Gebetswoche für die Einheit der Christen

"Wir werden alle verwandelt durch den Glauben an Jesus Christus"

In mehr als 100 Ländern weltweit feiern Angehörige aller Konfessionen einmal im Jahr die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Die ökumenischen Gottesdienste und Gebete stehen 2012 unter dem Bibelwort "Wir werden alle verwandelt durch den Glauben an Jesus Christus" aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther.

 (DR)

Auf der Nordhalbkugel wird die Gebetswoche vom 18. bis zum 25. Januar gefeiert, auf der südlichen Halbkugel wird sie traditionell zu Pfingsten begangen. Der zentrale Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen wird am Sonntag in der Kirche Sankt Jakob in Köthen (Sachsen-Anhalt) gefeiert. Er beginnt um 14 Uhr, wie das Bistum Magdeburg am Montag mitteilte. Dazu eingeladen hat die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) gemeinsam mit der ACK Sachsen-Anhalt. Die Feier steht unter dem Leitwort der Gebetswoche 2012 "Wir werden alle verwandelt durch den Glauben an Jesus Christus".



Der ACK-Vorsitzende und evangelische Braunschweiger Bischof Friedrich Weber hält die Predigt. Weiter nehmen der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige, der evangelische anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig und die Generalsekretärin des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, Regina Claas, an der Feier teil. Mit der Kollekte sollen in diesem Jahr ein Projekt zur Ausbildung Jugendlicher zu Friedenserziehern in Recife (Brasilien), ein Programm für die Arbeit mit Kindern und Jugendarbeit der orthodoxen Kirche in Albanien sowie der Stipendienfonds des Ökumenischen Instituts Bossey in Genf (Schweiz) unterstützt werden.



Für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, ist die Gebetswoche ein wertvolles Zeichen für die ökumenische Verbundenheit. "Das diesjährige Leitwort, das im Kontext des Korintherbriefes auf die Verwandlung vom Tod zum Leben schaut, die uns durch Jesus Christus geschenkt ist, verweist auf die zentrale Botschaft des christlichen Glaubens. Die Gebetswoche gibt uns eine gute Gelegenheit, uns gemeinsam dieser Verheißung zu vergewissern und uns gegenseitig in der Hoffnung zu bestärken. Wenn Christen verschiedener Kirchen und Gemeinschaften sich im Gottesdienst und im Gebet zusammenfinden, wird deutlich, wie nahe wir schon beieinander sind."



Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, bekräftigte, es sei wichtig, dass die Kirchen unter einem gemeinsamen Leitwort beten, denn: "Das Gebet ist die elementare Sprache der Christenheit und überdies ein wichtiges ,Alleinstellungsmerkmal" der Kirchen in öffentlichen Äußerungen gegenüber anderen Parteien und Organisationen." Der Ratsvorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang an einen Satz aus dem bekannte Bekenntnis des Theologen Dietrich Bonhoeffer aus dem Jahre 1943: "Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal  ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet." (Dietrich Bonhoeffer, Nach zehn Jahren)



Koptischer Bischof predigt zur Weltgebetswoche

Mit einem Gottesdienst mit dem Bischof der koptischen Kirche in Deutschland, Anba Damian, soll am Sonntag in Münster zur Solidarität mit den verfolgten Christen im Nahen Osten aufgerufen werden. Die Vesper in der Überwasserkirche findet aus Anlass der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen statt, wie das Bistum Münster am Dienstag ankündigte.



In einem ökumenischen Chor sollen koptische Mönche gemeinsam mit Kantorinnen der Dommusik singen. Geleitet wird der Gottesdienst von dem Münsteraner Generalvikar Norbert Kleyboldt.



Entwurf in diesem Jahr aus Polen

Die Gebetswoche entstand 1908 in den USA. Auf Anregung des anglikanischen Priesters Paul Wattson fand in Graymor im Bundesstaat New York eine erste sogenannte Gebetsoktav für die Einheit der Christen statt. Wattson war auch Begründer der späteren katholischen Ordensgemeinschaft der Society of the Atonement (Gesellschaft der Sühne). Die Gebetswoche breitete sich zunächst vor allem in der katholischen Kirche aus.



Seit 1968 werden die Texte und Themen gemeinsam von einer internationalen Arbeitsgruppe erarbeitet, die sich aus Vertretern des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen zusammensetzt. Als Vorlage dient ein Entwurf, der jedes Jahr aus einem anderen Land stammt. In diesem Jahr wurde er von den Kirchen in Polen erarbeitet.