Erzbischof Zollitsch ist seit zehn Jahren Erzbischof von Freiburg

"In der Gemeinschaft des Glaubens"

Seit zehn Jahren steht Erzbischof Robert Zollitsch an der Spitze des Erzbistums Freiburg. Als Kind kam er mit seinen Eltern auf der Flucht aus dem ehemaligen Jugoslawien in die Erzdiözese. Als Erzbischof setzt er sich vor allem für die Ökumene ein.

Erzbischof Robert Zollitsch (KNA)
Erzbischof Robert Zollitsch / ( KNA )

Brücken will er bauen und Dialog anstoßen. So charakterisiert Robert Zollitsch seine Arbeit als Freiburger Erzbischof. "Wir müssen gemeinsam eine dienende und hörende Kirche sein", lautet sein Credo, "in der Gemeinschaft des Glaubens" sein bischöfliches Leitwort.

Seit genau zehn Jahren steht Zollitsch an der Spitze von Deutschlands zweitgrößtem Bistum - zudem ist er seit 2008 als Bischofskonferenzvorsitzender der wichtigste Sprecher der katholischen Kirche in Deutschland. Am Sonntag wurde mit einem Festgottesdienst im Freiburger Münster das Jubiläum gefeiert. Weihbischof Bernd Uhl würdigte Zollitsch dabei als Gestalter und Mann des Dialogs. "Unser Bischof stellt sich den zahlreichen Verantwortungen in unserem Bistum und für die Kirche in Deutschland. Es wird nicht nur geredet, sondern auch gehandelt."

Überraschender Aufstieg

Zollitschs Aufstieg in höchste Kirchenämter kam überraschend. Nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Erzbischof Oskar Saier deutete 2003 vieles darauf hin, dass der Freiburger Weihbischof Paul Wehrle vierzehnter Erzbischof der 1827 gegründeten Erzdiözese werden würde. Wehrles Name stand dann aber nicht auf der vatikanischen Dreierliste, aus der die Domkapitulare den neuen Bischof wählen konnten. So machte Zollitsch, der bis dahin Personalchef des Bistums war, das Rennen.

Er nahm die neue Aufgabe engagiert an. Zollitsch rief die Christen auf, den gesellschaftlichen Wandel als Chance zu sehen und mitzugestalten. Schnell stieß er neue pastorale Leitlinien für die Diözese an, wonach Kirche nur durch das gemeinsame Engagement aller Katholiken gelingen kann. Er begründete den jährlichen Diözesantag als Glaubensfest und setzte sich für ökologische Reformen ein.
Christen rief er auf, die "Gesellschaft mitzugestalten - Antworten zu geben auf drängende Fragen wie jene nach der Bewahrung der Schöpfung oder der wachsenden sozialen Ungleichheit". Besonders ist ihm das Miteinander mit den evangelischen Christen wichtig.

Flucht in die Erzdiözese Freiburg

Geprägt sind Zollitschs Persönlichkeit und Religiosität stark durch die Kriegserfahrungen seiner Kindheit. Geboren am 9. August 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien, musste er mitansehen, wie Tito-Partisanen im November 1944 seinen Bruder und mehr als 200 weitere Dorfbewohner ermorden. "Ich kann die Schüsse noch heute hören", sagt er. Mit seinen Eltern floh der Donauschwabe nach Oberschüpf (Landkreis Tauberbischofsheim) und damit in die Erzdiözese Freiburg. Nach dem Abitur dachte er über ein Studium der Literatur oder Geschichte nach. Es wurde dann aber doch Theologie.

Es folgten Kaplansjahre in Buchen/Odenwald. Danach arbeitete er in der Priesterausbildung. 1974 promovierte der Geistliche an der Universität Freiburg. Seit 1983 war er Personalreferent. Am 16. Juni 2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. dann zum Erzbischof. Als "Jahrhundertereignis" und Höhepunkt seiner kirchlichen Arbeit empfand Zollitsch den Deutschlandbesuch des Papstes im September 2011.

Entschuldigung bei den Opfern des Missbrauchs

Stürmische Zeiten erlebte Zollitsch - auch als Bischofskonferenzvorsitzender - durch die seit 2010 öffentlich werdenden Fälle sexuellen Missbrauchs durch Priester. Eine enorme Vertrauenskrise für die Kirche war die Folge. Zollitsch wurde vorgeworfen, als damaliger Personalchef nicht entschieden genug gegen Missbrauchsverdachtsfälle vorgegangen zu sein. Er wies die Vorwürfe zurück und entschuldigte sich bei den Opfern. Schließlich verabschiedete die Bischofskonferenz unter seiner Führung neue, strenge Leitlinien zur Missbrauchsprävention und zur Reaktion auf Verdachtsfälle.

Zu seinem 75. Geburtstag im August wird Zollitsch dem Papst - wie im Kirchenrecht vorgesehen - seinen Rücktritt anbieten. Erwartet wird aber, dass er mindestens noch bis zum Frühjahr 2014, bis zum Ende seiner Amtszeit als Bischofskonferenzvorsitzender, im Amt bleiben wird. Und dass er bis dahin auch weiter für den von ihm angestoßenen Dialogprozess zur Zukunft der Kirche eintreten wird. Die Freiburger Diözesanversammlung hat dazu vor wenigen Wochen eine klare Reformagenda zusammengestellt.
 


Quelle:
KNA , DR