ZdK-Generalsekretär Vesper über den Dialogprozess

"Vertrauensvolle Gesprächsdrähte"

Die Bischöfe beraten in Fulda über den Dialogprozess. Vor einem Jahr hatte Erzbischof Zollitsch den Prozess ins Leben gerufen, um verlorenes Vertrauen in die Kirche zurückzugewinnen. Im domradio.de-Interview spricht ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper über "vertrauensvolle Gesprächsdrähte" zwischen Bischöfen und Laienvertretern. Es gebe in den Bistümern jedoch unterschiedliche Arten, "wie man auf die jetzigen drängenden Probleme der Kirche eingeht".

Auf Augenhöhe: Erzbischof Zollitsch und ZdK-Präsident Glück (KNA)
Auf Augenhöhe: Erzbischof Zollitsch und ZdK-Präsident Glück / ( KNA )

domradio.de: Wie weit ist denn der Dialogprozess aus Ihrer Sicht in Gang gekommen?

Stefan Vesper (ZdK- Generalsekretär): Ich glaube, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Die erste Veranstaltung im letzten Juli in Mannheim war ganz wichtig. Hier haben wir, wie ich finde, eine sehr gute Art gefunden, miteinander zu sprechen. Das war ein großartiges Treffen mit Bischöfen, mit Priestern, mit Ordensleuten, mit Laien aus verschiedenen beruflichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Hier sind wir die wichtigsten ersten Schritte gegangen, haben festgestellt, dass uns die Themen gemeinsam bewegen und haben uns verabredet weiter zusammenzuarbeiten.



domradio.de: Es gibt zwei Arbeitsprojekte von Bischofskonferenz und Zentralkomitee. Es geht um Priester und Laien und zum anderen um die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft. Wie steht es um die Projekte?

Vesper: Beide Projekte laufen gut. Zunächst einmal geht es um das Verhältnis von Priestern und Laien. Das betrifft im Grunde die Zusammenarbeit in den Gemeinden, die Zusammenarbeit in den größer werdenden pastoralen Räumen und hier geht es unter Leitung und Mitwirkung von Bischof Bode und unserer Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel darum, zu schauen, wie kann man das Verhältnis in den Gemeinden intensivieren und wie kann man insbesondere auch Laien in die verantwortliche Leitung der Gemeinden miteinbeziehen. Hierzu gibt es im November ein größeres Symposium, wo wir erste Schritte vorüberlegen wollen. Die Arbeitsgruppe hat ihren Auftrag, der sicherlich in jeder einzelnen Gemeinde ankommen soll, wenn es denn gelingt.

Die andere Arbeitsgruppe zum Thema Kirche und Gesellschaft, da ist der Bischof Overbeck der Leiter und auf unserer Seite unser Präsident Alois Glück und damit will ich sagen, dass wir das ganze sehr hoch aufgehängt haben und sehr intensiv betreiben, sie kümmert sich um das Verhältnis von Kirche und Gesellschaft. Wie sind wir in der Gesellschaft präsent, wo und wie wollen wir Zeugnis geben und können wir in dieser Gesellschaft unsere ganz besondere Verpflichtung und auch Aufgabe wahrnehmen? Das sind also die zwei laufenden Arbeitsgruppen.

Der von den Bischöfen inspirierte und wirklich auch verantwortlich durchgeführte Prozess der Jahrestagungen läuft weiter. Das wird also im nächsten Sommer zu einer weiteren Tagung führen, die den jeweiligen Jahresthemen des Dialogprozesses auch entspricht. Insgesamt gehen wir auf das 50-jährige Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils zu und das ist die absolute Orientierung für uns in diesen Jahren.



domradio.de: Sie haben es schon angedeutet, es gibt diese Arbeitsprojekte, es gibt den Dialogprozess in den Diözesen, aber die Herausforderung ist, dass der Dialogprozess auch unten ankommt. Wie sehen Sie das?

