Bischof Wanke blickt dem Papst-Besuch im Bistum Erfurt entgegen

"Ermutigung und Glaubensstärkung"

Eine "Anerkennung für den Glaubensmut der Vergangenheit" und "ein Wort der Ermutigung und der Glaubensstärkung" erwartet der Erfurter Bischof Joachim Wanke vom Papstbesuch. Im Interview mit domradio.de blickt er außerdem auf den Dialog mit der Evangelischen Kirche.

 (DR)

domradio.de: Fiebern die Thüringer ihrer Begegnung mit dem Papst entgegen?

Wanke: Sie freuen sich zunächst einmal, speziell unsere katholischen Christenmenschen. Es ist eine Ehre für uns, den Papst bei uns zu empfangen. Die Erwartungen? Zum einen die Anerkennung für den Glaubensmut der Vergangenheit, in der DDR-Zeit damals standgehalten zu haben manchen Bedrängnissen; dass er da auch ein Lob der älteren Generation aussprechen wird, den Menschen, die damals auch die Gemeinden im Kern ausmachten. Aber dann auch der Blick nach vorne: die Ermutigung. Wenn etwas zu den Aufgaben eines Papstes, eines Petrus-Nachfolgers gehört, dann ist es die Stärkung im Glauben. Er soll uns Mut machen, auch in dieser offenen, liberalen Zeit mit ihren Herausforderungen, auch klares Profil zu zeigen. Dort erwarte ich mir ein Wort der Ermutigung und der Glaubensstärkung.



domradio.de: Nach dem Papst-Brief an die deutschen Protestanten - was erwarten sie von dem Besuch noch diesbezüglich neben der Feier der Heiligen Messe auf dem Domplatz?

Wanke: Wie sich die Begegnung mit den Protestanten gestaltet - das ist Sache der Gesprächspartner. Der Einladende ist der Papst, aber die Gesprächspartner müssen zustimmen. Und ob da über das Gespräch hinaus auch noch ein Gebet stattfindet oder ein kleiner Wortgottesdienst, das kann ich im Augenblick noch nicht sagen. Aber das ist denkbar.



domradio.de: Welche möglichen Wege werden in der Ökumene werden bestritten: Kommt es zu Durchbrüchen? Kommt es zu einem guten Dialog?

Wanke: Das Letztere ist sicher der Fall. Um zu substanziellen Fortschritten zu kommen, brauchen wir eine gewisse Atmosphäre. Und die ist in den letzten Jahren zum Teil sehr angespannt gewesen. Da ist natürlich ein solches Zeichen des freundlichen Umgangs miteinander und ein aufeinander Hören sehr, sehr wichtig. Und wie gesagt: Der Papst kann nicht aus dem Handgelenk heraus Entscheidungen treffen, die die ganze Kirche angehen. Das bedarf dann auch wirklich der theologischen Abstimmung. Insofern ist das ein Baustein auf einem Weg, der weiterführt. Mein großer Wunsch wäre, dass es - so ähnlich wie bei der Übereinstimmung in der Rechtfertigungsfrage - zu einer substanziellen Übereinstimmung in der Kirchenfrage kommt; dass das Amt mehr als nur ein Funktionsstatus in der Gemeinde, sondern dass es eine Christus-Repräsentanz gibt durch das kirchliche Amt. Und da sind wir uns zum Beispiel mit lutherischer Theologie viel einiger als mit der reformatorischen Theologie. Diese Feinheiten und Differenzierungen kann man nicht einfach mit einer Handbewegung wegwischen. Solche Frage aber mal anzudiskutieren, das da Vorstellungen da sind. Dann wird sicher auch das Reformationsgedenken eine Rolle spielen. Dass uns das nicht nur an die Vergangenheit bindet, sondern auch nach vorne weist in die gemeinsamen Aufgaben, die wir als Christen hier speziell in Deutschland haben.



domradio.de: Papst Benedikt XVI. war schon mal als Joseph Ratzinger in Thüringen...

Wanke: Der Professor Ratzinger war mit meinem akademischen Lehrer Heinz Schürmann befreundet. Und ich hatte einmal die Freude und Ehre, in einem alten klapprigen Trabanten die beiden Herren zu den Klassiker-Stätten nach Weimar zu fahren. Das habe ich noch in lebhafter Erinnerung, bedauere nur, kein Bild davon zu haben.



Das Gespräch führte Jan Hendrik Stens.