Intendant Bettermann: Kirche muss im Netz verkünden

Im Interesse ihres Auftrages

Die Kirche sollte sich nach Ansicht von Deutsche-Welle-Intendant Erik Bettermann mit ihrer Botschaft in der modernen Medienwelt nicht verstecken. Bettermann äußerte sich bei der Vorstellung des „Katholischen Medienhandbuchs“.

Digital Natives (dpa)
Digital Natives / ( dpa )

domradio.de: Sie haben sich anlässlich der Herausgabe des neuen Medienhandbuchs mit der kirchlichen Medienwelt auseinandergesetzt. Wie beurteilen Sie die Lage als Außenstehender?

Bettermann: Ich finde, dass es in den verschiedenen Diözesen Deutschlands eine ganze Menge Verkündigung über die Nutzung moderner Medien gibt und ein Vorreiter ist sicherlich auch Ihr domradio in der Diözese Köln gewesen. Das Medienhandbuch ist für mich mehr als ein Nachschlagewerk, es ist ein Zusammentragen dessen, was in der Katholischen Kirche medial passiert. Es ist auch ein Stück die Übersetzung unserer christlichen Grundüberzeugung, die da sagt: Wir haben das christliche Abendland, wir haben unsere Werte gewonnen, wir haben die Individuen gestärkt. Manchmal haben wir es nicht geschafft, dass die Individuen sich für die Gesellschaft engagieren. In der heutigen Zeit müssen wir alle modernen Kommunikationsformen übernehmen, um jüngere Menschen zu erreichen, die nämlich sonst Scharlatanen in die Hände fallen. Die gibt es weltweit und das Internet ist heute ein Weg, wo Du Dich weltweit orientieren kannst. Mein Appell geht insbesondere auch an die Erziehenden, mit darauf zu achten, wie ihre Kinder die neuen Medien nutzen und sie daran heranzuführen.

domradio.de: Was ist wichtig, wenn die Kirche sich dieser Medien, dieser sozialen Kommunikationsmittel bedienen will?

Bettermann: Der christliche Glaube ist begonnen mit der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache, mit der Entwicklung des Buchdrucks. Es ist immer etwas gewesen, was kommuniziert wurde - sei es durch das Lesen der Bibel, der Heiligenschrift oder die Interpretation. Das ist in jeder Predigt, in jeder Messe, in jedem Gottesdienst der Fall. Heute hat sich das Kommunikationsverhalten der Menschen durch die technologische Entwicklung verändert, also muss die Kirche im Auftrag ihrer Verkündigung sich auch dieser Mittel bedienen. Sie muss auch dazu beizutragen, dass Menschen aus dieser positiven Erfahrung, die die christliche Lehre beinhaltet, auch mitnehmen. Das ist für das tagtägliche Leben von Entscheidung. Es gibt manche Diözesen in Deutschland, die ganz weit vorne sind in der Entwicklung und in ihrem Erziehungsauftrag. Für viele Theologen, viele Ältere ist das schon eine Umstellung gewesen, gerade wenn man vom Wort, vom Schreiben kommt. Aber das muss die Kirche im Interesse der Verkündigung ihres Auftrages auch annehmen. Es gibt viele gute Beispiele, das zeigt dieses Handbuch. Es zeigt auch, welchen christlich- ethischen und philosophischen Werten diese Medienarbeit verpflichtet sein muss.

domradio.de: Muss das Ganze eher zentral angegangen werden oder eher in den einzelnen Diözesen?

Bettermann: Ich glaube, dass der Raum der Kommunikation immer kleiner wird. Auch bei den noch ausgestrahlten Rundfunksendungen, machen Sie, das domradio in Köln, Sendungen natürlich über die Grundsatzfragen und haben auch über die Papstwahl berichtet, aber Sie sind natürlich dort, wo die Menschen ihre Heimat haben, also sind in dem Fall im Großraum Köln präsent. Ich glaube, es geht nicht zentralistisch. Stellen Sie sich vor, es würde Radio Vatikan das Instrument sein, mit dem übers Internet in der Erzdiözese Köln jetzt berichtet wird. Nicht wegen Radio Vatikan, ich schätze es sehr, aber Du musst die Menschen in ihrer Lebensumwelt treffen. Du musst sie dort abholen, Du musst ihnen sagen, welche Chancen diese Medien dafür bieten und was für sie und für ihr Leben auch von Bedeutung ist. Deswegen kann ich mir nicht vorstellen, das zentralistisch zu machen. Ich bin Chef des Deutschen Auslandsrundfunks, wir senden in 30 Sprachen weltweit. Wir versuchen es immer weiter auf die Lebensumwelt herunterzubrechen. So machen wir in Afrika, südlich der Sahara, ein Programm "Learning by Ear", bei den Ohren, um jungen Menschen Themen wie Partizipation, Demokratie, Glaubensfragen, Mann-Frau-Verhältnis, Gesundheitsfragen, aber auch die Bedeutung von Wasser zu vermitteln. Das nützt nichts, wenn ich das in einer Sendung mache zwischen dem Mittelmeer und dem Kap der Guten Hoffnung. Da muss ich es auf die einzelne Situation herunterbrechen, genauso ist das in Deutschland.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen


Quelle:
DR , KNA