragt. Zur Vorbereitung der Synode hat der Vatikan im Dezember eine zweite weltweite Umfrage zu Ehe und Familie gestartet. Alle 27 deutschen Diözesen wollten den Fragebogen ins Netz stellen. Die Zeit drängt: Mitte März brauchen die Bistümer die Antworten. Ein deutschlandweites Auswertungsdokument will die Bischofskonferenz bis zum 15. April nach Rom schicken.

Bischöfe kritisieren EU-Flüchtlingspolitik

Befassen wollen sich die Bischöfe auch mit dem Flüchtlingsthema: In scharfen Worten haben viele von ihnen die EU kritisiert. Im Umgang mit Bootsflüchtlingen versage Europa auf ganzer Linie, meinte etwa Trelle. Immer wieder haben die Bischöfe auch zur Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland aufgerufen. Viele Diözesen, aber auch Gemeinden und Initiativen, helfen Flüchtlingen vor Ort - in Einzelfällen sogar am Rande der Legalität.

Klar fielen die Worte der Bischöfe zur Pegida-Bewegung aus: Über Islam, Flüchtlinge und Einwanderung könne man diskutieren, "aber nicht auf diesem Niveau", erklärte Kardinal Marx. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte gar, Christen dürften bei Pegida erst gar nicht mitmachen. Bei aller Klarheit allerdings wissen die Oberhirten, dass es in den Gemeinden auch Pegida-Sympathisanten gibt.

Studientag zu Twitter, Facebook und Co.

In einem gesonderten Studientag befassen sich die Bischöfe in Hildesheim mit dem Thema "Kirche und Medien". Dazu werden der Sekretär des Päpstlichen Rates für die sozialen Kommunikationsmittel, Paul Tighe, der Philosophieprofessor Alexander Filipovic und der Journalist Ansgar Mayer die Hauptvorträge halten.

Zur Eröffnung der Vollversammlung werden der Apostolische Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic, sowie die beiden philippinischen Bischöfe Antonio Javellana Ledesma und Crispin Barrete Varquez erwartet.den Herausforderungen und Chancen durch Facebook, twitter und Co. Sachverstand bringen Paul Tighe, Sekretär des Päpstlichen Medierats, der Medienethiker Alexander Filipovic, und der studierte Theologe und Digital-Stratege Ansgar Mayer ein.


Quelle:
KNA