Erzbischof Zollitsch zieht positive Bilanz von Aufarbeitung des Missbrauchs

"Es hat sich gelohnt, Geduld zu haben"

"Wir haben gespürt, dass hier eine Welle auf uns zukommt", sagt Erzbischof Zollitsch über den Missbrauchsskandal. Wie die Bischöfe im Endeffekt damit umgegangen sind, hält er für gelungen.

 (DR)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat eine positive Bilanz der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche gezogen. Die Kirche in Deutschland habe etwas geschafft, was "keine andere Gruppe in gleicher Weise bisher geschafft hat", sagte der
Freiburger Erzbischof im DeutschlandRadio Kultur, ohne konkret auf die Pädophilie-Debatte bei Grünen und FDP einzugehen. "Es hat sich gelohnt, hier Geduld zu haben."

Zollitsch bezeichnete den Missbrauchsskandal als "die schwierigste Frage, die uns beschäftigt hat" während seiner Amtszeit als Konferenzvorsitzender. "Keiner von uns hatte sich das vorstellen können, keiner von uns hat das je gedacht, und wir haben gespürt, dass hier eine Welle auf uns zukommt." Er verwies darauf, dass die Bischöfe seit Bekanntwerden der Vorwürfe Anfang 2010 sowohl die Leitlinien überarbeitet, als auch Präventionsmaßnahmen und Entschädigungen beschlossen hätten.

Aufarbeitung hänge auch mit dem gesellschaftlichen Klima zusammen

Zur wissenschaftlichen Aufarbeitung sagte der Freiburger Erzbischof, die Bischöfe hätten sich klar entschieden, dass "wir die ganze Sache untersuchen werden". Er bedauere, dass die Zusammenarbeit mit dem Hannoveraner Kriminologen Christian Pfeiffer gescheitert sei, aber "es war nicht möglich, eine gemeinsame Basis zu finden". Beim nächsten Ständigen Rat im Herbst wollten die Bischöfe "einige Angebote prüfen, mit welchen Instituten wir diese Sache machen. Auf
jeden Fall werden wir die Sache gründlich anpacken".

Zollitsch verwies darauf, dass die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals auch vom gesellschaftlichen Klima abhänge. "Als damals die Sache mit der Odenwald-Schule bekanntgeworden ist, hat sich in der ganzen Gesellschaft überhaupt niemand drum gekümmert", betonte er. Dass sich die Öffentlichkeit dann so intensiv auf das Thema gestürzt habe, hänge möglicherweise auch damit zusammen, dass die katholische Kirche betroffen war.


Quelle:
KNA , DR