Kardinal Marx optimistisch über Beratungen der Familiensynode

Nach dem ersten Sitzungstag

Kardinal Marx zeigt sich optimistisch über die Beratungen der Familiensynode. Die freie Diskussion in einer Atmosphäre der Offenheit habe eine große Bandbreite an Auffassungen gezeigt und Mut gemacht, sagte er.

Marx bei Familiensynode (KNA)
Marx bei Familiensynode / ( KNA )

Die deutschen Bischöfe stünden mehrheitlich hinter der von Kardinal Walter Kasper vertretenen Position zur Möglichkeit, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen, erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Marx warnte bei der Synode vor der Annahme, Familien könnten zu einem Idealzustand zurückkehren, da es einen solchen nie gegeben habe. "Ehe und Familie waren immer auch eine Herausforderung für die Kirche, schon im Neuen Testament." Er selbst habe bei der Vorbereitung der Synode angeregt, auch wiederverheiratete Geschiedene zu der Bischofsversammlung einzuladen, sagte der Münchner Erzbischof.

Weiterentwicklung der Lehre?

Zur Frage möglicher Reformen als Ergebnis der Synode betonte Marx, es gehe zwar vorrangig um Seelsorge und nicht um Veränderungen der katholischen Lehre. Im Unterschied zum Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, zeigte er sich jedoch offen für eine Weiterentwicklung der Lehre, wie sie auch bereits das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) betrieben habe. "Es ist zu strikt zu sagen, wir rühren nicht an die Lehre."

Die von Papst Franziskus einberufene Familiensynode war am Sonntag eröffnet worden. Zwei Wochen lang berät der Papst mit Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Laien das katholische Verständnis von Ehe, Familie und Sexualität.

Sie treten täglich (außer am 11. und 12. Oktober) zu zwei Sitzungen zusammen: vormittags von 9.00 bis 12.30 Uhr und nachmittags von 16.30 bis 19.00 Uhr. Bis zum 13. Oktober tagt das Plenum zu den ersten zehn sogenannten Generalkongregationen. Vom 14. bis zum 16. Oktober beraten die Bischöfe in den sogenannten kleineren Zirkeln jeweils nach Sprachgruppen geordnet.

Neu ist, dass die Bischöfe im Plenum nicht mehr ihre zuvor eingereichten schriftlichen Stellungnahmen verlesen dürfen, sondern frei sprechen sollen. Sie können dabei ihren eingereichten Text mündlich zusammenzufassen, dürfen sich aber auch zu einem ganz anderen Thema äußern. So soll das Eingehen auf Vorredner ermöglicht und eine Debatte erleichtert werden. Die Redezeit beträgt vier Minuten je Stellungnahme. Am Beginn jeder Generalkongregation steht die Stellungnahme eines Ehepaares oder eines anderen "Gasthörers". Von 18.00 bis 19.00 Uhr können jeweils sogenannte "freie Stellungnahmen" außerhalb der engeren Tagesordnung abgegeben werden.

Mittwoch geht es um wiederverheiratet Geschiedene

Den thematischen Leitfaden bildet das sogenannte Arbeitspapier, das vor der Synode veröffentlicht wurde. Das in der deutschen Version 85 Seiten umfassende Dokument ist auf der Grundlage der Rückmeldungen auf die vatikanische Umfrage zu Ehe, Familie und Sexualität entstanden. Die Synode behandelt ihre Themen in der Reihenfolge, wie sie in diesem Fragenkatalog geordnet waren. Am Montagnachmittag standen demnach etwa die biblischen und kirchlichen Aussagen zur Familie sowie Kenntnis und Rezeption der kirchlichen Lehre über Ehe und Familie auf der Tagesordnung. Am Mittwochnachmittag widmen sich die Bischöfe dann dem Thema wiederverheiratete Geschiedene, das unter die "pastoral schwierigen Situationen" fällt.

Betrachtet man die 191 stimmberechtigten Teilnehmer nach Kontinenten, so ergibt sich folgendes Bild: Mehr als ein Drittel kommen aus Europa (78), es folgen Afrika (42) und Amerika (38). Aus Asien kommen 29 Teilnehmer, aus Ozeanien 4. Von Amtswegen nehmen an der Bischofssynode 114 Vorsitzende von Bischofskonferenzen und 13 Oberhäupter der mit Rom verbundenen orientalischen Kirchen teil. Hinzu kommen 25 Leiter von vatikanischen Kurienbehörden sowie jene 10 Bischöfe, die das Bischofstreffen im Synodenrat vorbereitet haben.

Außerdem hat Franziskus 26 Teilnehmer persönlich nominiert. Die katholischen Orden haben drei Vertreter entsandt. Zu den 191 abstimmungsberechtigten Teilnehmern kommen 16 Fachleute, 38 Gasthörer und acht Repräsentanten anderer Kirchen hinzu. Sie dürfen nicht über das Abschlussdokument abstimmen, haben jedoch ein eingeschränktes Rederecht. Für die "Gasthörer", unter denen auch Ehepaare sind, gibt es neben den Einführungsstatements eine eigene "Anhörung" am 10. Oktober.

Tagungsort der Bischöfe ist die sogenannte Synodenaula. Sie befindet sich in dem Gebäude der vatikanischen Audienzhalle.

Ein erster Zwischenbericht, der den lateinischen Titel "Relatio post disceptationem" trägt, wird nach der ersten Sitzungswoche im Plenum vorgestellt. Auf Grundlage dieses Papiers werden dann die Beratungen in den sogenannten "kleineren Zirkeln" jeweils nach Sprachgruppen fortgesetzt.

Schlussdokument soll Weg für Synode 2015 ebnen

Vom 17. bis zum 18. Oktober berät das Plenum über den Entwurf des abschließenden Synodendokuments, der von den Teilnehmern gebilligt werden muss. Am 18. Oktober soll das Schreiben der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es soll die Grundlage für eine zweite, Ordentliche Weltbischofssynode im Herbst 2015 unter größerer Beteiligung der Ortsbischöfe bilden, die das Thema vertiefen soll.

Zum Abschluss der Synode am 19. Oktober feiert der Papst mit den Teilnehmern einen Gottesdienst auf dem Petersplatz. In diesem Rahmen spricht er seinen Vorgänger Paul VI. (1963-1978) selig.


Quelle:
KNA