Autor Thomas Brezina stellt die "Bibel in Reimen" vor

"Ich habe sehr viel Neues gelernt"

"Die Bibel in Reimen" war ursprünglich als Kinderbibel gedacht. Warum dann doch mehr daraus geworden ist und warum er dabei zudem noch "sehr viel Neues gelernt" hat, verrät der Autor Thomas Brezina im Interview. 

Symbolbild: Ein aufgeschlagenes Buch / © FabrikaSimf (shutterstock)
Symbolbild: Ein aufgeschlagenes Buch / © FabrikaSimf ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Mehr als 45 Millionen verkaufte Bücher von Ihnen wie beispielsweise die "Knickerbocker-Bande" sind in über 30 Sprachen übersetzt. Was hat Sie denn daran gereizt, die Geschichten, die Kinder besonders faszinieren in der Bibel, in Reimform für sie zu erzählen?

Thomas Brezina (Österreichischer Autor): Es ist so, dass in Reimen zu erzählen bedeutet, dass man sich wirklich auf den Kern der Sache konzentrieren muss und Sachen sehr bildhaft und klar ausdrückt. Ich habe andere Dinge schon in Reimen geschrieben und vorbereitet und irgendwann kam auch die Idee zur Bibel in Reimen. Das hat mich fasziniert. Das hat mich sehr interessiert. Daraus geworden ist jetzt ein Buch nicht nur für Kinder, sondern genauso für Erwachsene. In Österreich ist es auch auf der Erwachsenen-Bestseller-Liste auf Platz 1 gelandet.

DOMRADIO.DE: Wie schwer war es denn, den richtigen Ton zu treffen, was Bibelverse angeht?

Brezina: Ich habe ein Expertenteam. Dazu gehören der Dompfarrer von Sankt Stephan in Wien, Toni Faber, und drei Religionspädagoginnen und Religionspädagogen, die die Erzdiözese zusammengestellt hat. Mit denen gemeinsam habe ich gearbeitet. Die haben mir auch vorgeschlagen, welche Geschichten alle hinein sollten. Ich habe mich dann sehr damit auseinandergesetzt, aber auch viele Fragen gehabt, weil mir vieles sehr unklar war.

DOMRADIO.DE: Zum Beispiel?

Brezina: Na, zum Beispiel: Wieso stammen wir alle von Adam und Eva ab? Das ist eine Frage, die viele Kinder stellen und an denen Eltern dann bereits scheitern. Ich kann es auch nicht erklären. Diese Frage habe ich zum Beispiel diesem Expertenteam gestellt und Toni Faber hat gesagt: Thomas, das ist das Symbol dafür, dass wir alle verführbar sind. Deswegen stammen wir symbolisch und bildhaft von ihnen ab. Und dieses verführbar sein, selbst wenn es uns noch so gut geht, wenn da eine Stimme kommt und sagt, es könnte noch besser sein, das erlebt jeder von uns, das erlebt jedes Kind. Die Größe, die Kraft ist, dieser Stimme zu widerstehen.

Die Dinge so zu erklären und so zu erzählen, das war mir das Hauptanliegen - und hat zu einer Veränderung geführt. Zuerst sollte es heißen eine "Kinderbibel in Reimen". Dann hat es sehr viele erwachsene Testleser ohne Kinder gegeben, die gesagt haben, sie verstehen Vieles jetzt zum ersten Mal. Darum heißt es jetzt auch: "Die Bibel in Reimen" - und es ist ein Buch für jedes Alter.

DOMRADIO.DE: Welche Geschichte hat Sie besonders gepackt, als Sie nochmal in die Bibel rein gelesen haben und überlegt haben: Wie kann ich das denn in Reimform ausdrücken?

Brezina: Ich habe sehr viel Neues gelernt, muss ich dazu sagen. Was mich persönlich sehr gepackt hat, ist die Geschichte: Jesus geht über das Wasser. Petrus kann das nicht glauben. Jesus gibt ihm die Kraft. Dann kann Petrus tatsächlich übers Wasser gehen - und auf halbem Weg sagt er: Nein, das ist unmöglich. Das kann es überhaupt nicht geben - und in dem Moment versinkt er. Und Jesus zieht ihn heraus und sagt dann nachher: Das ist das Geheimnis des Glaubens. Den Glauben behalten, das kann alleine jeder für sich. Das ist die größte Herausforderung im Leben für sich selbst, seine eigenen Möglichkeiten und natürlich auch den Glauben an Gott.

DOMRADIO.DE: Es ist ein sehr buntes Buch. Wie wichtig sind die Illustrationen von Pablo Tambuscio für das Gesamtbild oder das Verständnis auch der Geschichten?

Brezina: Sie sind unglaublich wichtig, denn es ist ja jede Doppelseite illustriert. 368 Seiten hat das Buch und es ist jede Seite illustriert worden, weil das Ganze dadurch doppelt und dreifach lebt. Und diese Reimtexte sollen ja auch locker gesetzt sein können. Manchmal ist es mehr, manchmal ist es weniger. Es soll ein Leseerlebnis für alle Sinne sein und Bilder im Kopf erwecken, aber gleichzeitig auch Bilder geben, weil jeder natürlich das gerne auf diese Art und Weise verfolgt.

Pablo hat mit sehr vielen verschiedenen Stilen und verschiedenen Blickwinkeln gearbeitet und die Geschichten dadurch auch unterschiedlich herausgearbeitet. Er war auch, so wie ich, sehr versunken in dieses Projekt - und sehr begeistert davon.

DOMRADIO.DE: Sie haben schon gesagt, es gab viele Reaktionen, auch von Erwachsenen. Gab es eine Lieblingsreaktion auf das Buch, bei der Sie sagen, darüber habe ich mich besonders gefreut.

Brezina: Es gab Reaktionen wirklich aus vielen verschiedenen Kreisen. Der Toni Faber hat in einem Interview, wir saßen gestern in einer Sendung nebeneinander, gesagt, er freut sich, denn er verteilt die Bibel sehr gerne, weil er ja auch maßgeblich beteiligt war. Und er kriegt nur positives Feedback. Das freut ihn, weil er sagt: Das ist ja nicht immer so selbstverständlich.

Eine andere Situation: Ich hatte beruflich eine Zoom-Konferenz. Da war ein Teilnehmer türkischer Abstammung und die Konferenz kam zum Ende. Und plötzlich hat er gesagt, er möchte noch kurz etwas sagen. Da ging es um etwas völlig anderes, aber plötzlich hebt er die Bibel in Reimen hoch und sagt, er bedankt sich für dieses Buch. Seine Freundin hat es ihm zu Ostern geschenkt und er selbst kommt aus einer Gegend, in der Religion eigentlich nicht sehr verbreitet war - auch nicht der Islam. Aber es hat ihn immer interessiert.

Er liest das Buch und er ist absolut angetan davon und er ist sehr berührt und es weckt in ihm sehr viel. So etwas zu hören auf diese Art und Weise, also ich muss ehrlich sagen, das hat auch mir die Tränen in die Augen getrieben.

Das Interview führte Martin Mölder.


Quelle:
DR