Zollitsch lobt Impulse von Franziskus

Papst beeindruckt deutsche Bischöfe

Der neue Stil von Papst Franziskus rüttelt die deutschen Bischöfe auf. Beeindruckt und ermutigt, so Bischofskonferenz-Vorsitzender Zollitsch, widmen sie sich Reformfragen. Nur die teure Baustelle im Bistum Limburg bremst derzeit die Euphorie.

Deutsche Bischöfe (KNA)
Deutsche Bischöfe / ( KNA )

Der neue Ton und Stil unter Papst Franziskus sorgt auch für frischen Wind unter Deutschlands Katholiken. Davon zeigte sich zumindest der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Donnerstag in Berlin überzeugt. "Das noch junge Pontifikat von Papst Franziskus beeindruckt uns deutsche Bischöfe", sagte der Freiburger Erzbischof. Zollitsch lobte Impulse für die Ökumene und Franziskus' Einstehen für Barmherzigkeit und Bescheidenheit. "Wir sind dankbar für das, was uns der neue Papst vorlebt", sagte Zollitsch, angesprochen auf die Kostenexplosion beim Bau des Bischofssitzes im Bistum Limburg.

Zollitsch war nach Berlin gekommen, um vor Journalisten Einblicke in aktuelle Fragen der katholischen Kirche zu geben. Die Kritik am Limburger Bischof Tebartz-van Elst, dessen Wohn- und Amtssitz bislang rund 31 Millionen statt geplant 5,5 Millionen Euro verschlungen hat, überlagert dies. Immerhin wird am gleichen Tag auch bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl gegen Tebartz-van Elst wegen mutmaßlicher Falschaussage in einem anderen Zusammenhang beantragt hat.

Gespräche in Rom

Finanzierung und Entscheidungen beim Bau in Limburg sollen nun genau untersucht werden. Zollitsch sicherte zu, dass die zuständige Kommission der Bischofskonferenz "in Kürze" die Arbeit aufnehmen will. Zollitsch betonte: "Insgesamt nehme ich die Situation im Bistum Limburg sehr ernst." Sogar bei seiner Audienz bei Papst Franziskus in der nächsten Woche will er die Probleme in Limburg ansprechen.

Ebenfalls auf der Tagesordnung, wenn Zollitsch nach Rom reist: der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, die bislang in der katholischen Kirche von der Eucharistie ausgeschlossen sind. Anfang der Woche sorgte eine Handreichung des Seelsorgeamts in Freiburg für Aufsehen, die auf die Wiederverheirateten zugeht und auch die Eucharistie für diese Gruppe nicht ausschließt.

Zollitsch, in dessen Bistum das Papier entstand, sagte am Donnerstag, es sei noch nicht zur Veröffentlichung vorgesehen gewesen. Man wolle der Debatte in der Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz nicht vorgreifen. Trotzdem verteidigte er die Handreichung: Sie "geht in eine richtige, hilfreiche Richtung", sagte er.

Zollitsch, der im Frühjahr aus seinem Amt als Bischofskonferenz-Vorsitzender scheidet, betonte zudem Reformwillen bei der Einbindung von Frauen in der katholischen Kirche. Es sei "entschiedener Wille", sie stärker in Führungspositionen zu bringen. Zur Zusammenarbeit mit den anderen Konfessionen sagte Zollitsch: "Kirche sein geht nur gemeinsam mit anderen Christen. Diesen Weg geht der Heilige Vater und dieser Weg ermutigt auch uns."

Kritik an Evangelischer Kirche

Trotzdem gab es indirekt Kritik am Kurs der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die in ihrem Familienpapier eine Anerkennung von Patchworkfamilien und homosexuellen Lebenspartnerschaften fordert. "Mit Sorge beobachten wir politische Bestrebungen, den Ehebegriff auf gleichgeschlechtliche Partnerschaften auszuweiten und damit zu verwässern", sagte er. Die Gesellschaft brauche für ihren Zusammenhalt den "Schutz der Ehe von Mann und Frau" und der Familie. Denn nur dort werde das Leben weitergetragen. Das Feld Familienpolitik sieht Zollitsch daher auch als eines der wichtigsten für die künftige Bundesregierung.

Der Kirche ist die Solidarität mit den Schutzsuchenden aus Syrien ein besonderes Anliegen, zumal die christliche Minderheit zwischen allen Fronten steht. Zollitsch forderte die Aufnahme weiterer Schutzsuchender, über die bisher angekündigten 5.000 hinaus. Und er mahnte, mit den Worten von Papst Franziskus, dass die vorherrschende «Gleichgültigkeit» Europas nach der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa gegenüber den Schutzsuchenden ein Ende haben müsse. Mit seinem Auftritt im politischen Berlin machte der Vorsitzende der Bischofskonferenz deutlich, dass die katholische Kirche bereit ist, dem Aufruf des Papstes zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung und einem gelebten christlichen Zeugnis nachzukommen - und das trotz aller derzeitigen internen Turbulenzen.


Quelle:
epd , KNA