Bischof Overbeck zum Umgang mit Wiederverheirateten-Geschiedenen

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Bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe hat Bischof Overbeck seinen Amtsbrüdern über den Stand des Gesprächsprozesses Bericht erstattet. Im Fokus stand dabei der Umgang mit den Wiederverheirateten-Geschiedenen, wie der Essener Bischof im domradio.de-Interview berichtet.

 (DR)

domradio.de: Wie haben die Bischöfe es denn aufgenommen, was Sie vom Dialogprozess in Hannover erzählt haben?

Bischof Overbeck: Die Resonanz war positiv, denn es ist uns gelungen viele, die motiviert sind, das Leben der Kirche im Glauben mitzutragen, auch zusammenzubringen. Gleichzeitig war mit Blick auf die Dimension des Diakonischen, als eine Wirklichkeit, die zeigen soll, was Liebe ist, deutlich: Die katholische Kirche beschäftigt sich einerseits sehr mit den Beziehungen nach Innen und andererseits merken wir auch, wir müssen den Blick immer wieder nach Außen lenken. Die Kirche darf sich nicht selbst genügen. Es waren einige (der Bischöfe, Anm. d. Red.) bei den Gesprächsforen in Hannover dabei, die das auch in vielen Einzelgesprächen deutlich gemacht haben. Das ist auch noch mal sehr deutlich geworden, angesichts unseres diakonischen Auftrags für den Weltzusammenhang in dem wir leben.



domradio.de: Zu den vielen Punkten, die in Hannover besprochen worden sind, ist ein ganz zentrales Thema das der Wiederverheirateten-Geschiedenen. Wie gehen die Bischöfe in den Diskussion in Fulda damit um?

Overbeck: Zum einen haben wir schon unter uns dieses Gespräch nicht erst jetzt begonnen, sondern viel früher. Uns war klar - darum hat Bischof Bode in Hannover auch dazu kurz Stellung bezogen - dass wir diese Themen benennen müssen. Bei den Wiederverheirateten und Geschiedenen wird uns sehr deutlich, dass wir noch einmal die ernsthaften Fragen vieler Menschen, die wirklich mit uns leben und auch leben wollen, neu ernstnehmen. Das tun wir auch. Und dass wir uns auch Zeit nehmen, darüber zu reden und erste praktische Schritte zum Umgang auf den Weg bringen. Gleichzeitig ist uns sehr klar: Das ist eine Frage, die die Lehrmaterie der Kirche betrifft und deswegen nicht nur in der Kirche in Deutschland zu regeln ist, sondern wesentliche weltkirchliche Bezüge beachten muss. Das zu tun, was wir hier tun können, in diesem ganzen weiten Feld heißt aber auch, praktisch zu  sehen. Wir haben schon darüber in Hannover gesprochen, die Fragen des Dienstrechtes und des Arbeitsrechts neu anzugehen und auch zu fragen, wie können wir geistlich offen machen, dass der Geschieden-Wiederverheiratete ganz zur Kirche gehört und dass der (Geschieden-Wiederverheirateten nicht gewährte, Anm.d.Red.)Kommunionempfang ein Teil des Lebens mit der Kirche ist, aber dass es ganz viele andere Lebenszusammenhänge gibt, in denen all diese herzlich willkommen sind und mit uns leben - und auch Gott sei Dank leben.



domradio.de: Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, hat in seiner Eröffnungspredigt deutlich gemacht, einige sind besorgt, dass das Wesentliche ihres Glaubens auf der Strecke bleibt, anderen geht die Veränderung nicht schnell genug. Er selbst betont, er gehöre zu den Ungeduldigen. Sie steuern den Prozess, in welche Richtung geht es denn jetzt?

Overbeck: Es ist, glaube ich, klug, wenn man einen solchen Prozess in einer solchen Gemengelage steuern muss, einen Schritt nach dem anderen zu tun, das Ziel im Blick zu bewahren, zu wissen, wo man steht und Geduld zu haben, ohne langsam zu werden, aber auch nicht überhastet zu gehen. Das würde in dieser schwierigen Zeit niemandem helfen und auch der ganzen Kirche nicht. Allein, dass es einen solchen Prozess gibt, ist für mich schon einer der großen Lernvorschritte der letzten Jahre, den wir jetzt hier dokumentieren können. Dass es dabei nicht immer nur geradeaus geht, sondern manche Kurve zu machen, auch mancher Stolperstein aus dem Weg zu räumen ist, das gehört zum Leben. Gleichzeitig sind wir als Kirche eine Gemeinschaft, die ein Fundament hat, wo wir um das ringen, was Wahrheit ist und wie wir es zu leben haben. Das kann man auch der Öffentlichkeit deutlich machen, dass wir nicht ein beliebiger Verein mit einem sich ständig veränderndem Fundament sind. Das gibt mir bei aller Sperrigkeit Hoffnung.



Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen (domradio.de)


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