Herbstvollversammlung der Bischöfe

Viele Themen – auch ein umstrittenes

Papstbesuch, Dialogprozess, Ökumene: Bis Freitag haben die Bischöfe in Fulda genügend Gesprächsstoff, daran ließ Erzbischof Zollitsch zum Auftakt der Herbstvollversammlung keine Zweifel aufkommen. Auch nicht daran, dass ihm das Thema der geschiedenen Wiederheirateten weiterhin am Herzen liegt.

 (DR)

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz betonte am Dienstag (04.10.2011) vor den anwesenden Journalisten, dass die Bemühungen um ein pastorales Angebot für Wiederverheiratete unverändert fortgesetzt würden. Beim jüngsten Deutschlandbesuch des Papstes hätte diese Fragen aber keine Rolle gespielt. Er habe diese Problematik schon bei seinem Besuch im August dieses Jahres in Rom mit dem Heiligen Vater besprochen.



"Diese Pläne sind nicht ad acta gelegt", betonte der Freiburger Erzbischof, der mit seinem Vorstoß unmittelbar vor dem Papstbesuch für ein erhebliches Medienecho gesorgt hatte. Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hatte gegenüber domradio.de Erzbischof Robert Zollitsch wegen seiner Pläne kritisiert. Erzbischof Zollitsch wies auch in Fulda noch einmal darauf hin, dass er nicht die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage gestellt habe, gleichzeitig aber sagte Zollitsch: "Wir können aber diese pastoralen Fragen angesichts der Tatsache, dass 40 Prozent aller Ehen heute geschieden werden, nicht einfach ausklammern!"



Keine konkreten Änderungen am Staatskirchensystem

Ansonsten fühlen sich die katholischen Bischöfe Deutschlands vom Papst zu Fortschritten bei der Ökumene und im innerkirchlichen Reformprozess ermutigt. Vermutungen zurück, der Papst habe mit seiner Forderung nach einer "Entweltlichung" der Kirche einen Verzicht auf die Kirchensteuer oder konkrete Änderungen am Staatskirchensystem gefordert, wies Zollitsch zurück.



Der Papst habe in seiner Freiburger Konzerthausrede die Kirche dazu aufgefordert, die Gesellschaft aus christlichem Geist zu gestalten, sagte der Freiburger Erzbischof. Dabei habe er zugleich betont, die Strukturen der Kirche dürften kein Selbstzweck sein, sondern sie müssten sich dem Ziel der Verkündigung des Glaubens unterordnen. Deshalb müssten bestehende Strukturen ständig überprüft werden. "Ich sehe keine großen Gefährdungen des jetzigen Systems", sagte Zollitsch. Die Kirchensteuer betrachte er nicht als ein Privileg.



Und der Dialogprozess

Eine Ermutigung des Papstes sieht der Konferenzvorsitzende auch in der Ökumene. Er verstehe, dass viele Menschen hohe Erwartungen an den Deutschlandbesuch von Benedikt XVI. gehabt hätten, räumte der Freiburger Erzbischof ein. Der Papst habe aber durch seinen Besuch im Augustinerkloster in Erfurt wichtige Signale gesetzt und den deutschen Bischöfen damit konkrete Aufgaben gegeben. "Wir wollen, dass die Ökumene vorangeht", betonte Zollitsch. "Der 500. Jahrestag der Reformation 2017 soll uns voranbringen und keinen Rückschritt bedeuten." Als ein wichtiges Projekt auf dem Weg zum Reformationsgedenken bezeichnete der Freiburger Erzbischof Publikationen der Thesen und Schriften Martin Luthers mit gemeinsamen Kommentaren von katholischen und evangelischen Theologen.



Mit Blick auf den im vergangenen Jahr begonnenen Dialogprozess in der katholischen Kirche Deutschlands bezeichnete Zollitsch das Verhältnis von Priester und Laien als bedeutendes Thema. Die Bischöfe wollten auch darüber nachdenken, wie Laien und besonders auch Frauen stärker in die Dienste der Kirche eingebunden werden könnten.



Umfangreiche Personalentscheidungen

Rund eine Woche nach dem Papstbesuch treffen sich die katholischen Bischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung in Fulda. Bis Freitag wollen die 68 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe vor allem über die Konsequenzen des Papstbesuchs für die katholische Kirche in Deutschland beraten und eine Analyse der Reden und Predigten Benedikt XVI. vornehmen. Ein weiteres Thema ist der Fortgang des vor einem Jahr ins Leben gerufenen Gesprächsprozesses in der katholischen Kirche. Damit wollen die Bischöfe durch den Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen.



Überdies stehen während der Vollversammlung in der hessischen Barockstadt die Vorbereitung der römischen Bischofssynode im Jahre 2012 zur Neuevangelisierung und die Weiterentwicklung vor allem der überdiözesanen Medienarbeit auf dem Programm. Darüber hinaus sind umfangreiche Personalentscheidungen zu fällen. So kann der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, nach zwei Amtszeiten nicht wieder für das Amt kandidieren. Außerdem müssen die Mitglieder, Vorsitzenden, stellvertretenden Vorsitzenden und Berater der 14 Bischöflichen Kommissionen neu gewählt werden.

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