In Münster wird das weltweit erste Institut für "Theologische Zoologie" gegründet

Bibel und Biologie

In Münster wurde am Dienstag das weltweit erste Institut für "Theologische Zoologie" gegründet. Idee und Begriff stammen vom Münsteraner Priester und Biologen Rainer Hagencord. Im domradio-Interview erklärt er, warum Tiere eine Seele haben, aber keinen Segen brauchen.

 (DR)

Bei der Eröffnung des "Instituts für Theologische Zoologie" am Dienstag forderten Theologen und Biologen mehr christliches Engagement beim Tierschutz. Die Schirmherrin des Instituts, die renommierte Schimpansenforscherin Jane Goodall, beklagte, dass die westliche Kultur die Weisheit von der Würde des Tieres verloren habe. "Statt nach der Spiritualität zu fragen, sind wir dabei, unseren Planeten zu zerstören", so die UN-Friedensbotschafterin.

Der Gründer und Leiter des Instituts, Rainer Hagencord, warf den Kirchen vor, das Thema Bewahrung der Tierwelt und der Schöpfung fast vollständig auszublenden. Er hoffe, mit seinem Institut das Wissen über die Tiere und damit auch über den Menschen zu fördern. Dies habe nichts mit Esoterik und biblischem Fundamentalismus zu tun, sondern mit einem wissenschaftlichen Dialog, sagte der promovierte Priester und Biologe.

Ziel des Instituts ist eine ethische und theologische Auseinandersetzung mit Fragen der Tierforschung. Hagencord spricht von der Notwendigkeit einer neuen "Schöpfungsspiritualität". Sein Institut suche dazu den Dialog mit Verhaltensbiologen und Evolutionstheoretikern. Kirchenvertreter redeten beim Thema Bewahrung der Schöpfung zu oft von "Sonne, Mond und Sternen" und zu selten von ethischen Konflikten, die "an der Fleischtheke beginnen".

Grußwort von Erzbischof Werner Thissen
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen ruft in einem Grußwort zur Institutseröffnung zu einer neuen "Schöpfungsgemeinschaft" auf. Eine theologische Würdigung des Tieres schließe die vermehrte Verantwortung des Menschen für seine Mitgeschöpfe ein. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Hubert Weiger, kritisiert in seinem Grußwort den Umgang des Abendlandes mit Tieren. Gerade der christlich geprägte Kulturkreis vernichte Tierarten in atemberaubendem Tempo. "Es braucht die theologische Zoologie, um eine Vision zu entwickeln für einen zukunftsfähigen Umgang mit den Tieren in der Landwirtschaft, unseren Mitgeschöpfen", schreibt der BUND-Chef.

Das Institut ist an der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) der Kapuziner in Münster angesiedelt und kooperiert mit der Universität Münster und der Katholischen Hochschule NRW. Gründer Hagencord, gebürtiger Ahlener, studierte nach seiner Priesterweihe 1987 Biologie und Philosophie in Münster. In seiner Doktorarbeit "Diesseits von Eden", die schon mehrfach aufgelegt wurde, widmet er sich einer Neubestimmung des Tieres aus der Sicht der Theologie und der Verhaltensbiologie.