Bischofkonferenz ernennt einen eigenen Missbrauchs-Beauftragten

Zentraler Ansprechpartner

Eine Verharmlosung oder ein Vertuschen dürfe es in Sachen Kindesmissbrauch nicht geben, sagt der Trierer Bischof Stephan Ackermann. Und: "Für diesbezügliche Fehler in der Vergangenheit können wir uns nur entschuldigen." In seinem neuen Amt wird Ackermann diesen klaren Worten nun Taten folgen lassen können.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Bei ihrer am Donnerstag in Freiburg beendeten Frühjahrsvollversammlung bestimmte die katholische Deutsche Bischofskonferenz den Trierer Oberhirten zum Ansprechpartner für alle «Fragen im Zusammenhang des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger im kirchlichen Bereich». Damit hat die katholische Kirche in Deutschland erstmals eine zentrale Anlaufstelle für diesen Bereich.

Unterstützt wird der neue Missbrauchsbeauftragte von einem neuen zentralen Büro, das die Kirche im Sekretariat der Bischofskonferenz in Bonn einrichtet. Hier soll die Zusammenarbeit zwischen Bistümern und Orden ausgebaut werden. Ackermann und das Büro sollten auch den Kontakt zu «zivilgesellschaftlichen Initiativen und staatlichen Aktivitäten» halten. Außerdem richtet die Kirche eine bundesweite Telefonhotline ein.

Mit 46 Jahren ist Ackermann der zweitjüngste unter den deutschen Diözesanbischöfen. Seit Mitte Mai vergangenen Jahres steht er an der Spitze des Bistums Trier. Er ist zudem Vorsitzender der deutschen Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden). Ackermann war Subregens des Bischöflichen Priesterseminars in Trier, leitete dann die überdiözesane Spätberufenen-Priesterausbildungsstätte Sankt Lambert in Burg Lantershofen. Das dürfte ihm nun in seiner Funktion als Missbrauchs-Beauftragter der Bischöfe ebenso zugutekommen wie sein Führungsstil, den er einmal kurz und knapp so umschrieb: «kooperativ, strukturiert, zielorientiert».

Das Krisenmanagement im eigenen Bistum hat für Ackermann vor wenigen Tagen begonnen. In Gerolstein gab es Anfang der 1960er Jahre einen Fall sexuellen Missbrauchs eines Jugendlichen durch den damaligen Kaplan gegeben, meldete unlängst der Beauftragte des Bistums für sexuellen Missbrauch, Rainer Scherschel. Er bezog sich dabei auf die ihm zugängliche «Aktenlage». Aus dem Fall seien damals aber keine Konsequenzen gezogen worden. «Das», so Scherschel, «war sicher ein schwerer Fehler.» Zugleich betonte das Bistum im Zusammenhang mit der Bekanntgabe des Missbrauchsfalls, es gehe um eine lückenlose Aufklärung aller möglicher Missbrauchsfälle. Ausdrücklich wurden eventuelle Opfer aufgefordert, sich zu melden.

Aus seiner eigenen Haltung machte Ackermann keinen Hehl. Die Kirche, so betonte der Trierer Bischof am Rande der Vollversammlung, müsse in erster Linie immer an den Schutz der Opfer denken. Zugleich wandte sich Ackermann gegen Generalverdächtigungen. In Folge des Missbrauchsskandals sollte es nicht zu einer «sterilen Seelsorge» kommen, in der jeder Körperkontakt und jede Begleitung von Minderjährigen durch Priester Argwohn auslöst. Eine «generelle Misstrauensoptik» führe, so der Bischof, nicht zu dem vielfach geforderten entkrampftem Umgang mit Körperlichkeit und Sexualität, sondern zu neuen Verkrampfungen. Wie Seelsorge künftig aussehen kann
- auch damit wird sich der neue Missbrauchsbeauftragte auseinandersetzen müssen.