Viel Hightech im neuen Bibelmuseum in Washington

Die größte Bibel-Show der Welt

Washington beherbergt künftig die größte Bibel-Show der Welt. Auf acht Etagen eröffnet am Freitag ein Museum eigens für das "Buch der Bücher". Eine halbe Milliarde Dollar wurde in das umgebaute Gebäude investiert.

Autor/in:
Bernd Tenhage
 (DR)

Dieser Bibelpalast sprengt alle Maßstäbe. Auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern bietet die Präsentation des meistgelesenen Buches der Welt ein Erlebnis für alle Sinne. Soviel davon, dass die "Washington Post" schon im Vorfeld "viel Techno und wenig Jesus" ausmachte. Der Sohn Gottes steht jedenfalls nicht im Zentrum der Mega-Ausstellung. Es geht um seine Botschaft und die des Alten Testaments, deren Kern auch von anderen Weltreligionen geteilt wird.

Wer die ganze Ausstellung erleben will, muss viel Zeit mitbringen. Allerdings gibt es in der dritten Etage auch einen Überblick zum Neuen Testament in einem nur etwa 20-minütigen Rundgang. Für die Erkundung der älteren Schriften sollte man wesentlich mehr Zeit veranschlagen.

"Zeitgemäße" Darstellung

Für den Kurator des Bibel-Hauses, David Trobisch, geht es darum, das "Buch der Bücher" auch einer zunehmend areligiösen Gesellschaft nahezubringen. Daher werden die großen Hauptfiguren des Alten Testaments möglichst "zeitgemäß" dargestellt. Disney-Animateure taten ihr Bestes, um etwa das Innenleben der Arche Noah sinnlich zu vermitteln: mit Tieren und knarrenden hölzernen Schiffsplanken. Noah als Hightech-Simulation, die Bibel in Bunt – museumspädagogisch könnte das funktionieren. Und wissenschaftlich fundiert.

Denn die Animateure, so Tropisch, setzen nur um, was Bibelspezialisten ihnen vorgegeben haben. Der Sohn eines deutschen Vaters, der in Heidelberg studierte und an der Yale-University lehrt, konnte aus 140.000 Exponaten auswählen. Auf den acht Etagen eines entkernten ehemaligen Kühlhauses fand er reichlich Platz für seine Ideen.

Raum für Wirkungsgeschichte und Einzelstücke

Das Museum, das nur drei Straßenblöcke vom US-Kongress entfernt liegt, präsentiert die Entstehung der Bibel, ihre Erzählungen und ihre Wirkungsgeschichte. Gezeigt werden auch kuriose Einzelstücke wie die Bibel Elvis Presleys oder jene, die Appollo-14-Astronaut Edgar Mitchell bei seinem Mondflug mitnahm – so klein, dass sie nur mit der Lupe zu lesen ist.

Viel Raum ist der Wirkungsgeschichte der Bibel gewidmet. "Die Idee, zwei oder drei Zeugen zu haben, kommt aus der Bibel", nennt Pressesprecher Jeremy Burton ein Beispiel. "Sie ist in unserem Justizsystem verankert." Für den Aha-Effekt sorgen auch die 15.000 Bibel-Referenzen allein im Werk William Shakespeares.

Wohl größte Sammlung weltweit

Gründervater des Projekts ist Steve Green, ein evangelikaler Christ aus Oklahoma City, der als Unternehmer Milliarden verdiente. Landesweit in die Schlagzeilen geriet Green, als er 2009 vor dem Supreme Court das Recht erstritt, keine Versicherungsbeiträge für die Pille auf Krankenschein seiner Angestellten bezahlen zu müssen.

Mit seinen 40.000 biblischen Exponaten dürfte Green weltweit der größte Sammler zur Geschichte des "Buches der Bücher" sein. Was er über Jahre zusammengetragen hat, liefert den Grundstock des Museums und findet sich vor allem im vierten Stock. Darunter ist die originale "King James Bible" von 1611, die einflussreichste englischsprachige Übersetzung; oder Drucke, die vom Setzer eigenmächtig umredigiert wurden.

Ökumenischer Ansatz

Der 75-jährige Green versteht das Museum als Ort, der Menschen die heiligen Schriften näherbringt, sie mindestens dafür neu interessiert. Aber nicht als Monument für seine fundamentalistischen Glaubensgeschwister. Kurator Tropisch betont, der Ansatz sei betont ökumenisch. So darf der Vatikan Teile des Museums belegen, und auch mit Israel existiert ein Abkommen. Immerhin beherbergt das Haus auch die größte Sammlung von Thora-Schriftrollen weltweit.

Was dem Bibel-Palast die Massen gewinnen soll, ist der multimediale Ansatz. Per Flugsimulator schwebt der Besucher über Washington auf der Suche nach biblischen Inschriften an der Union Station, dem Kapitol oder dem Supreme Court. Im hauseigenen Theater steht das Musical "Amazing Grace" auf dem Spielplan. Tablets führen in zehn Sprachen durchs Haus. Und Entspannung bieten ein "biblischer Dachgarten", das Restaurant "Manna" oder das Cafe "Milk and Honey".

In einem Land, in dem jeder Präsident zur Vereidigung auf den Stufen des Kapitols seine Hand auf die Bibel legt, und jeder Hotelgast im Nachttisch die Heilige Schrift findet, wird das Museum an der 300 D Street seine Wirkung vermutlich nicht verfehlen.


Quelle:
KNA