Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Post aus Regensburg

domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen hat sich auf den Weg nach Regensburg gemacht, um die Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe zu begleiten. Hier berichtet er nun täglich von seinen Eindrücken vor und hinter den Kulissen.

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Boecker
Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen / © Boecker

Im ICE 229 Templin von Frankfurt Richtung Wien verblüfft mein Netbookbildschirm die vorbeigehenden Fahrgäste und Sitznachbarn. Auf dem Monitor ist unser domradio.de-Live-Stream des Eröffnungsgottesdienstes der Frühjahrskonferenz der Deutschen Bischöfe im Regensburger Dom zu besichtigen. Die brillant bunten Bilder entfalten ihre Wirkung ganz ohne Ton - obwohl vielleicht der ein oder andere Mitreisende jetzt auch gerne wissen würde, was der gastgebende Bischof Müller gerade sagt. In meinem Minikopfhörer begrüßt der Bischof von Regensburg alle auf das herzlichste - besonders auch die Laien. Schon beim Einzug waren die weit über 100 Fahnen- und Bannerträger aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens zu bewundern. Die bayrische Papstheimat ist wirklich sehr bemüht, sich heute von ihrer allerbesten gut-katholischen-Schokoladenseite zu zeigen. Bei der Predigt von Erzbischof Robert Zollitsch bricht leider meine gute Internetverbindung und damit das Bild aus dem Dom zusammen. Kein Bild mehr - aber immerhin noch den sauberen Ton des Vorsitzenden der DBK im Ohr, erreiche ich leider viel zu spät (weil im Heimatbistum Köln der zukünftige Weihbischof Dominikus Schwaderlapp noch zur Pressekonferenz eingeladen hatte) den Bahnhof der Bischofsstadt. Jetzt nur schnell  zum klingenden Dom.



Eine domradio.de-Tasche als Fahrschein

Vor dem HBF steht vor der roten Ampel ein Bus mit der Fahrgastinformation "Domspatzen". Ich klopfe an die Tür - der Fahrer schüttelt mit dem Kopf, dies ist keine offizielle Buslinie. Ich halte meine rote domradio.de-Tasche vor seine Windschutzscheibe und er öffnet bereitwillig seinen leeren Bus: "Grüß Gott - zum Dom?" Das ist das allererste Mal, dass unser Name die Fahrkarte ersetzt - und das nicht im Rheinland, sondern im tiefsten Bayern! Fünf Minuten später werde ich mit einem herzlichen "Fürti" direkt vor den Domtüren abgesetzt - im Dom empfängt mich dann die singende Gemeinde, unterstützt von den Domspatzenstimmen. Was für ein herrlich himmlischer Sound. Das Mittelschiff ist dicht gefüllt - aber hinter den vollen Bänken im Seitenschiff sind noch Stehplätze frei. Vorne stehen große Monitore und ich bin jetzt wieder im Bilde - auch wenn mir die vielen Säulen den Blick versperren.



Gut 60 Minuten später aber habe ich dann beim feierlichen Auszug direkten Blickkontakt. Viele der Bischöfe grüßen frohgemut die Spalier stehenden Gläubigen und lächeln freundlich. Mitten im Getümmel der Gläubigen im dicken Wintermantel: der Sekretär der Bischöfe, Pater Hans Langendörfer. Beim Handschlag merke ich, dass auch er kalte Finger hat. Im Regensburger Dom hält sich noch hartnäckig die winterliche Eiseskälte. Unsere Ton- und Kameraleute sind ebenfalls tiefgefroren - trotz aller warmen Worte. "In meinem nächsten Leben werde ich Weihbischof", lacht einer der Lichttechniker und zeigt während er die Kabeltrommel aufwickelt auf die Heizstrahler unter den bischöflichen Bänken. Das Bischofsstühle bisweilen unter den Klerikern heiß begehrt sein sollen, bekommt in diesem Zusammenhang eine ganz neue Erklärung…;-)



Zur Frühmesse

Auch am nächsten Morgen ist es in der Basilika St. Emmeram in der Nachbarschaft des Fürstlichen Schlosses von Thurn und Taxis reichlich frisch. Die Stimme des Schulchores der Mädchenschule Niedermünster sorgen somit nicht nur für einen warmen Klang - sondern auch für kleine weiße Hauchfahnen. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx steht heute dem Früh-Pontifikalamt der Bischöfe vor und er räuchert, was das Weihrauchfass hergibt. In seiner Predigt ruft er dazu auf, dem Wort Gottes wieder mehr Glauben entgegen zu bringen. "Gottes Wort wirkt auch heute noch - hier und jetzt. Es verändert uns und unsere Kirche - wenn wir uns nur auf den Dialog mit Gott einlassen!" Der Kirchenraum ist am frühen Morgen dicht gefüllt und nach dieser wortgewaltigen Predigt singt die versammelte Gemeinde aus Jung und Alt das "wirkungsmächtigste Wort der ganzen Menschheitsgeschichte", das Vaterunser umso inniger. Auch als vor dem Schlusssegen der bischöfliche Gastgeber Gerhard Ludwig Müller einlädt zur gemeinsamen Prozession in die Krypta, zur letzten Ruhestätte des bayrischen Patrons St. Wolfgang, spürt man, hier in Regensburg ist morgens um 7 Uhr die Welt noch in Ordnung.



Dass aber auch hier hinter den Mauern des Priesterseminars die Bischöfe die zahlreichen innerkirchlichen Probleme und weltlichen Auseinandersetzungen im Blick behalten, beweist die umfangreiche Tagesordnung, die sie sich gegeben haben. Die muss jetzt erst Mal abgearbeitet werden. Höchste Zeit auch für die Post aus Regensburg - die Redaktion wartet schon…



Mit sonnigen Grüßen aus dem kaltgrauen Regensburg

Ihr

Ingo Brüggenjürgen