Abschluss-Gottesdienst mit deutlichen Appellen

Bischofskonferenz in Fulda

Mit einem Gottesdienst im Dom ist am Donnerstag die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda zuende gegangen. In seiner Predigt rief der Magdeburger Bischof Gerhard Feige die Kirche auf, mehr auf Menschen mit «gebrochenen Biografien» zuzugehen. Sie müsse Wege suchen, «ihren oftmals tragischen Gegebenheiten gerechter zu werden».

 (DR)

Der Bischof nannte in diesem Zusammenhang die geschiedenen und wiederverheirateten Menschen. Zudem hob er hervor, dass in Ostdeutschland zwei Drittel der Kinder in Lebensverhältnissen aufwüchsen, die nicht mit dem traditionellen katholischen Verständnis von Ehe und Familie übereinstimmten. "Müssten wir nicht - ohne unsere Grundüberzeugungen aufzugeben - differenzierter und herzlicher auf diese Menschen und ihre Probleme eingehen?", fragte Feige.



Zugleich bedauerte der Bischof den zunehmenden Eindruck einer "Wagenburgmentalität" sowie "kleinkarierter Machtkämpfe" in der Kirche. Angesichts mancher "erbitterter und gehässiger Auseinandersetzungen" gelte es mit allen Kräften darum zu ringen, "wenigstens achtungs-, wenn nicht gar liebevoll" miteinander umzugehen.



Er wünsche sich eine Kirche, die hoffnungsvoll, freiheitlich und widerständig sei, so Feige. Sie dürfe sich nicht der Welt angleichen, sondern müsse ihr immer wieder auch den kritischen Spiegel christlicher Wahrheiten vor Augen halten. Wörtlich betonte der Bischof: "Ohne Zweifel brauchen wir Profil und sollten ebenso erkennbar wie selbstbewusst auftreten - nicht bissig, aber mit Biss."



Zollitsch ruft deutsche Katholiken zu Neuanfang auf

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Katholiken in Deutschland zu einem neuen Aufbruch aufgerufen. Im Abschlussgottesdienst sagte er, die Kirche müsse eine hörende und dienende Kirche werden. Zollitsch erklärte, die Bischöfe seien übereingekommen, einen breiten Dialogprozess zu beginnen, in dem sie auf das hören wollten, was die Gläubigen zu sagen hätten. Er rief die Katholiken in Deutschland auf, sich gemeinsam mit den Bischöfen auf diesen neuen Weg einzulassen.



Vor dem Dom demonstrierten unterdessen rund 100 Mitglieder von kirchlichen Reformbewegungen für eine Abschaffung des Pflichtzölibats.



domradio.de überträgt die Abschluss-Pressekonferenz aus Fulda am Freitag live ab 10.30 Uhr.