Papst hat laut Bischof Bode Dialogprozess eingeleitet

"Es ist ja keine Tür zugemacht worden"

Bei seinem Deutschlandbesuch ist Papst Benedikt XVI. nicht auf den innerkirchlichen Dialogprozess eingegangen. Bischof Bode sieht darin keine Absage. Der Papst habe vorbereitet, in welchem Geist Dialoge geführt werden sollen, so Bode.

Ansprache von Papst Benedikt  (KNA)
Ansprache von Papst Benedikt / ( KNA )

domradio.de: Sie haben bei der Herbstvollversammlung auch den Dialogprozess auf dem Tagesprogramm gehabt. Worum ging es da?

Bischof Bode: Es ging da um eine Rückschau auf Mannheim, was ja ein wirklich guter Einstieg gewesen ist. Wir haben den anderen Bischöfen, von denen eine Reihe nicht da war, davon berichtet. Und wir haben das ausgewertet und sind der Meinung, dass das ein guter Einstieg war.

Es sind drei größere Bereiche angesprochen worden. Es geht um Partizipation, das heißt also, wie können Priester und Laien und die verschiedenen Dienste der Kirche noch breiter eingesetzt werden, miteinander arbeiten. Vor allem in Zukunft wenn es ganz wenige Priester und Hauptamtliche gibt, aber ganz viele, die sich freiwillig und ehrenamtlich einsetzen.

Bischof Franz-Josef Bode

Er war der erste katholische deutsche Bischof, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal sein Amt abgegeben hat. Am Sonntag ist der Osnabrücker Altbischof Franz-Josef Bode (72) mit einem Gottesdienst im Dom verabschiedet worden.

Bode, der im März seinen Rücktritt bekanntgab, stand seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse einer Missbrauchsstudie für dasBistum Osnabrück im September in der Kritik. Die Autoren werfen ihm und anderen Verantwortlichen vor, nicht pflichtgemäß oderunangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben.

Bischof em. Franz-Josef Bode / © Friso Gentsch (dpa)
Bischof em. Franz-Josef Bode / © Friso Gentsch ( dpa )

Das andere ist: Kompassion, also eine Pastoral der Barmherzigkeit. Dass man sich den Menschen in verschiedensten Lebenssituationen besser zuwendet und noch einmal schaut, was heißt eigentlich Diakonie der Kirche, was heißt diakonale Pastoral und wie können wir auf Lebenssituationen von Menschen noch mehr antworten.

Und das Dritte ist: Kommunikation. Nach innen, untereinander, aber auch die Glaubenskommunikation. Ich nenne das nicht Glaubensvermittlung, weil das so aussieht, als hätte man etwas "Festes", was  man vermitteln kann, sondern in einen Austausch zu treten.

Auch die Kommunikation nach außen, das Wort Commercium, das der Papst in Freiburg benutzt hat, ist ja ein Ausdruck von Tausch, Austausch. Eigentlich ein sehr tiefer Begriff, der noch tiefer geht als das Wort Dialog. Das ist so besprochen worden und auch, glaube ich, sehr sachlich. Es war ein sehr gutes und nachdenkliches Gespräch, kann ich nicht anders sagen.

domradio.de: Sie haben den Papstbesuch und seine Reden angesprochen. Wenn man sie genau studiert, dann findet der Gesprächsprozess dort überhaupt nicht statt.

Bischof Bode: Ich denke, dass es ganz gut war, dass sich der Papst gar nicht so auf Einzelthemen eingelassen hat. Er ist bei seinem Thema geblieben "Wo Gott ist, da ist Zukunft".

Er hat sehr grundsätzliche Dinge gesagt, wenn ich da an die Bundestagsrede denke, aber auch an die Freiburger Rede und hat dadurch den Raum offengehalten für all diese verschiedenen Möglichkeiten, die wir ins Gespräch bringen.

Es ist ja keine Tür zu gemacht worden und das finde ich erst einmal positiv, dass er mehr den grundsätzlichen Raum, den Boden bereitet hat, in welchem Geist wir solche Dialoge, solche Gespräche führen sollen.

domradio.de: Pater Langendörfer hat im Vorfeld gesagt, dass es Gräben innerhalb der Bischofskonferenz gibt und dass er sich vom Heiligen Vater zwar nicht die Rolle des Schiedsrichters erhofft, aber schon klare Hinweise und Signale. Sehen Sie die in dem Papstbesuch und seinen Reden?

Bischof Bode: Die klaren Hinweise liegen darin, dass er sehr stark auf die Grundlagen des ganzen verwiesen hat, auf die Gottesfrage, auf die Menschwerdung Christi, auf die Wahrnehmung des Grundgefüges unseres Glaubens und unseren ganzen Prozess möchte ich mal sagen, geistig, spirituell und theologisch eingeordnet hat.

Für die Zukunft müssen wir selbst überlegen, aber das finde ich auch richtig. Ich glaube, so ist der Rahmen dafür geschaffen. Wir werden in dem, was wir uns vorgenommen hatten, für die nächsten Jahrebis 2015 auch weiterarbeiten.

domradio.de: Wenn der Rahmen geschaffen ist, bedeutet das, dass man innen drin Freiräume hat. 2012 ist jetzt die dienende Kirche angesagt, Diakonia. Wo könnte die Kirche den Freiraum nutzen?

Bischof Bode: Ja, das ist jetzt die Frage, die wir auch beim Ständigen Rat beim nächsten Mal tiefer erörtern wollen. Wir haben heute erst allgemeiner darüber gesprochen.

Ich denke, dass es sehr stark um diese Fragen gehen muss, wie gehen wir mit Lebenssituationen von Menschen um, wo können wir barmherziger sein bei allem Festhalten von Grundsätzen und von Grundaussagen.

Da denke ich, müssen wir nochmal genaue Überlegungen machen, welche Fragen man da aufgreift und wo sind auch Spielräume, in denen wir das behandeln können. Aber ich glaube, dass es sie gibt.   

Hintergrund:

Nach dem Anfang 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsskandal hat die katholische Kirche in Deutschland einen Dialogprozess ins Leben gerufen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, ergriff im vergangenen September die Initiative zu dem Prozess, der sich mit Glauben und Kirche in der modernen Gesellschaft befassen soll.

Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in Paderborn verständigten sich die Bischöfe im März auf einen zeitlichen und inhaltlichen Rahmen. Demnach soll es bis zum Jahr 2015 eine Reihe kirchlicher großer Kongresse und Konferenzen geben. Der Auftakt fand Anfang Juli in Mannheim statt.

Das laufende Jahr steht unter dem Thema "Im Heute glauben". Die Themen der kommenden Jahre lauten: 2012 - "Diakonia: Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft." 2013 - "Liturgia: Die Verehrung Gottes heute." 2014 - "Martyria: Den Glauben bezeugen in der Welt von heute." Der Prozess soll 2015 im Gedenken an das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren abgeschlossen werden.

Zusätzlich haben die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als höchstes Gremium der katholischen Laien in Deutschland zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit dem "Zusammenwirken von Priestern und Laien in der Kirche" sowie der "Präsenz der Kirche in Gesellschaft und Staat" befassen.

Auch auf Ebene des ZdK, der Bistümer und Verbände gibt es Initiativen. Bischof Franz-Josef Bode (Osnabrück) gehört der für den Dialog eingesetzten "Steuerungsgruppe" der Bischofskonferenz an neben Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg) und Bischof Franz-Josef Overbeck (Essen) und Kardinal Reinhard Marx (München) sowie dem Sekretär der Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer.