Bischöfe wollen Religionsunterricht stärken

Kritische Bewertung erwünscht

Mit Blick auf eine wachsende Religionsferne der Gesellschaft wollen die katholischen Bischöfe in Deutschland die Qualität des konfessionellen Religionsunterrichts stärken und sich für seinen Erhalt politisch stark machen. Außerdem soll die Seelsorge an Schulen ausgebaut werden, damit Schüler über den Unterricht hinaus Erfahrungen mit Religion machen können.

 (DR)

Der Religionsunterricht sei der Ort, an dem sich Schüler über viele Jahre mit den Grundfragen des Lebens und den Antworten des christlichen Glaubens auseinandersetzen könnten, sagte der Schulbischof der Deutschen Bischofskonferenz, der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, am Mittwoch am Rande der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda.



Kritische Bewertung erwünscht

Nach seiner Einschätzung hat sich der Religionsunterricht in den vergangenen 40 Jahren professionalisiert. Er sei auf Augenhöhe mit anderen Fächern. In den Zeiten von Pisa müsse er sich aber auch einer kritischen Bewertung und der Frage stellen, ob er seine Ziele erreiche. Deshalb seien Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und die Entwicklung aktueller Unterrichtsmaterialien von besonderer Bedeutung.



Nach Schätzungen der Bischöfe besuchen derzeit mehr als drei Millionen Schüler den katholischen Religionsunterricht, der von rund 70.000 Lehrern erteilt wird. In der Regel wird das Fach mit zwei Unterrichtsstunden pro Woche erteilt. Nach Darstellung von Becker ist der Religionsunterricht ein akzeptiertes Unterrichtsfach. "Die Abmeldequote der Schülerinnen und Schüler liegt seit vielen Jahren bundesweit unter fünf Prozent."



Warnungen vor einer Überforderung des Unterrichts

Becker und der bei der Bischofskonferenz für Seelsorgefragen zuständige Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode warnten zugleich vor einer Überforderung des Unterrichts. Becker sagte, der Religionsunterricht könne weder die religiöse Erziehung in der Familie noch die Katechese in den Gemeinden ersetzen. Bode betonte, die Weitergabe des Glaubens in den Familien werde immer weniger selbstverständlich. Das Glaubenswissen der Jungen und Mädchen sinke; für viele von ihnen habe Religion im Alltag keine Bedeutung mehr. Darauf müssten sich Gemeinden und Schulen mit ihren religiösen Angeboten einstellen.



Nach seiner Darstellung sind im Jahr 2011 über 210.000 Kinder auf die Erstkommunion und über 170.000 Jugendliche auf die Firmung vorbereitet worden. Der Bischof verwies auf Zwischenergebnisse eines aktuellen Forschungsprojektes, nach denen die Erstkommunionkatechese sowohl bei Kindern als auch bei Eltern hohe Zustimmungsraten vorweisen könne: "90 Prozent der Kinder und 76 Prozent der Eltern sagen, dass ihnen die Erstkommunionvorbereitung gut oder sehr gut gefallen hat."