Vesper: Wir haben bei uns auch eine spezielle Website "Einen neuen Aufbruch wagen" eingerichtet, wo wir auch dokumentieren, was in den Diözesen läuft. Das ist aus unserer Sicht überraschend und überraschend positiv, dass viele Diözesen einen eigenen Beratungsprozess begonnen haben. Der Präsident war in Osnabrück, ich war in Speyer. In vielen Diözesen gibt es eigene Prozesse, um zu schauen, wie man in der jetzigen Situation auf pastorale - man muss schon fast sagen - Notsituationen in der Diözese reagieren muss.  



domradio.de: Wie weit geht es auch bei diesem Prozess um die Kommunikation an sich, zwischen den Laien und der Amtskirche? Vielleicht dazu auch noch das Stichwort, dass ja der Katholikentag in Mannheim auch zu diesem Dialogprozess mithinzugezählt wird.

Vesper: Das ist sicherlich auch ein wesentlicher Bestandteil des Dialogprozesses, denn in Mannheim wollen wir ja vom 16.-20. Mai 2012 unter dem Leitwort "Einen neuen Aufbruch wagen" viele der anstehenden Themen besprechen und beraten und mit Bischöfen auch weiter voranbringen. Zwischen uns als Zentralkomitee und der Bischofskonferenz gibt es sehr gute und intensive und vertrauensvolle Gesprächsdrähte. Das kann man für das ganze Land, in den jeweiligen Diözesen zwischen Diözesanleitung und den Laien dort sicherlich auch sagen, aber es gibt eben unterschiedliche Arten, wie man auf die jetzigen drängenden Probleme der Kirche eingeht. Da gibt es Diözesen, die weiter vorne sind und es gibt Diözesen, die langsamer agieren. Aber auch da brauchen wir einen langen Atem.



domradio.de: Der Papst hat bei seinem Besuch in Deutschland zur geistlichen Erneuerung aufgerufen. Das wird in dieser Woche unter den Bischöfen in Fulda sicher intensiv ausgewertet, aber er hat den Dialogprozess nicht explizit genannt. Lässt das Freiräume für diesen Prozess, für den kirchlichen Dialog in Deutschland?

Vesper: Ja, auf jeden Fall lässt das Freiräume. Dieser Gedanke des Papstes ist uns ja sehr nahe, dass es aus einer geistlichen Erneuerung herauskommen muss. Alles was mit Reformen und mit Veränderungen und mit dem Aggiornamento zu tun hat, ist ein geistlicher Prozess. Auch Johannes XXIII. Wort "Öffnet die Fenster!"- das war ja nicht die Anweisung an den Fensterbauer, sondern es war ein geistlicher Vorgang und die Auftaktveranstaltung des Dialogprozesses in Mannheim war ein eminent geistliches Ereignis, wo wir zunächst einmal mit Bischöfen und Laien in kleinen Gruppen über unseren Glauben gesprochen haben. Das, was uns bewegt, insofern jeder, der sich ernsthaft mit Veränderungen und Erneuerungen in der katholischen Kirche beschäftigt, tut das aus einem tiefen Glauben heraus. Ohne das, wäre alles nichts.



domradio.de: Und das müsste dann aber auch in die Gemeinden transportiert werden, oder?

Vesper: Ja, also ich bin fest davon überzeugt. Wenn wir von den Gemeinden reden, dann reden wir ja von denen, die sich in der Gemeinde engagieren, warum sollten sie es tun, wenn  nicht aus dem Glauben heraus, aus dem gottesdienstlichen Geschehen und aus dem, was vom Gottesdienst sozusagen ausstrahlt in das gemeindliche Leben. Das wäre ja eine Verzerrung der Wirklichkeit, wollte man gerade den Engagierten sagen, Ihr müsst stärker aus dem Glauben heraus leben. Das ist eine Tautologie, das ist eine Doppelung wie ein weißer Schimmel, engagierten Katholiken zu sagen, sie sollen stärker aus dem Glauben herausleben. Das ist das, was sie antreibt.



Das Interview führte Stefan Quilitz, domradio.de