400-Millionen-Dollar-Projekt soll Interesse an der Bibel wecken

Ein Museum für das Buch der Bücher

Steve Green aus dem US-Bundesstaat Oklahoma besitzt die wohl größte Bibel-Schriften-Sammlung der Welt. Ab 2017 will er sie in einem "Bibel-Museum" der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Autor/in:
Thomas Spang
 (DR)

Steve Green (50) stammt aus einer frommen Familie. Unter seinen Ahnen finden sich eine Reihe evangelischer Pastoren, die das Wort Gottes mit Leidenschaft im rauen Prärie-Staat Oklahoma verkündeten. Diesen missionarischen Eifer teilt Green ebenso wie die Liebe zur Bibel. Da er als Präsident der familieneigenen Bastelbedarf-Kette "Hobby Lobby" gleichzeitig ein Imperium regiert, dessen Wert auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt wird, hat er die Ressourcen, in das "Buch der Bücher" zu investieren.

Vor fünf Jahren erstand Green mit Hilfe des Bibelforschers Scott Carroll vom evangelikalen "Gordon-Conwell Theological Seminary" sein erstes Artefakt. Dabei handelte es sich um ein Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, das als "Roseberry Rolle" bekannt ist. Seitdem kamen tausende Stücke hinzu, darunter Fragmente antiker Schriftfunde vom Toten Meer, eine frühe Bibel Martin Luthers und eine "King James Bible" von 1631. Die auf 44.000 Objekte gewachsene Sammlung gilt heute als eine der größten der Welt.

Unermesslicher Wert für die Forschung

Ihr materieller Wert geht nach Schätzungen in den dreistelligen Millionenbereich. Der ideelle Wert für die Forschung lässt sich kaum bemessen. Denn viele dieser Schriften waren bisher in Privatbesitz und damit öffentlich nicht zugänglich. Sie werden ihre neue Heimat in einem historischen Kühlhaus finden, wenige Meter vom US-Kongress und der National Mall entfernt. Green erwarb den fensterlosen Backsteinbau 2012 für 50 Millionen Dollar.

Nach aufwendigen Umbauarbeiten wird das Gebäude 2017 als "Bibel-Museum" in neuem Glanz erstrahlen. Dafür heuerte Green sechs Architekturbüros an, die in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden der US-amerikanischen Hauptstadt ein Design entwarfen, das auch weniger an der Ausstellung interessierte Besucher anziehen dürfte. Der Glasaufbau erinnert aus der Luft betrachtet an eine Thora-Rolle. Er wird von einem "biblischen Dachgarten" gesäumt, der ansichtskartenreife Aussichten auf Washington verspricht.

Bibelmuseum mit Kirchenfenstern aus Deutschland

In dem entkernten Gebäude werden auf 400.000 Quadratmetern Materialien verbaut, die in direktem Bezug zu den ausgestellten Objekten stehen. Unter anderen sollen auch Kirchenfenster aus Deutschland Verwendung finden.

Jeweils ein Bereich des Museums wird dem Entstehen der Bibel, den erzählten Geschichten und ihrer Wirkung gewidmet. Dabei vereint das Konzept traditionelle Ausstellungsflächen mit technologisch aufwendigen Unterhaltungselementen und einer nüchternen Forschungsabteilung. Der Museumsgründer bezahlt bereits jetzt 60 Gelehrte, die seine Bibel-Sammlung wissenschaftlich unter die Lupe nehmen.

"Religionsübergreifender Charakter"

Der Präsident des Museums, Cary Summers, hob bei der Vorstellung der Pläne vergangene Woche den religionsübergreifenden Charakter des Projekts hervor. "Wir haben bei der Entwicklung mit verschiedenen jüdischen, katholischen und protestantischen Gruppen zusammengearbeitet". Außerdem gebe es eine Kooperation mit den Vatikanischen Museen und der Vatikanischen Bibliothek.

Dass Steve Green 400 Millionen Dollar in das Projekt investiert, ohne damit an die missionierende Familientradition anknüpfen zu wollen, kann sich in Washington kaum jemand vorstellen. Die Bibel spreche für sich selbst, versichert der Museums-Gründer auf Anfragen, ob das Museum auch auf eine Bekehrung der Besucher ziele. "Wir hoffen natürlich, dass die Leute bedenken, was das Buch zu sagen hat". Aber letztlich sei das die Entscheidung eines jeden Einzelnen.

Ein Buch mit gewaltigem Einfluss

Skepsis bleibt. Zumal der Hobby-Lobby-Chef mit seinem Sendungsbewusstsein schon einmal Schlagzeilen machte. Vergangenen Juni zog er gegen Präsident Obamas Gesundheitsreform zu Felde und setzte vor dem Supreme Court durch, keine Versicherungsprämien für seine Angestellten zahlen zu müssen, die freien Zugang zu Verhütungsmitteln garantieren.

Green versichert, es bleibe bei dem nüchternen Museums-Konzept, das die Bibel in allen ihren Facetten beleuchte. "Wir wollen alle Leute erreichen. Es ist ein Buch, das einen gewaltigen Einfluss hatte", sagt er. Gleichzeitig sei wenig über seine Geschichte bekannt. "Wir denken, die Leute sollten mehr darüber erfahren können."


Bibel / © Badische Landesbibliothek (dpa)
Bibel / © Badische Landesbibliothek ( dpa )
Quelle:
KNA