Kardinal: Kirche muss demütiger werden

Gebrechlichkeit vergessen

Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky zeigt sich zuversichtlich, dass die katholische Kirche durch die gegenwärtige Krise glaubwürdiger und überzeugender wird. Die Kirche habe sich in der Vergangenheit zu «sehr auf der Seite Gottes platziert» und von seiner «Herrlichkeit durchdrungen» gefühlt; dabei habe sie vergessen, «wie klein und zerbrechlich sie doch auch ist», sagte der Berliner Erzbischof am Mittwoch.

 (DR)

Das Bekenntnis von Versagen und Schuld könne zu einer tieferen Erkenntnis über das Wesen und die Aufgaben der Kirche führen. Sterzinsky forderte eine Überprüfung der Lehren und Traditionen der Kirche. Sie dürfe einerseits nicht Gottes Wort in Frage stellen und daran herumdeuteln. Andererseits müsse sie sich klar machen, dass sie nicht menschliche Regeln - "und seien sie noch so vernünftig und zielführend" - als göttliche Weisungen ausgeben dürfe. "Auch Alter macht eine Einrichtung nicht sakrosankt: Das gilt für den Einzelnen, das gilt für die Kirche", sagte der Kardinal.



Als zentrale Werte, die die Kirche verteidigen müsse, nannte Sterzinsky die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens vom Anfang bis zum Ende und die "einzigartige Bedeutung von Ehe und Familie". Er räumte zugleich ein, dass der Einfluss der Kirche auf Politik und Gesellschaft schwinde.