Die deutschen Bischöfe unterhalten Gemeinden weltweit

Andere Seite der Globalisierung

Weltweit leben rund 2,5 Millionen deutschsprachige Katholiken fern ihrer Heimat. Laut Statistischem Bundesamt kommen Jahr für Jahr rund 160.000 Deutsche hinzu - mit steigender Tendenz. Die wachsende Zahl der dauerhaft im Ausland Lebenden stellt auch die Kirche vor neue Herausforderungen.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

In Zeiten der Globalisierung finden diese Deutschen im Ausland an gut 120 Orten weltweit eine deutschsprachige katholische Gemeinde. Koordiniert wird sie vom Katholischen Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn. Die heutige Auslandsseelsorge, sagt der Bischof, biete Seelsorge und Sakramente, sei aber mehr als das: "Sie hat auch eine soziale Dimension." Es ist eben auch unter Palmen oder im australischen Sommer schön, gemeinsam auf den Nikolaus zu warten oder Weihnachtslieder im Chor zu singen.

Hongkong oder Kapstadt, Sao Paulo oder Madrid - sogenannte Metropolenseelsorge bildet heute den Schwerpunkt des Engagements. Das war nicht immer so. Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts galt die Sorge der Kirche klassischen Auswanderern - noch heute gehören zu den Gemeinden an einigen Orten auch Gläubige, deren Vorfahren vor Generationen ausgewandert sind.

30.000 Deutsche auf Mallorca
Auf Mallorca, erläuterte Trelle, lebten ständig 30.000 Deutsche, viele Tausend seien es auch auf dem spanischen Festland, an der türkischen Ostküste, in Kenia. Nicht selten hätten diese Menschen im Alter "keine Kraft mehr zur Rückkehr" und sehnten sich dann nach einer seelsorgerlichen Begleitung in vertrauter Sprache.

Seit einem halben Jahr leitet Pfarrer Peter Lang das Auslandssekretariat. Zuvor betreute der Priester des Bistums Regensburg elf Jahre lang die deutsche katholische Gemeinde in Sydney. "Ich hatte einfach Fernweh und wollte in die Traumstadt schlechthin", erinnert er sich. Doch dann berichtet er von Taufen, Trauungen und Trauer in der Kirchengemeinde, schwärmt von Chor- und Tanzgruppen und Gemeindefreizeiten. Von den 25.000 deutschsprachigen Bewohnern Sydneys ist ein Drittel katholisch, schätzt er - und bei den Olympischen Spiele 2000 und dem Weltjugendtag 2008 waren es gewiss noch einige mehr. Langs Resümee: "Wenn die Menschen im Ausland sind, besinnen sie sich auf ihre Wurzeln. Und sie spüren, wie sehr sie vom Brauchtum geprägt sind."

40 Priester sind "draußen" im Einsatz
Trotz des Priestermangels und knapper werdender Finanzmittel in Deutschland - die Bischofskonferenz will an diesem Engagement festhalten, betont Trelle. 4,5 Millionen Euro Kirchensteuer setzt sie dafür ein, rund 40 deutsche Priester und Diakone sowie zehn Laientheologen sind "draußen" im Einsatz. Der Bischof berichtet aus eigenem Erleben vom Manager, den es samt Familie zu Volkswagen nach Mexiko verschlagen hat. Mit dem Wegzug aus Deutschland verschwindet so jemand als Kirchensteuerzahler aus der Statistik. Wenn die Kirche sich um die Familie im Ausland kümmert, meldet sie sich in einigen Jahren vielleicht zurück, wenn der Erstwohnsitz wieder in Deutschland liegt.

Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, nennt noch einen weiteren Aspekt: Die Auslandsseelsorge habe "auch eine politische Dimension", betont er.

Es gehe um die Präsenz deutscher Kultur und deutscher Sprache im Ausland. Die Bundesregierung fördert die Arbeit deshalb mit 740.000 Euro, Auslandsseelsorger sind auch mal zu Gast in der deutschen Diplomatenausbildung. In Zeiten, in denen immer wieder von Einschränkungen der Religionsfreiheit die Rede ist, hat das Engagement noch eine weitere Komponente. Langendörfer spricht von einer "politischen Tragweite und Brisanz" in Teilen der muslimischen Welt. Wenn die Bischofskonferenz beispielsweise die Gemeinde in Istanbul konkret unterstützen wolle, "stoßen wir schnell an Grenzen".