Kirche sieht staatlichen freiwilligen Zivildienst kritisch

Dagegen spricht viel

Die katholische Kirche sieht den von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder geplanten bundesweiten «freiwilligen Zivildienst» weiterhin sehr kritisch. In Interviews mit domradio.de erklären der Dresdener Bischof Joachim Reinelt und Caritas-Präsident Peter Neher, warum.

 (DR)

Der Staat müsse sich fragen lassen, ob er sich so stark in die Belange der Zivilgesellschaft einmischen dürfe, sagte der Dresdener Bischof Joachim Reinelt am Dienstag am Rande der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Reinelt, der in der Konferenz für Caritasfragen zuständig ist, sprach sich gegen einen allgemeinen staatlichen Pflichtdienst aus. Dagegen sprächen die Verfassung und die Kosten.



Auch der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, sagte, es sei eigentlich nicht sinnvoll, neben den organisatorisch eingespielten Jugendfreiwilligendiensten einen staatlichen Freiwilligendienst als Parallelstruktur auszubauen. Da die Bundesregierung aber offenbar an ihren Plänen festhalte und dafür verfassungsrechtliche Gründe anführe, bot der Prälat die Mitarbeit der Wohlfahrtsverbände bei der Ausgestaltung des staatlichen freiwilligen Zivildienstes an. Die unabhängigen Träger sollten die Federführung bei diesem Dienst erhalten.



Zugleich müsse aber gewährleistet sein, dass es nicht zu unfairen Wettbewerbsvorteilen für den staatlichen Dienst gegenüber dem bestehenden Freiwilligen Sozialen und Freiwilligen Ökologischen Jahr komme, forderten Neher und der Präses des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), Simon Rapp. Auch seien Doppelstrukturen zu vermeiden.



Neher betonte, mit dem Wegfall des bisherigen Zivildienstes werde das soziale System nicht zusammenbrechen. So habe sich das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) in seiner Struktur und seinem Charakter als Lerndienst bewährt, funktioniere gut und sei erfolgreich. Jährlich engagierten sich rund 37.000 junge Frauen und Männer in verschiedenen sozialen Arbeitsbereichen. Die Nachfrage nach FSJ-Plätzen übersteige das Angebot bei weitem.



Schröder hatte angekündigt, bei einem Wegfall der Wehrpflicht und dem damit verbundenen Aus für den Zivildienst einen "bundesweiten freiwilligen Zivildienst" einzurichten. Ihn sollten künftig auch Frauen und Ältere leisten können. Nach Einschätzung Schröders braucht es mindestens 35.000 Freiwillige pro Jahr, um funktionierende Strukturen für den neuen Freiwilligendienst zu erreichen.