Kardinal Woelki blickt auf sein erstes Konklave

Nachfolger auf dem Stuhl Petri gesucht

Zum ersten Mal ist Kardinal Rainer Maria Woelki mit an der Papstwahl beteiligt. Im domradio.de-Interview verrät der Berliner Erzbischof, dass die deutschen Kardinäle bereits am Rande der Frühjahrsvollversammlung über das Konklave diskutieren.

 (DR)

domradio.de: Wie erleben Sie diese Tage hier in Trier?

Kardinal Woelki: Als sehr dicht, sehr intensiv und diskussionsfreudig. Es sind die Themen, die uns in den letzten Wochen und Monaten als katholische Kirche bundesweit beschäftigt haben, auf der Tagesordnung. Heute hatten wir einen großen Studientag zu Fragen des Verhältnisses und des Umgangs von Männern und Frauen in der Kirche.

domradio.de: Was macht Ihnen besonders Sorge in der heutigen Zeit?

Kardinal Woelki: Besonders Sorge bereitet mir gegenwärtig, dass sich so viele emotional augenscheinlich von der Kirche verabschieden oder zu verabschieden drohen. Das bewegt mich, weil wir als Kirche eigentlich auf die Menschen zugehen wollen mit einer Botschaft, die für ihr Leben eine große Bedeutung hat oder haben soll und die sie eigentlich froh und glücklich machen will und die ihrem Leben Halt und Orientierung schenken möchte.

domradio.de: Was denken Sie, wie kann Kirche das stärker in den gesellschaftlichen Dialog hineinbringen? Kirche wird ja gegenwärtig oft als jemand empfunden, der hemmt und nein sagt.

Kardinal Woelki: Ich glaube, dass wir das Positive der Botschaft herausstreichen müssen, das „Nein“ hat ja immer auch eine Gegenseite, nämlich das „Für“. Wir sind ja nicht nur einfach gegen sagen wir Abtreibung, sondern wir sind für das Leben, für den Lebensschutz in der gesamten Umfänglichkeit, am Beginn und am Ende. Ich glaube, dass wir dieses „Für“, für den Menschen, dass wir das stärker herausstreichen müssen. 

domradio.de: Als junger Kardinal sind Sie in wenigen Tagen das erste Mal beim Konklave. Wie bereitet man sich darauf vor?

Kardinal Woelki: Gegenwärtig haben wir hier noch die Bischofskonferenz und wenn ich dann nach Hause komme, sind noch eine Reihe Aufgaben und Verpflichtungen in der Diözese. Es gibt natürlich hier und da schon einmal Gespräche unter den Kardinälen, wie sich so ein Konklave vollzieht und wir haben natürlich auch schon einmal den ein oder anderen Austausch gehabt, wie ein neuer Papst eventuell auszusehen hätte. Es sind noch keine konkreten Namen benannt worden, so weit ist das nicht gegangen, aber das wird sich in dem sogenannten Vorkonklave ereignen, dass dann die Kardinäle aus der ganzen Welt zusammenkommen und Tag für Tag in einen Austausch treten, um gewissermaßen ein großes Panoramabild über die Situation der Kirche weltweit zu erstellen. Auf dieser Folie werden wir dann versuchen, unter der Führung des Geistes Gottes den zu finden, den Gott in dieser Stunde auf den Stuhl Petri berufen möchte.

domradio.de: Wenn Sie an die Tage in Rom denken, die jetzt vor Ihnen liegen. Worauf freuen Sie sich ganz besonders?

Kardinal Woelki: Ich freue mich darauf, erst einmal hoffentlich alte Bekannte wiederzusehen, die ich auch aus den jetzigen Konsistorien schon kennengelernt habe und auch einige andere Bekannte, die in Rom leben und arbeiten, darauf freue ich mich natürlich. Dann freue ich mich natürlich vorallen Dingen auf den Augenblick, wo klar ist, wer auf den Stuhl Petri kommt. Und dann wollen wir gemeinsam mit dem Kandidaten, dem neuen Petrus-Amtsinhaber die Dinge angehen, die uns unsere Zeit gegenwärtig stellt, aus dem Geist des Evangeliums heraus zum Wohl der Menschen.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen (domradio.de)