DBK-Herbstvollversammlung in Fulda beginnt

"Grund zu Optimismus"

Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Katholiken in Deutschland zu Offenheit und Optimismus aufgerufen. "Es wächst Neues, das Christentum ist nicht ohne Kraft! Es gibt den Aufbruch, der gelingt", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zur Eröffnung der Herbstvollversammlung.

 (DR)

Die Zeit des Umbruchs sei "auch eine Zeit der Chance, der Vergewisserung und Neuorientierung", so Zollitsch in einem Grundsatzreferat am Montag (24.09.2012) in Fulda. Christlicher Glaube sei niemals Rückzug in Scheinwelten oder die Flucht aus dem Alltag der Menschen.



Mit Blick auf das vom Papst ausgerufene "Jahr des Glaubens" sagte der Freiburger Erzbischof, die Gesellschaft sei zunehmend entkirchlicht und entchristlicht. "Der Glaube wird abgedrängt ins rein Private und damit mehr und mehr aus dem Raum des öffentlichen Diskurses ausgeschlossen." Die Kirche müsse deshalb überlegen, wie sie "sprachfähig bleiben und dialogfähig werden kann gegenüber gesellschaftlichen Gruppen und Milieus, die der Kirche entfremdet sind".



Der Freiburger Erzbischof ermunterte Bischöfe, Priester und Laien zu einer selbstkritischen Prüfung, ob sie in ihrem eigenen Leben und ihrem praktischen Handeln die Botschaft glaubhaft vorlebten. "Ist an der Art und Weise, wie wir Gläubigen - Amtsträger wie Laien - die Kirche präsentieren, wie wir miteinander sprechen und umgehen, ablesbar, dass wir vom Geist der Geschwisterlichkeit und gegenseitigen Ehrfurcht getragen sind?", fragte Zollitsch. "Wenn die Kirche von vielen Menschen wie ein Verein angesehen wird, dann ist das nicht nur ein Informationsdefizit dieser Menschen, sondern zugleich auch eine Anfrage an uns, wie wir uns wahrnehmbar machen, in welcher Haltung wir auf die Menschen zugehen."



Auf andere Menschen zugehen

An die Gemeinden appellierte der Konferenzvorsitzende, vom Kirchturmdenken Abschied zu nehmen. "Gemeinden und Pfarreien dürfen sich nicht gegeneinander abschotten, so dass Menschen von außen mitunter den Eindruck gewinnen, die eine katholische Gemeinde hätte mit der anderen nichts zu tun und es sei fast undenkbar, das Vermögen und die Gebäude mit anderen zu teilen." In einer Zeit, in der immer mehr Gemeinden zu größeren Einheiten zusammengeschlossen werden und in der die Menschen immer mobiler seien, forderte der Freiburger Erzbischof die Bildung von "Netzwerken" und "kleinen Gemeinschaften" des Glaubens. Die Lebendigkeit des Glaubens hänge nicht von der territorialen Größe der Gemeinden ab, sondern von der Erfahrung, dass es Menschen gebe, mit denen man Freude und Hoffnung, Trauer und Angst teilen könne.



Als Chancen, um auf die Menschen von heute zuzugehen, nannte Zollitsch unter anderem die seelsorgerischen Angebote in den Innenstädten, die sogenannte City-Pastoral, die Urlauberseelsorge, Freizeitpastoral sowie die Pilger- und Wallfahrtseelsorge. "Eine nicht zu unterschätzende pastorale Chance liegt sicherlich auch im großen Interesse, das künstlerisch wertvolle Kirchen bei vielen Menschen wecken. Unsere Gotteshäuser sind verdichtete und in Stein gehauene Glaubenserfahrung von Generationen." Die Kirche müsse auch verstärkt in sozialen Netzwerken und im Internet präsent sein. "Dort suchen nicht nur junge Menschen nach Hilfestellung für ein geglücktes Leben. Sie suchen und finden dort Waren, Wissen, aber auch Freunde und immer öfter auch Lebenspartner. Warum sollten wir dort nicht auch den Glauben anbieten?"  



Zollitsch: Ökumene-Verstimmung in Erfurt war Regiefehler

Ein Jahr nach dem Papstbesuch in Deutschland hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die damaligen ökumenischen Verstimmungen von Erfurt auf einen "Regiefehler" zurückgeführt. Vor einem Jahr hatte der Papst im Erfurter Augustinerkloster bei seinem historischen Treffen mit führenden Protestanten im kleinen Kreis den Reformator Martin Luther positiv gewürdigt, in einer großen Versammlung aber betont, er bringe "keine ökumenischen Gastgeschenke". Dieses Nebeneinander sei "zweifellos ein Regiefehler" gewesen, erklärte Zollitsch am Rande der Herbstvollversammlung. Auch sei es nicht glücklich gewesen, dass Benedikt XVI. sich die Forderung nach einem "ökumenischen Gastgeschenk" habe aufdrängen lassen.



Den Begriff hatte seinerzeit der prominente Schweizer Theologe Hans Küng in die Debatte eingebracht. Die Formulierung des Papstes in Erfurt, dass er keine solchen Geschenke mitbringe, war in einigen Medienkommentaren als ökumenischer Affront interpretiert worden. Auch auf evangelischer Seite wurde sie kritisch bewertet. Das Lob des Papstes für Luther fand im Schatten dieser Debatte dann nur wenig Beachtung.



Mit Blick auf das Mohammed-Schmähvideo und die Unruhen in Ländern mit mehrheitlich islamischer Bevölkerung forderte Zollitsch mehr Sensibilität in religiösen Fragen.