Benedikt XVI. distanziert sich von Wortwahl in "Freiburger Rede"

"Ob es klug war, weiß ich nicht"

Benedikt XVI. hat sich von der Wortwahl seiner berühmten "Freiburger Rede" distanziert, in der er eine "Entweltlichung" der katholischen Kirche gefordert hatte. Zugleich ging er mit kirchlichen Amtsträgern ins Gericht.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einem Interview 2018 / © Daniel Karmann (dpa)
Der emeritierte Papst Benedikt XVI bei einem Interview 2018 / © Daniel Karmann ( dpa )

"Ob das Wort 'Entweltlichung', das aus dem von Heidegger gebildeten Wortschatz stammt, in Freiburg als abschließendes Stichwort von mir klug gewählt war, weiß ich nicht", schreibt der emeritierte Papst in Antworten auf Fragen der "Herder Korrespondenz", die die Zeitschrift in ihrer neuen Ausgabe veröffentlichen wird.

Das Positive nicht genug ausgedrückt

"Das Wort Entweltlichung deutet den negativen Teil der Bewegung an, um die es mir geht, nämlich das Heraustreten aus der Rede und den Sachzwängen einer Zeit ins Freie des Glaubens", sagte er. Das Positive dieser von ihm geforderten Bewegung sei aber damit "nicht genügend ausgedrückt".

In der Rede zum Abschluss seines Deutschland-Besuchs 2011 hatte Benedikt die "zunehmende Distanzierung beträchtlicher Teile der Getauften vom kirchlichen Leben" festgestellt. Die Kirche müsse darum "immer wieder auf Distanz zu ihrer Umwelt gehen, sie hat sich gewissermaßen zu 'ent-weltlichen'". Und: "Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muss die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von der Weltlichkeit der Welt lösen", sagte er damals.

Im "Herder"-Interview betonte der frühere Kardinal Joseph Ratzinger, "dass zur Kirche nun einmal Weizen und Spreu, gute und schlechte Fische gehören. Es konnte also nicht darum gehen, Gutes und Schlechtes voneinander zu trennen, wohl aber darum, Gläubige und Ungläubige voneinander zu scheiden".

Kritik an der "Amtskirche"

Zugleich ging Benedikt mit den Amtsträgern der katholischen Kirche in Deutschland ins Gericht. "So lange bei kirchenamtlichen Texten nur das Amt, aber nicht das Herz und der Geist sprechen, so lange wird der Auszug aus der Welt des Glaubens anhalten", so Benedikt. Er erwarte "ein wirkliches persönliches Glaubenszeugnis von den Sprechern der Kirche".

Benedikt kritisierte: "In den kirchlichen Einrichtungen - Krankenhäusern, Schulen, Caritas - wirken viele Personen an entscheidenden Stellen mit, die den inneren Auftrag der Kirche nicht mittragen und damit das Zeugnis dieser Einrichtung vielfach verdunkeln."

Amtliche Texte der Kirche in Deutschland würden weitgehend von Leuten geschrieben, "für die der Glaube nur amtlich ist. In diesem Sinn muss ich zugeben, dass für einen Großteil kirchenamtlicher Texte in Deutschland in der Tat das Wort Amtskirche zutrifft."


Quelle:
dpa
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